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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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eine bestimmte Rohröffnung an, die groß genug war, um Platz für etwas reichlich Unangenehmes zu bieten. Mein Puls beruhigte sich, stellte das unkontrollierte Hämmern ein und trotz des Miefs des Abwasserkanals, der an meinem Gaumen klebte, schmeckte ich Kupfer auf der Zunge.
    Da schimmerte etwas. Ein mattes Blaugrün, wie die Augen eines Tieres bei Nacht. Ich spürte, dass ich nicht alleine war, wandte mich halb um und spannte die Finger auf den Abzügen. Eine Waffe war nach wie vor auf mein erstes Ziel gerichtet, die andere visierte nun das zweite an. Kommt raus zum Spielen, ihr Scheißkerle!
    Der zweite Umriss sprach auf einmal. „Jill?“ Die Stimme einer Frau, tief und heiser, begleitet von der Andeutung eines Schnurrens. „Nicht schießen. Ich komme mit erhobenen Händen raus. Dominic ist auch hier.“
    Was zur Hölle …?
    Die Stimme war vertraut. Ich ließ eine Pistole etwas sinken. „Harp?“
    Aus dem zweiten Rohr glitt Harper Smith. Ich zuckte zusammen. Adrenalin schoss durch meine Adern, und mein Herzschlag dröhnte mir in den Ohren – so knapp war ich davor gewesen abzudrücken.
    Sie hat eine stattliche Größe – wie die meisten Werwesen, auch die weiblichen. Sie bewegte sich mit der Geschmeidigkeit und Exaktheit einer Werkatze, voll schleichender Grazie und Gelassenheit. Ihr langes dunkles Haar war zu zwei dicken Zöpfen geflochten, die großen Augen schienen aus flüssiger Finsternis zu bestehen, und ihren Mund umspielte ein ewig belustigtes Lächeln. Darüber saßen eine vornehme, zierliche Nase und breite, hohe Wangenknochen. Sie war wunderschön – auf die gleiche beiläufige Art wie nahezu alle Werwesen. Sie hing ausgestreckt von einem dünnen Eisen röhr, dann ließ sie sich auf ein breiteres nieder. In ihren Stiefeln nahm sie eine Pose ein, die ihr den bestmöglichen Stand gab. Ihre zerschlissene Leinenjacke rutschte kurz nach oben, gewährte einen Blick auf die Waffe an ihrer Seite, und die Federn, die sie sich ins Haar gebunden hatte, wehten sachte, als sie den Kopf drehte, um mich zu mustern.
    Ihr Gefährte Dominic spitzte aus demselben Rohr heraus, in dem sie gesessen hatte. „Hey, Kismet.“ Seine Stimme war tiefer, ein basslastiges Schnurren. Sein sandblondes Haar war ebenso lang wie das von Harp, allerdings hatte er es mit Lederriemen zu einem festen Zopf zusammengeschnürt. Auch seine Augen funkelten kurz, und ich erhaschte einen Blick auf seinen schmalen Mund, bevor er ein Stück weit in den Schatten zurückwich. „Leg das Schießeisen weg, okay?“
    Die Schrecklichen Zwei vom Martindale-Kommando. Was zum Teufel hat das FBI hier verloren? Und zwei Werwesen ganz ohne einen Jäger unterwegs … Dann haben wir es hier also mit einem Wer-Problem zu tun. Ich drehte ihnen auf der Stelle den Rücken zu, beide Waffen jetzt auf die erste Rohröffnung gerichtet. „Hey, Dom. Was macht ihr denn hier draußen?“ Meine Finger krümmten sich um die Abzüge. „Und gehört der Scheißer hier auch zu euch? Falls ja, dann sagt es jetzt, bevor ich ihn durchlöchere.“
    „Ruhig Blut, Jägerin.“ Die dritte Stimme war männlich, ein tiefer Bass, ganz ähnlich dem von Dominic. „Ich würde dir deine Kanonen nur ungern abnehmen.“
    Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder? „Das kannst du ja gerne mal versuchen, Süßer. Wertypen machen mir keine Angst. Und wer zum Teufel bist du eigentlich?“

„Das reicht jetzt. Beruhigt euch!“ Harp klang genervt. „Jill, er gehört zu uns. Er ist ein Fährtenleser von draußen, vom Brightwater-Reservat. Saul, komm raus und stell dich vor. Das ist Michails Schülerin.“
    Ich hielt die Waffen weiter im Anschlag, während der Werkerl vorsichtig nach vorne trat. Ein langer, schlaksiger Mann mit schulterlangen, fast schwarzen Haaren, die er offen trug. Dunkle Augen ließen ihren Blick über meinen Körper wandern, bis zu dem Punkt, wo meine Schenkel im Wasser verschwanden, dann musterte er mich noch einmal von unten bis oben. Er hatte ein typisches Wer-Gesicht: hohe Wangenknochen, goldbraune Haut, volle Wimpern und einen kunstvoll geschwungenen Mund.
    Er sah indianisch aus, wie die meisten amerikanischen Werwesen. Der Typ Indianer, wie man ihn auf dem Cover eines Groschenromans erwartet – einer von der heißen Sorte. Er trug Jeans, und über seiner Brust spannte sich ein schwarzes T-Shirt. Der gesunde, saubere Wer-Geruch vermengte sich mit dem Gestank. Urplötzlich wurde mir bewusst, dass ich in ekligem Schlick watete und fast bis auf die Haut

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