Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
vordergründiger Verträglichkeit falsches Spiel verbarg. Mathen hingegen sorgte sich Warners halber nicht im Mindesten. Er sah in ihm einen Wendehals, und solange er sich den Befehlen fügte, wollte er ihn in seiner Stellung dulden.
Was jedoch den Obersten Reichshüter betraf, so mochte niemand ihm trauen, auch Herzog Rollo nicht. Der Hüter-Hochmeister hatte die Waffenstreckung von Anfang an mit unverkennbaren Missfallensbekundungen begleitet und böswillig Hüter zur Fahnenflucht angestiftet, die jetzt das karische Heer mit ihren Nadelstichen plagten. Einem Gerücht zufolge sollte er sogar eine größere Streitmacht nach Hythria geschickt haben, wo sie gegenwärtig, wie es hieß, für den Frühling einen Rückeroberungsfeldzug vorbereitete. Jenga saß im Karzer hinter der Hochmeister-Kanzlei und sollte dort bleiben, bis Rollo über sein Los entschied. Ihn kurzerhand zu töten, widerstrebte dem karischen Herzog: Vielleicht erwies Jenga sich ja doch noch als nützlich.
Ein Pochen an der Tür unterbrach Mathen und die Erste Schwester. Mathen hob den Blick und rief die Erlaubnis zum Eintreten. Herein kam Garet Warner, strebte zum Pult und nahm vor dem Knappen und der Ersten Schwester höflich Haltung an.
»Guten Morgen, Knappe. Guten Morgen, Erste Schwester.«
»Was gibt es, Obrist? Doch nicht etwa Scherereien wegen der heutigen Hinrichtung?«
»Eben solchen Misslichkeiten gelten meine Überlegungen. Mir ging durch den Kopf, dass es für den Fall, es entstünden Unruhen, klug sein könnte, in der Zitadelle zusätzliche Wachen aufzustellen.«
»Wahrscheinlich ist es empfehlenswert. Ich lasse aus dem Lager Männer kommen.«
»Mir hat vorgeschwebt, für diesen Zweck Hüter einzusetzen«, sagte Garet Warner ruhigen Tons. Loclon gefiel der Einfall, während er in Warners Miene forschte, ganz und gar nicht. Weder Loclon noch Frohinia hatten den Obristen je ausstehen können. Der Mann zeichnete sich durch zu viel Hintersinn aus.
»Warum?«, fragte Knappe Mathen argwöhnisch.
»Ihr henkt heute einen Hüter, Knappe. Deshalb wäre es mir lieber, ich sähe seine Kameraden beschäftigt. Haben sie nichts zu tun, stehen sie als Zuschauer in der ersten Reihe.«
»Dann können sie fürwahr etwas höchst Aufschlussreiches lernen.«
»Oder ihre Stimmung schlägt um, und sie begehren auf.«
Einige Augenblicke lang dachte Knappe Mathen nach; dann erteilte er durch ein Nicken seine Einwilligung. »Nun wohl. Nehmt so viele Männer, wie Ihr als erforderlich erachtet. Am günstigsten dürfte es sein, Ihr haltet sie fern vom Amphitheater.«
»Eingedenk dessen habe ich ein Verzeichnis wichtiger Örtlichkeiten erarbeitet, denen im Ernstfall Gefahr droht. Dort gedenke ich meine Männer aufzustellen. Sie werden darin schwerlich etwas Außergewöhnliches sehen, und, wie Ihr es ganz richtig sagt, weilen sie fernab der Arena.«
»Vortrefflich. War das alles?«
»Eine kleinere Unannehmlichkeit ist entstanden«, antwortete Garet Warner, als hätte er sich gerade erst daran erinnert. »Es gibt Schwierigkeiten mit dem Haupttor. Eine Winde klemmt und kann nicht gelockert werden. Ich habe Handwerker mit der Behebung dieses Missstands beauftragt. Im Lauf des Vormittags dürfte er beseitigt werden.«
Knappe Mathen wirkte verärgert. »Ausgerechnet heute … Seid Ihr Euch in der Tat völlig dessen sicher, dass es ein zufälliger Vorgang ist?«
Der Obrist nickte. »Niemand hat sich daran zu schaffen gemacht, wenn es das ist, wovon Ihr sprecht. Davon habe ich mich schon am frühen Morgen, sobald ich davon erfuhr, selbst überzeugt. So es Euer Wunsch ist, könnt Ihr Euch die Sache mit eigenen Augen ansehen.«
»Es genügt mir«, knurrte Mathen unwirsch, »wenn Ihr für das baldige Öffnen des Tors sorgt.«
»Ganz zu Befehl, Knappe.« Markig entbot Garet Warner einen Gruß und wandte sich zum Gehen. »Ich habe mir die Freiheit herausgenommen«, fügte er hinzu, als er die Tür erreichte, »auch vor dem Eingang des Kabinetts ein paar Wachen aufziehen zu lassen.« Dann blickte er über die Schulter Frohinia an und lächelte. »Und für Euch, Euer Gnaden, habe ich eigens eine Leibwache gebildet. Wir wollen jeglicher Art von Zwischenfällen vorbeugen.«
Irgendetwas an Garet Warners Betragen warnte Loclon nachdrücklich. Der Obrist blieb zu gelassen, er schien Tarjanian Tenragans Hinrichtung geradezu gleichmütig hinzunehmen.
Während Warner hinter sich die Tür schloss, widmete Mathen seine Aufmerksamkeit wieder dem Entwurf der Rede. »Den
Weitere Kostenlose Bücher