Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
anderes, denn sie ist nicht mehr Eure Prinzessin. Adrina ist jetzt Prinzessin von Hythria.«
Entsetzt riss Drendyn die Augen auf. »Eure Hoheit, ist das die Wahrheit?«
Damin beobachtete Adrina und merkte ihr erhebliches Unbehagen an. »Vergebt mir, Drendyn, es verhält sich wirklich so«, sagte sie und zuckte ratlos die Achseln. Zu Damins Verblüffung bereitete es ihr anscheinend einen gewissen Kummer, den jungen Edelmann enttäuschen zu müssen.
»Richtet Eurem König von mir etwas aus«, wandte sich Damin an den bestürzten jungen Grafen. »Jeder Versuch, die Prinzessin zurück nach Karien zu schaffen, wird als Kriegshandlung bewertet.«
»Aber diese Schufte haben doch Kronprinz Cratyn gemeuchelt«, rief der Graf Adrina zu. Dann fuhr er voller Zorn zu Damin herum, trat um einen Schritt näher, erregte ganz den Eindruck, als wolle er für die Ehre der Prinzessin kämpfen und sterben. »Was habt Ihr Schändliches an ihr verbrochen?«
»Keinen Schritt weiter, Graf«, schnauzte Almodavar und setzte die Schwertspitze auf den Waffenrock des jugendlichen Grafen. Mit einem Ruck hielt Drendyn an, senkte den Blick auf die Klinge, die geradewegs auf sein Herz wies, und war so klug, einen Schritt rückwärts zu tun.
»Hythria wird für das Leben meines Prinzen büßen!«, schrie er; dieses Mal allerdings aus ungefährlicherem Abstand. »Und für die Entführung unserer Prinzessin!«
»Mag sein«, gestand Damin ihm gelassen zu. »Aber nicht mehr am heutigen Tage, mein junger Freund.«
»Schluss mit dem Gerede«, mischte sich ungeduldig R’shiel ein. »Damin, ich gebe euch den Rat, entfernt euch nun. Ehe wir allesamt aufbrechen, möchte ich noch etwas erledigen.«
»Oh, am Ende vielleicht etwas, das wir nicht sehen dürfen?«
»Beileibe nichts Derartiges. Ihr könnt es gern anschauen, wenn euch danach zumute ist, aber es wäre klüger, nicht hinzuhören.«
»Der Allerhöchste beschützt uns vor all deinen Gräueln, Dämonenkind«, faselte der Priester namens Garanus in anmaßendem Tonfall.
Das Gefangenendasein war den Geistlichen schlecht bekommen. Schwarze Haarstoppeln bedeckten Garanus’ zuvor spiegelblank gewesenen Schädel, seine zerknitterte Kutte strotzte vor Schmutz. Die übrigen Priester sahen wenig besser aus. Damin tat Garanus’ Wort als hohles Gewäsch ab. Ohne ihre Stäbe waren die Xaphista-Priester schlichtweg hundsgewöhnliche Sterbliche.
»Dein ›Allerhöchster‹ hat euch im Stich gelassen, Garanus. Warum sonst hat er geduldet, dass ihr in Gefangenschaft geratet?«
»Wir schenken deinen Gotteslästerungen kein Gehör.«
»Ganz wie es euch beliebt«, sagte R’shiel, indem sie die Schultern hob. »Damin, du solltest nun des Weges gehen.«
»Und was wird aus Mikel und Jaymes?«, fragte Adrina, der Damin anmerkte, dass sie hinsichtlich der Absichten des Dämonenkinds mindestens ebensolchen Argwohn wie er empfand.
»Sie sind bei mir in guter Obhut.«
Noch immer schwante Damin nicht im Geringsten, was sie eigentlich im Sinn haben mochte. Trotzdem tat er – wenngleich mit einer gewissen Widerwilligkeit – wie geheißen, nahm Adrina an der Hand und ging mit ihr zurück zu Tamylan, die mit den Pferden auf sie wartete. Almodavar saß wieder auf, schloss sich ihnen gemächlich an. Damin schwang sich in den Sattel und drehte sich in die Richtung R’shiels um, die unverändert vor den Kariern stand.
»Auf was mag sie denn nur aus sein?«, fragte Adrina, während sie sich im Sattel zurechtrückte und die Zügel ergriff.
»Glaub mir, darüber weiß ich so wenig wie du.«
»Drendyn war in Karien der einzige Mensch, der mich mit Anstand behandelt hat«, äußerte Adrina und spähte voller Besorgnis hinüber zum großen Haufen der Karier.
Diese Feststellung erklärte einleuchtend, wieso sie den jungen Grafen beinahe um Vergebung gebeten hatte.
»Wäre es ihr Wille, sie allesamt abzuschlachten, hätte sie’s längst getan.« Noch während Damin dies sagte, war ihm klar, dass seine Worte im günstigsten Fall als vordergründige Beschwichtigung gelten konnten. Er wusste nicht das Geringste über das Vorhaben des Dämonenkinds, daher ließ es sich aus seiner Warte keineswegs ausschließen, dass R’shiel über die Gefangenen ein Todesurteil verhängt hatte.
»Oder sie wartet listig darauf, dass keine Augenzeugen mehr zugegen sind«, meinte Almodavar.
»Sie hat erwähnt, dass es klüger wäre, ›nicht hinzuhören‹«, rief Adrina in Erinnerung. »Was kann sie denn wohl zu ihnen sagen, dass
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