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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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eigenen Flammen ins Leben beschworen. Der Rauch nimmt den Geist eines Kriegers mit sich, und wo mein Lehrmeister jetzt auch sein mochte, hier war er nicht.
    Was mir lieber war, als ihr vielleicht meint. Denn würde er zurückkommen, müsste ich ihn töten. So läuft der Hase nun mal.
    Ich lockerte meinen Griff ein wenig. Und wartete.
    Der Gestank nach Höllensaat und die brackige Verunreinigung durch einen Arkeus schwebten über dieser Gasse. In letzter Zeit waren ein paar hässliche Dinge aus diesem Teil der Stadt gekrochen – hässlich genug, um selbst einer höllengeprüften Jägerin das Leben schwerzumachen. Wir verfügen zwar über Schusswaffen und Zauberei -wir, die wir die Schattenwelt überwachen. Aber Trader und Höllenbrut sind gespenstisch schnell und können höllisch viel Schaden anrichten.
    Kapiert? Höllisch viel Schaden? Har har.
    Mal ganz abgesehen von den Scurf mit ihren Seuchen, den Anhängern des Mittleren Pfades mit ihrem gottverdammten Chaos und den Sorrow, die den Alten Göttern huldigen.
    Der Gedanke an die Sorrow ließ frische Wut in mir hochkochen, dunkel wie Wein. Ich atmete tief durch und drängte sie zurück. An solche Angelegenheiten musste man klar, gelassen und mit einem kühlen Kopf herangehen.
    Unter mir bewegte sich etwas. Flinkes Getrippel wie von einer Ratte, die von einem Müllhaufen zum nächsten jagte. Ich rührte mich nicht, ich blinzelte nicht – ich atmete kaum.
    Der Arkeus nahm Gestalt an. Er erhob sich wie Rauch aus verbranntem Boden. Unrat wirbelte auf, als er sich zu einer Form verfestigte und dabei eine Bö entfachte, die zerfranste Lumpen und angefaulte Überreste über den Asphalt fegte.
    Eine hochgewachsene Gestalt mit Kapuze erhob sich. Durchscheinend, wo das Mondlicht sie berührte, und sonst solide wie Dunst – so erschien einer der streunenden Verführer der Hölle, streckte seine langen, klauenbewehrten Arme aus und schlüpfte vollständig in diese Welt hinein. Mit einem zufriedenen Seufzen sog er die Luft ein. Dann hörte ich etwas anderes.
    Schritte.
    Da war jemand auf dem Weg zu einer Verabredung.
    Na, so ein Zufall. Genau wie ich.
    Mein Herzschlag blieb ruhig, langsam und gleichmäßig – wie mein Atem war auch er so gut wie nicht vorhanden. Ich hatte eine Ewigkeit gebraucht, meinen Puls so perfekt zu kontrollieren.
    Die nächsten Augenblicke waren entscheidend. Man darf sich nicht zu früh auf so ein Ding stürzen. Arkel gehören nicht zur Feld-Wald-und-Wiesen-Sorte von Höllenbrut. Man muss den Moment abwarten, bis sie eine feste Gestalt annehmen, um mit ihren Opfern sprechen zu können – sonst bekämpft man nur leere Luft mit Hexerei. Und, glaubt mir, das ist kein Vergnügen. Außerdem muss man wissen, welcher Handel genau stattfinden soll, bevor man sich einmischt und für Gerechtigkeit sorgt oder jemandem den Arsch aufreißt. Meistens beides – großzügig, wie ich bin.
    Der geschliffene Rubinbrocken an der Silberkette fing an zu glühen. Und auch mein Rosenkranz aus Tigerauge wurde warm, als die geweihten Gegenstände auf die Verderbtheit reagierten, die der Arkeus und seine Beute verströmten.
    Ein Mann bog um die Ecke. Er hielt etwas an seine Brust gedrückt, und die Höllenbrut schmatzte gierig. Mein cleveres linkes Auge – das blaue, das hinter die Oberfläche der Welt sehen kann – bemerkte etwas Interessantes: Die giftigen Fäden des Verderbens, die hinter dem Arkeus herwehten, spannten sich plötzlich an. Der Typ war eine gebeugte, dünne Gestalt, an sich wohl größer als ich, aber mit einem krummen Rücken. Seine Spektralroben streiften Dreck und Abfall, nährten sich vom Schmutz.
    Bingo. Jetzt war der Arkeus massiv genug – und damit fällig.
    Der Mann blieb stehen. Ich konnte nicht viel erkennen, außer dass er offenbar menschlich war. Der Umgang mit einem entflohenen Höllenbewohner hatte seine Aura bereits leicht kontaminiert.
    Damit war es offiziell. Der Mann war ein Trader – ein Händler, der Geschäfte mit der Hölle machte. Egal, worum es bei seinem Abkommen auch ging, es würde ihm nichts Gutes einbringen.
    Nicht, solange ich ein Wörtchen mitzureden hatte.
    Das Ding aus der Hölle sprach. „Du hast es mitgebracht?“ Seine Stimme war kalt und ausdruckslos, lechzend und leise wie eine sterbende Grille – wie eine Rasierklinge, die sich gegen die Pulsadern presst. Wie eine dünne rote Linie auf einem bleichen Handgelenk, das frostblaue Gesicht eines Selbstmörders.
    Ich setzte mich in Bewegung. Leise huschten meine

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