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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Dunkelheit, bevor sie aus ihren Löchern kriechen und Unheil stiften.
    „Jill. Hier ist Monty. Ich hab dich schon angepiepst, wir haben hier ein Problem. Komm vorbei.“
    Schon erledigt, Monty. Ich kümmer mich drum. Ich schloss die Augen und atmete ins Laken. Tröstend hüllte mich der Geruch von Staub und meinem Zuhause ein. Ich seufzte.
    „Kismet.“ Eine fade, ausdruckslose Stimme. Mir stockte der Atem. „Es würde sich für dich lohnen, mir einen Besuch abzustatten. Komm morgen, nach Einbruch der Dunkelheit. Und bring deine Peitsche mit.“ Ein leises, glucksendes Lachen fuhr mir wie mit eisigen Fingern in die Glieder.
    Er sagte noch mehr, aber ich hörte nicht mehr zu. Zitternd verkroch ich mich in den Decken und drückte mir das Kissen auf die Ohren. Langsam verstummte die Stimme.
    Verflucht, Perry. Dass du mich anrufst, war nicht abgemacht. Aber ich war müde. Verdammt müde. Ich beschloss, es für ein paar Stunden gut sein zu lassen. Wenn ich aufwachte, konnte ich mich noch genug darüber aufregen.
    Vom Anrufbeantworter drang eine leise männliche Stimme, doch mich übermannte bereits der Schlaf. Kurz darauf driftete ich fort aus dieser Welt, während die Sonne über mir ihren Gang über das Himmelszelt antrat.
    Nach fünf Monaten Training endete ich schon wieder mit dem Gesicht nach unten auf der Matte. Alles tat mir weh, ich war übel zugerichtet und hatte überall blaue Flecken. Schweiß tropfte mir aus den gesplissenen Haaren. Allmählich wuchs das unnatürliche Blond wieder heraus. Das ständige Krafttraining hatte mich spindeldürr werden lassen, egal, wie viel er mir auch zu essen gab. Und mein Herz schlug so heftig, dass ich meinte, jeden Moment ohnmächtig zu werden.
    „Steh auf, Milaya.“ Er sprach mit schwerem Akzent, ohne jedes Mitleid. „Sonst schlage ich dich noch einmal. “
    Das war sein voller Ernst. So gut kannte ich ihn inzwischen. Keuchend schnappte ich nach Luft, meine Brust stand in Flammen. Den Blick hatte ich auf den Boden und seine nackten, behaarten Füße gerichtet. Meine Arme fühlten sich an wie bleierne Barren aus Schmerz, meine Beine waren wie nasse Spaghetti. Und dennoch: Wenn ein Mann einen Befehl gab, dann hatte man zu folgen.
    Oder nicht? Gehorsam wurde nicht hinterfragt – weder dort, wo ich aufgewachsen, noch während der Jahre, in denen ich für Val auf den Strich gegangen war. Er war ein Überlebenstrieb. Einer, den ich verfluchte, noch während ich mich stur dazu zwang, Michails Anweisung zu befolgen. Ein weiteres Mal.
    Ich hasse dich, fuhr es mir durch den Kopf. Sowie sie mir bewusst wurden, begrub ich die Worte wieder. Gott würde mich mit Sicherheit auf der Stelle erschlagen, wenn ich das jemals wirklich glauben sollte, oder?
    Immerhin war auch er ein Mann.
    Ich kämpfte mich hoch. Mein linker Arm zitterte, meine Muskeln zuckten, dann brach ich wieder mit der Nase voran auf die leinenbezogene Matte. Ich versuchte es noch einmal. Mein Arm weigerte sich, mein Gewicht zu tragen, rebellierte. Also drückte ich mich mit dem anderen hoch.
    „Steh auf.“ Sein Stock spaltete die Luft. Ein Geräusch wie von flüsternder Seide. Ich zuckte nicht zusammen. So viel hatte ich bereits gelernt – egal, was er tat: niemals zurückschrecken!
    „Wie?“ Das meinte ich nicht frech – ich wusste es tatsächlich nicht. Wenn dein Körper dir nicht länger gehorcht, was machst du dann?
    Damals war ich noch dumm und wusste nicht, dass der Geist über das Fleisch befiehlt. Wenn du wirklich willst, wird dein Körper dir gehorchen. Aber mal ganz ehrlich, das ist nicht gerade die Art von Wahrheit, die man lernt, wenn man die Lucado Street auf und ab läuft.
    WUMMS.
    Ein gezielter Schlag genau auf den unteren Rücken. Der dünne Bambusstock tat weh wie die Hölle und würde einen blauen Striemen zurücklassen, aber sonst nichts verletzen. Leider weigerten sich jetzt auch meine Beine zu funktionieren, und ich stieß einen trockenen, bellenden Seufzer aus. Ich wollte ja tun, was er verlangte. Ich musste tun, was er befahl – das war meine einzige Chance, mein Ticket in die Freiheit.
    Das war mein Fluchtweg, um Lucado zu entkommen – und den leeren Augen meines Zuhälters, der röchelnd über dem Kaffeetisch zusammengebrochen war, ein nettes Loch in der Brust, während ihm Blut aus dem Mundwinkel sickerte und die Uhr an der Wand tickte, tick, tick, tick.
    Ich wollte nie wieder in dieses Zimmer zurückkehren. Alles hätte ich dafür getan, wegzulaufen und diese Tür für immer hinter

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