Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
viele Trader aus dem Boden schossen. Ich schnaubte, während meine Finger prüfend über die Messergriffe glitten. „Nach Hause? Was ist das? Die Pflicht ruft.“
    „Gehst du am Samstag mit mir ein Bier trinken?“
    „Darauf kannst du Gift nehmen.“ Ich hatte ihn jetzt schon zweimal versetzt, jedes Mal wegen eines Handels. Heutzutage machten die Leute wirklich alle naselang Geschäfte mit der Hölle. „Wenn ich nicht wieder auf einem Dach rumhänge und auf einen beschissenen Arkeus warte, bin ich dabei.“
    Er stellte sich wieder auf die Hacken und zog seine Cordjacke zurecht, sodass sie die Dienstwaffe an seiner Seite verdeckte. „Du solltest echt ein bisschen kürzertreten, Kiss. Du siehst langsam eine Spur …“
    Oh ja. Kürzertreten. Logisch. „Pass auf dich auf.“ Ich wandte mich zum Gehen. „Bis Samstag.“
    „Ich mein’s ernst, Kismet. Du solltest dich mal ausruhen.“
    Gott allein weiß, welcher Dreck die Straßen unsicher machen würde, während ich mir eine Pina Colada am Pool gönne. „Wenn die Ausgeburten der Hölle ne Pause einlegen, mach ich das auch. Viel Spaß, Ave.“
    Er murmelte ein paar Abschiedsworte, hatte sich aber schon zu seinem kleinen schwarzen Koffer hinuntergebeugt und wühlte darin herum. Er war der offizielle Polizeiexorzist und kümmerte sich um die meisten Trader, die ich ablieferte. Es sei denn, sie hatten etwas richtig Außergewöhnliches an sich. Wirklich schwierige Exorzismen schienen das Einzige zu sein, das ihn voll aufleben ließ. Die übrige Zeit bewegte er sich schlaftrunken und mit einem müden Lächeln durch die Welt, was ihm eine Menge Erfolg bei Frauen bescherte. Die wenigsten blieben allerdings.
    Wahrscheinlich, weil er die Nachtschicht damit verbrachte, Tradern ihr Tauschgeschäft wieder aus dem Leib zu reißen oder krankhaft religiöse Opfer von ihren „Insassen“ zu befreien. Frauen stehen einfach nicht darauf, wenn ihr Angebeteter seine Nächte nicht mit ihnen verbringt – selbst wenn es dabei nicht um irgendwelche Nebenbuhlerinnen, sondern um kreischende, höllengezeichnete Freaks geht.
    Ich nahm die Tür am Ende des Flurs und erlaubte mir, ganz kurz die Nase zu rümpfen, weil es furchtbar stechend nach Desinfektionsmittel und menschlichem Schmerz stank. Die Narbe brannte, jedes noch so kleine Geräusch dröhnte in meinen Ohren, und das Neonlicht schmerzte in den Augen. Ich musste einen besseren Weg finden, um sie zu verdecken, und zwar schnell.
    Schließlich trägt nicht jeder Jäger das Mal einer Höllenbrut am Handgelenk. Eine harte, knotige Narbe in der Form zweier hochgezogener Lippen, die sich gegen die Unterseite meines rechten Arms pressten – direkt über der Schlagader, dort, wo die Haut am weichsten ist.
    Es waren noch zwei Tage bis zu meinem nächsten Termin. Und ich musste mir noch ein paar Gedanken über die eiserne Streckbank machen und darüber, wie Perry immer schrie, wenn ich mit den Rasierklingen loslegte.
    Plötzlich wurde mein Mund trocken, ich senkte den Kopf und lief schneller. Ich bin nicht besonders groß, aber meine Beine haben eine ordentliche Länge, und ich war gewohnt, mit Michail mitzuhalten – was nur im Laufschritt funktionierte. Er schien immer weniger zu gehen als vielmehr von einem Kampf zum nächsten zu gleiten.
    Jetzt schlag dir Michail endlich aus dem Kopf. Ich erreichte den Ausgang, zog die Schultern hoch und tauchte wieder in die kalte, verbrauchte Nacht ein. Das Silber in meinem Haar klirrte.

3
     
    Im Polizeirevier in der Alamedastraße war heute Nacht nicht viel los. Ich nickte dem diensthabenden Beamten zu – eine lange Bohnenstange von einem Neuling, der ganz blass wurde und die Nase in seinen Akten vergrub, anstatt zurückzugrüßen. Es fiel mir nicht schwer, sein Gesicht zuzuordnen -ja, er war in der letzten Klasse gewesen, die ich unterrichtet hatte. Die, in der ich den Grünschnäbeln von der Schattenseite erzähle und ihnen erkläre, wie und wann sie ihren örtlichen Jäger kontaktieren sollen.
    Oder, wie Detective Carper es auch nannte: „Sich die Seele aus dem Leib kotzen, während Kiss palavert.“ Während dieser Vorlesung steht neben jedem Tisch ein Eimer, und der Hausmeister hat ordentlich was zu tun. Trotzdem verlassen die wenigsten Anfänger nach dieser kleinen Abschlusszeremonie die Polizei. Die Geheimhaltungsverpflichtung, die sie unterschreiben, wird kaum gebrochen.
    Die meisten Menschen wollen über die Nachtschatten gar nicht Bescheid wissen. So machen sie es einem Jäger ganz

Weitere Kostenlose Bücher