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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Bedürfnis, mit Korandellen zu sprechen, und wenn es nur zu dem Zweck sein sollte, ihm ins Gesicht zu sagen, dass er sich wie ein Hornochse aufführte.
    »Ich lasse Euch nun allein, Magus«, fügte die Großmeisterin hinzu. Brakandaran schenkte ihr kaum noch Beachtung; seine Aufmerksamkeit galt längst dem Seher-Stein. Beinahe fürchtete er, ihn zu berühren, weil er sich dessen bewusst war, dass er, sobald er es tat, nahezu zwei Jahrzehnte mühevoller Bestrebungen zunichte machte, sein jetziges Wesen vergaß und ebenso, was er in dieser Zeit getrieben hatte.
    Stöhnend schloss Brakandaran die Lider. Innerlich tastete er nach dem Quell arkaner Kraft, der in seinem Geist wohnte und den zu meiden er sich schon so lange beharrlich bemühte. Sobald er den Quell anzapfte, erwachte die Kraft mit geradezu erschreckender Frische und Stärke zum Leben, als drängte es sie mit aller Heftigkeit, endlich die Schranken zu sprengen, die er ihr mit solcher Sorgfalt gezogen hatte. Er öffnete die Augen, von denen er wusste, dass sie sich völlig verändert hatten. Sie waren keine blässlich blauen Augen mehr, in denen Ermüdung und Enttäuschung standen. Vielmehr waren sie vollkommen schwarz geworden. Die Kraft, die ihn durchströmte, schwärzte selbst das Weiß der Augäpfel. Brakandaran hob die Arme, legte die Handteller an die kühle Kristallfläche des Seher-Steins und ließ den Geist zu seinem König wallen.
    Brakandaran .
    Stunden schienen vergangen zu sein, als er auf geistiger Ebene die Stimme hörte, obschon ihm bewusst war, dass er die Hände erst vor geraumer Zeit an den magischen Stein gelegt hatte. Auf der Oberfläche des Steins erschien Korandellens Gesicht; was zuvor wie ein Brocken geglätteten Kristalls ausgesehen hatte, gab jetzt einen milchigen Hintergrund für die stolze Miene des Königs ab. Bei allem Stolz jedoch trug Korandellen die Last der Königswürde nicht ohne Unbehagen. Eigentlich hatte er nicht König werden wollen. Aber erst hatte ihn Lorandraneks Wahnsinn, dann Brakandarans Nachdruck dazu gezwungen. Bisher war Brakandaran der Auffassung gewesen, dass Korandellen seine Aufgaben gut erfüllt hatte.
    Meinen Gruß, Euer Majestät , antwortete Brakandaran stumm. Zwar hatte sich die Großmeisterin aus seiner Sicht entfernt, doch zur Sicherheit beugte er dagegen vor, dass sie lauschte. Immerhin war sie ein Mensch. Deshalb erachtete er es als klüger, sich geistig zu verständigen. Obgleich Brakandaran in gewissem Maße die Übung verloren hatte, war seine Fähigkeit zur Gedankenübertragung lediglich geschwächt und nicht vergessen. Es beunruhigte ihn regelrecht, wie leicht er sich auf alles besinnen, alle Befähigungen wieder anwenden konnte.
    Ich war mir nicht sicher , bekannte Korandellen, ob du meinem Ruf folgen würdest .
    Eure Helfershelfer haben mir keine Wahl gelassen , stellte Brakandaran fest. Habt Ihr überhaupt einen Begriff davon, was hier, als Ihr nach zwei Jahrhunderten des Schweigens plötzlich wieder im Seher-Stein erschienen seid, ausgelöst wurde? Er wusste, dass es sich nicht gehörte, nach zwanzigjähriger Abwesenheit in diesem Ton mit dem eigenen Monarchen zu reden, aber es war ihm unmöglich, sich zu mäßigen. Seine Erregung gewann die Oberhand. So erging es ihm jedes Mal.
    Korandellen war kein Bedauern anzumerken. Ich hätte dich nicht geholt, wäre es nicht äußerst dringlich. Ich weiß, wie dir zumute ist .
    Ihr versteht nicht im Geringsten, wie mir zumute ist, Korandellen. Ihr könnt nicht töten. Nicht einmal ans Töten denken könnt Ihr. Ihr ahnt nicht, wie es ist, mit der Bürde dessen, was ich getan habe, zu leben .
    Aber dir ist ja verziehen , dachte Korandellen großmütig-
    Von Euch vielleicht , entgegnete Brakandaran. Ich selbst kann mir niemals verzeihen .
    Traurig schüttelte Korandellen das Haupt. Dich trifft keine Schuld, Brakandaran. Du hast ein Leben beendet, um ein anderes Leben zu retten. Lorandranek war irrsinnig ge-
    worden. Deine Tat ist als Gnade zu bewerten. Du hast ihn von seinem Leid erlöst .
    Ich habe meinen König getötet. Ihm habe ich das Leben genommen, um das Leben eines gewöhnlichen Menschen zu bewahren . Kurz schloss Brakandaran die Augen, als die lange verdrängten Erinnerungen ihn zu überwältigen drohten. An jede Einzelheit konnte er sich noch so genau entsinnen, als hätte sich der Vorfall erst gestern ereignet.
    Brakandaran hatte sich auf Korandellens Wunsch auf die Suche nach Lorandranek té Ortyn begeben. Der verrückte König war

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