Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf
keine Mühe scheuen, um Mahina aus den Klauen der Rebellen zu befreien.« Frohinia wandte sich an Jenga, als nähme sie seine Anwesenheit zum ersten Mal zur Kenntnis. »Ich wünsche, dass ohne Verzug so viele Hüter, wie Ihr aufbieten könnt, flussabwärts nach Testra in Marsch gesetzt werden. Dort ist der nahe liegendste Ausgangspunkt für einen Feldzug in die Heiligen Berge, und sie sind ja offenbar das Ziel der Flüchtlinge.« Kurz schweifte ihr Blick durch die Runde der übrigen Schwestern des Quorums. »Ich brauche wohl kaum zu betonen, Hochmeister, dass unsere vordringlichste Sorge in Wahrheit keineswegs Mahinas Rettung gilt.«
»Wie meint Ihr, Euer Gnaden?«, fragte Jenga, der nicht so recht wusste, ob er glauben sollte, was sie ihm soeben befohlen hatte.
»Seht Ihr irgendeine Schwierigkeit, Hochmeister?«
»Ein solcher Befehl könnte missverstanden werden, Euer Gnaden. Nach meiner Ansicht...«
»Eure Ansichten sind nicht gefragt, Hochmeister. Beschränkt Euch auf die Befolgung meiner Befehle.«
»Mahina war bei den Hütern stets sehr beliebt, und zwar schon vor ihrer Ernennung zur Ersten Schwester«, äußerte Jenga dennoch einen weiteren Einwand. Er konnte derartige Anweisungen unmöglich ohne Widerspruch hinnehmen. Frohinia drohte ganz erheblich zu weit zu gehen. »Daher dürfte Euer Wille bei den Kriegsleuten ... nicht leicht durchzusetzen sein.«
»Dieser Einwand ist vollauf gerechtfertigt«, stimmte Harith ihm bei. »Könnt Ihr von Euch behaupten, Frohinia, ein gleichermaßen hohes Ansehen zu genießen, wie es einst Mahina hatte?«
Die Erste Schwester maß die Herrin der Schwesternschaft mit missfälligem Blick. »Die Hüter halten ihren der Schwesternschaft des Schwertes geleisteten Treueschwur. Dessen bin ich sicher. Mit gutem Grund, Hochmeister?«
Kaum merklich zögerte Jenga, bevor er nickte. »Ja, Euer Gnaden. So ist es.«
Später am Abend faltete Jenga, als ein Besucher seine Hochmeister-Kanzlei betrat, sorgsam das Sendschreiben zusammen, das er gerade gelesen hatte, und erhob sich aus dem Lehnstuhl.
»Ihr kennt die Neuigkeiten?«, fragte er Garet Warner.
Der Obrist nickte. »Ich habe Euch gewarnt, dass so etwas geschehen könnte. Ihr habt Tarjanian seit eh und je unterschätzt.«
»Jetzt ist schwerlich die rechte Zeit für Vorwürfe. Ich bezweifle, dass wir dazu im Stande gewesen wären, diese Entwicklung abzuwenden, einerlei was wir getan hätten. Was besagen die Meldungen über diesen unseligen Hauptmann ... Wie heißt er doch gleich wieder?«
»Loclon.«
»In welchem Zustand befindet er sich?«
»Er wird's überleben.«
»Hat er eine Aussage über die Vorfälle machen können?«
»Cortanen zufolge brabbelt er nur wirres Zeug über R'shiel und Harshini-Magie.«
»Harshini-Magie? Bei den Gründerinnen ...! Das hat mir gerade noch gefehlt. Sobald er in der Zitadelle eintrifft, will ich ihn selbst befragen.«
»Ich werde es so einrichten. Er wird wohl in ungefähr einer Woche fähig zum Reisen sein. Habt Ihr weitere Anweisungen, Hochmeister?«
Einige Augenblicke lang musterte der Oberste Reichshüter den Obristen; dann gab er ihm durch einen Wink zu verstehen, dass er sich setzen dürfte. Warner blieb stehen.
»Was ich Euch nun enthülle, ist im höchsten Grade vertraulicher Natur«, sagte Jenga. Und nicht nur im höchsten Grade vertraulich , fügte er in Gedanken hinzu, sondern wahrscheinlich auch in höchstem Grade Verrat . Aber er fühlte sich nicht mehr dazu in der Lage, die Bürde allein zu tragen.
»Ich habe verstanden, Hochmeister«, antwortete Garet, obwohl man ihm eindeutig anmerkte, dass er für die ausgesprochene Warnung keinerlei Verständnis aufbrachte. Möglicherweise kränkte es ihn sogar ein wenig, dass Jenga es als notwendig befand, ihn zur Geheimhaltung zu ermahnen.
»An mich ist der Befehl ergangen, dafür zu sorgen, dass Mahina Cortanen, sollten wir sie lebend antreffen, nicht in dieser Verfassung bleibt.«
»Nicht einmal von Frohinia hätte ich geglaubt, dass sie soweit geht.«
»Glaubt es oder nicht, es ist die Wahrheit.«
»Mahina verkörpert für die Erste Schwester doch keine Gefahr. Welche Veranlassung könnte sie für einen derartigen Befehl sehen?«
»Weil Mahina für sie sehr wohl noch eine Gefahr bedeutet. Mahina hat beim Hüter-Heer größere Hochachtung genossen als jede Erste Schwester vor oder nach ihr. Ihre Verwicklung in diese Flucht hat die Schwesternschaft überrascht. Der karische Botschafter hat vor der Abreise, sollte die Erste
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