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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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starrten.
    Blut trocknet nicht so schnell, wie viele meinen, selbst hier draußen am Rand der Wüste. Es bleibt lange klebrig und feucht, bevor es gerinnt. Der dumpfe Geruch nach Eisen stieg mir in die Nase, wie eine Flagge, die sich über all dem Trubel erhob. Die Ausdünstungen von Höllenbrut hatten sich mit etwas vermischt. Etwas Fremdem.
    Michail hätte es doch bestimmt erwähnt, wenn ihm etwas Derartiges schon mal untergekommen wäre, oder? Ich riss mich zusammen. Konzentrier dich auf den Job. Himmel, du stehst echt neben dir.
    Zu schade, dass ich in nächster Zeit nicht dazu kommen würde, den fehlenden Schlaf nachzuholen.
    Ich bahnte mir einen Weg durch die aufgescheuchte Menge. So schnell, wie die einen ankamen, verschwanden die nächsten schon wieder, gingen zurück zur Arbeit oder nach Hause, nachdem sie den Toten die letzte Ehre erwiesen hatten. Es war gespenstisch still, und die Narbe an meinem Handgelenk pochte, als sie in der Anspannung und dem Missmut, die in der Luft lagen, badete. Ich muss das verfluchte Ding endlich abdecken.
    Meine Ankunft hatte sich schnell herumgesprochen, wie ein gemurmeltes Lauffeuer, das durch die versammelten Leute raste. Foster, der sein glattes dunkles Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, war der Einzige, der den Mut hatte, mich anzusprechen. Aber er war mir diesen Monat auch als Gerichtsmediziner zugeteilt, nachdem Pepper im Mutterschaftsurlaub war. Er duckte sich vorsichtig unter dem gelben Absperrband hindurch, das die Leute zurückhalten sollte – dabei drängte sich ohnehin keiner vor. Das manierliche Schweigen war beinahe so unheimlich wie die spürbare Trauer.
    „Hey, Jill.“ Schwarze Ringe lagen um Fosters blaue Augen, und der silberne Ring in seinem rechten Ohr glänzte. „Wie geht’s?“
    Wie die meisten Jäger arbeite auch ich nicht besonders oft mit den Forensikern. Am engsten ist noch die Zusammenarbeit mit den Leuten von der Mordkommission und dann vielleicht noch der Sitte. Sie erledigen für uns die Routinearbeit und bereiten die Unterlagen vor. Meistens verläuft eine Jagd so schnell, dass wir Jäger keine Zeit für den ganzen Schreibkram haben. Außerdem legen wir keinen Wert darauf, dass die normale Polizei der Schattenseite zu nahe kommt. Sie sind unsere Augen und Ohren, schließlich kann auch ein Jäger nicht überall gleichzeitig sein.
    Und wer will schon, dass seine Augen unter Beschuss geraten.
    „Hi, Mike. Monty hat mich gerufen.“ Ich sprach leise und vergrub die Hände tief in meinen Manteltaschen. Das Leder ächzte, wenn ich mich bewegte. „Was haben wir hier?“
    Trotz der gleichmäßig gebräunten Haut sah er blass aus. „Ein heilloses, beschissenes Chaos, das haben wir. Fünf verfluchte Leichen und diesen Frischling, der alles vollgeblutet hat. Der eigentliche Tatort ist aber da oben im Wald.“ Er deutete auf den Hügel, wo emsig, aber geordnet gearbeitet wurde. „Sie sind keine sieben Meter weit gekommen, bevor irgendetwas sie angefallen hat. Sie standen hier wie auf dem Präsentierteller.“
    Dieser Vergleich ließ mich schaudern. Und warum sollten Cops überhaupt aus ihrem Auto steigen und etwas einen Hügel hinauf verfolgen? „Irgendwelche fehlenden Körperteile?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Kann ich noch nicht sagen. Komm mal mit hoch. Wenn Monty dich nicht dazugeholt hätte, hätte ich’s ganz bestimmt. Das hier ist absolut schräg, genau dein Ding.“
    „Ich hasse es, in Schubladen gesteckt zu werden.“ Ich ging ihm hinterher und lief an den drei Streifenwagen vorbei, die hinter der Absperrung vorschriftsgemäß am Seitenstreifen abgestellt waren. Das Blaulicht drehte sich noch immer, gespeist von der Batterie.
    Das letzte Auto in der Reihe war der reinste Schrotthaufen. Die Windschutzscheibe war geborsten und das Dach aufgerissen. Gezackte Metallspitzen ragten hier und da nach außen. Farbige Plastik- und Glassplitter von den zerschmetterten Scheinwerfern lagen verstreut auf dem Boden.
    Allmächtiger! Mein blaues Auge sah keinerlei Sphärenenergie spratzen oder schwelen, obwohl der gesamte Tatort geradezu nach Höllenbrut stank. Sie sind kräftiger und schneller als Menschen, aber ein Höllenbastard, der so etwas wie das hier ohne die Hilfe von Magie hinbekam …
    Was zur Hölle hat das getan?
    Der Himmel wurde heller und brachte mich auf einen anderen Gedanken. Ich blickte nach oben. Noch waren keine Hubschrauber zu sehen. „Keine Journalisten?“
    „Captain Bolton stellt gerade eine

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