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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Käsebleich zu Leichenblass entwickelt. „Jill?“
    „Ich kann noch nichts sagen, Monty. Gib mir ein bisschen Zeit. Sag den Verkehrseinheiten, dass sie sich in Acht nehmen sollen. Wenn irgendetwas merkwürdig ist und es keinen Code dafür gibt, auf keinen Fall anhalten. Das gilt auch für die Streifenpolizisten – sie sind am ungeschütztesten. Wenn sie irgendetwas sehen, das nur annähernd schräg ist, sollen sie eine Meldung durchgeben, damit ich sehe, wo sich was tut. Aber sie sollen weder eingreifen noch zur Verfolgung ansetzen. Kapiert?“
    Er nickte. „Hast du denn wenigstens irgendeine Vermutung? – Ich will’s gar nicht wissen“, fügte er schnell hinzu. „Aber …“
    Aber du fühlst dich besser, wenn deine Jägerin wenigstens einen Verdacht hat. Ich weiß, Monty. Ich weiß. Ich hätte ihm eine bequeme Lüge auftischen können. „Nein.“ Ich sah zu den Leichen, die zusammengesunken unter den Plastikplanen lagen. Allesamt sicher und geborgen. Nie wieder müssten sie sich über ihre Arbeit oder den kalten Winter Sorgen machen.
    Mir wurde schlecht. „Nein. Aber ich werde es rausfinden.“
    Denn was immer das hier getan hat, stinkt nach Höllenbrut. Und es zerfetzt Körper, wie es sich für keine Höllenbrut gehört. Die Klauenabdrücke sehen seltsam aus. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich auf ein Werwesen tippen. Aber kein Werwesen-auch kein entartetes -würde einem der Höllenbastarde auch nur zu nahe kommen.
    Na toll.

5
     
    Eine trügerische Dämmerung zog im Osten auf, als das Zodiakallicht sein Grau vorausschickte – ein Nebelvorhang, der vom Fluss kam und seine fetten weißen Finger ausstreckte, während ich das Letzte aus dem Motor herausholte. Ich verzog das Gesicht, als mein orangefarbener Impala aufhörte, wie ein Kätzchen zu schnurren, und dafür ein leichtes Tuckern von sich gab. Ich sollte das wirklich reparieren lassen. Der nächste Ölwechsel ist auch überfällig.
    Die Autobahn – oder der Schneckenhighway, wie die Einheimischen sie nennen – führt über viele Kurven aus dem Tal heraus, in dem die Stadt liegt. Sie verläuft in nördlicher Richtung durch Ridgefield bis zur Hauptstadt. Sobald sie die tief liegende Ebene verlässt, die vom Fluss bewässert wird, sieht man nur noch tiefste Wüste und Salbeisträucher. Am Ortseingang schlängelt sie sich durch die Vororte und nutzt dabei den Vorteil der hohen Lage. Man fliegt regelrecht über die tiefen Rinnen und Betonkanäle, die man gebaut hat, um die Sturzfluten abzufangen. Hinter der Stadtgrenze wird die Autobahn in beiden Richtungen dreispurig. Während der Stoßzeiten herrscht hier immer Stau, und wenn normale Menschen im Bett sind, wird sie zur perfekten Strecke für illegale Rennen.
    Südlich der Innenstadt führt diese Straße durch eine Hügellandschaft mit dichten Bäumen und Gebüsch zu beiden Seiten. Dieser Grüngürtel endet an den Maschendrahtzäunen nichtssagender Geschäfte und Lagerhäuser. Noch immer wuselte überall die Spurensicherung herum. Als ich den Wagen parkte, kam ein nervöser Verkehrspolizist herbeigeeilt, um mir zu sagen, dass ich weiterfahren solle. Allerdings zog er sich schnell wieder zurück, als ich aus dem Impala stieg und ihm schweigend in die Augen blickte. Natürlich erkannte er mich.
    Das tun sie alle.
    Ich hab mal gehört, dass sie Wetten am Laufen haben darüber, wo und wann ich auftauchen würde, und die Einsätze sind hoch. Es gibt ein ganzes, ziemlich undurchsichtiges System, nach dem Sichtungen überprüft und bestätigt werden – ein Überbleibsel noch aus Michails Zeiten. Jäger-Sichtungen beruhigen sie. Dann wissen sie, dass man noch immer am Zug ist.
    Nur wenn ich für eine Weile von der Bildfläche verschwinde, dann werden sie unruhig.
    Zwei Spuren stadtauswärts waren gesperrt, und es gab kaum Verkehr. Dennoch bremsten die Fahrer, die ab und an vorbeikamen, um zu glotzen. Und der Tatort wurde zertrampelt.
    Ich konnte ihnen keinen Vorwurf machen. Für Cops ist es immer hart, jemanden aus den eigenen Reihen zu verlieren. Die meisten legten respektvolle Stille an den Tag. Nicht wenige sahen aus, als hätte man auch sie aus dem Bett geholt. Ich sah Sullivan, dessen rotes Haar, das seine schlaksige Gestalt krönte, Feuer fing, als die Sonne nun tatsächlich ans Werk ging. Sein Partner, eine kleine Frau in Strickmantel und Woll-Leggins, stand neben ihm und musterte einen der langen, grellen und feuchten Streifen auf dem Asphalt. Einer der Streifen, auf die alle wie gebannt

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