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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Stiefel über die Brüstung. Der Rubin schmiegte sich in die kleine Vertiefung an meiner Kehle. Mein Mantel wogte stumm hinter mir und selbst die Silberamulette, die in mein langes schwarzes Haar geflochten waren, schwiegen diesmal. Das Erste, was ein angehender Jäger lernt, ist, sich ohne einen Laut zu bewegen, sich in Stille zu hüllen wie in einen Umhang.
    Zumindest wenn man am Leben bleiben will.
    „I-ich habs dabei.“ Der Mann lallte träge wie ein Träumer, der einen finsteren Albtraum nahen spürt. Er steckte echt tief drin: Anscheinend hatte er bereits die eine oder andere Abmachung getroffen, und damit hatte der Arkeus schon den Fuß in der Tür. „Besser, du …“
    „Schweig.“
    Das Zischen des Dämons ließ mich einen Herzschlag lang innehalten: Der Buckel auf seinem Rücken hatte sich bewegt. „Deine Sehnsucht soll befriedigt werden, keine Sorge. Jetzt gib es mir.“
    Der Mann lockerte seinen Griff, und aus dem Bündel in seinen Armen drang ein leises Geräusch. Urplötzlich fing mein Herz wie wild an zu hämmern und holte nach, was es die letzten Minuten brav ausgelassen hatte.
    Jeder Mensch erkennt den Schrei eines weinenden Babys.
    Mir wurde übel. Mit Wucht stieß ich mich von dem Dachvorsprung ab und war sofort in der Luft. Der Arkeus fuhr zusammen und zischelte, als meine Aura aufflammte und wie ein Stern den Äther durchschnitt. Aus dem Silber in meinem Haar stoben Funken, und der Rubin um meinen Hals wurde feuerheiß. Die Narbe an meinem Unterarm fühlte sich an wie flüssige Lava, die sich bis auf den Knochen grub. Meine Peitsche wirbelte empor und schoss vorwärts. Ihre metallbesetzten spitzen Enden – die Flechets – durchbrachen die Schallmauer. Dann fingen sie an zu knistern, während ich Energie aus dem Äther sog, um dem Typen nicht nur einen körperlichen, sondern auch einen psychischen Schlag zu verpassen.
    Hart kamen meine Stiefel auf dem schlüpfrigen, dreckverschmierten Asphalt auf. Ich holte aus und ließ das Leder auf das Gesicht des Arkeus niederfahren. Das Ding aus der Hölle heulte auf. In der anderen Hand hielt ich die Pistole, eine Glock, und der scharfe Geruch von Schießpulver breitete sich aus, als sich silberummantelte Patronen in die fleischliche Hülle des Höllenbewohners fraßen. Hohlspitzen richten eine Menge Schaden an, wenn die äußere Haut einer Höllenbrut erst mal durchbohrt ist.
    Ein Jammer nur, dass die Typen so schnell heilen.
    Warum es gerade mit Silber funktioniert, wissen wir selbst nicht genau – hat irgendwas mit dem Mond zu tun und damit, wie er die Gezeiten von Magie und Wasser kontrolliert. Ist uns Jägern aber auch völlig egal. Hauptsache, man kann damit für ein bisschen ausgeglichenere Verhältnisse sorgen.
    Der Arkeus machte einen Satz zur Seite. Im gleichen Moment schrie der Mann vor Angst schrill und panisch auf. Die Peitsche zog sich zu neuem Schwung zusammen, und meine Hüfte gab wie gewohnt die Bewegung vor – egal, ob man mit Knute oder Knüppel arbeitete, das Becken gibt immer den Ton an. Ich war nicht unbedingt ein Profi darin gewesen, bis Michail mir Bauchtanzunterricht aufgebrummt hatte.
    Nicht nachdenken, Jill. Einfach bewegen. Sphärische Kraft durchflutete meine Finger, ich ließ den Arm nach vorne schießen, und die Riemen trafen erneut ihr Ziel. Jede einzelne Metallspitze riss tiefe Striemen in das ohnehin schon zerfetzte Fleisch. Das Ding jaulte. Als ich herumwirbelte und dem Höllenfreak ins Gesicht schoss, zerbrach mein Kupferarmband und fiel lieblich klimpernd auf das Pflaster. Jetzt fing der Typ an zu zucken, und ich hörte meiner eigenen Stimme zu, wie sie einen Psalm in Gossenlatein aufsagte – eine Variante des Gebets vom Heiligen Antonius, das Michail mir beigebracht hatte.
    Beschütze mich vor den Horden der Hölle, o Herr, denn ich bin reinen Herzens und vertraue mich Deiner Gnade an – und die Kugeln tun auch gar nicht weh.
    Der Arkeus kreischte und wand sich wie wild. Kalte Luft fuhr über meine Narbe. Ich war zu vollgepumpt mit Adrenalin, um wie sonst das wühlende Feuer tief im Magen zu spüren. Aber dafür traf mich die urplötzliche Überempfindlichkeit von Haut und Gehör wie ein Schlag. Ich ließ die Peitsche fallen und feuerte aufs Neue die Waffe in meiner Linken ab, ließ mich dann auf die Knie fallen und schlug mit aller psychischen und physischen Gewalt zu.
    Meine Faust traf das hagere, missgestaltete Gesicht der Höllenbrut, das glatt explodierte. Übrig blieben nur Fetzen, aus denen Rinnsale von

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