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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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gerade ein Messer aus seiner Scheide, da ließ mich etwas stutzen.
    Das Ding roch auf einmal anders. Das war nicht länger der Gestank von Höllenbrut, nur noch der von Kotze und Fell. Das Silber in meinem Haar und auf meiner Haut blieb kühl. Auch Michails Ring, der an meinem linken Mittelfinger saß, reagierte nicht.
    Keine Zeit, darüber nachzugrübeln. Das Wasser war knietief, ich watete hindurch und bemerkte, wie weit unten ich hier war – das war ein höllisch tiefer Sturz gewesen. Himmel. Es hätte sich doch auch ein nettes, sauberes Kaufhaus aussuchen können. Aber nein, es muss ein beschissener Gully sein! So, wie’s hier riecht, ist in dem Wasser irgendwas verendet. Herrlich.
    Ich rannte, atmete kurz und schnell, das Messer im Anschlag, mein Mantel patschte und knallte wie ein Gitarrenriff. Während die Gänge sich immer weiter verzweigten, wurde das Wasser immer zähflüssiger. Ich folgte einfach dem schlimmsten der Gerüche und kämpfte mit dem Brechreiz – ich hatte keine Zeit, mich zu übergeben. Herrgott, ist das grässlich. Warum riecht es nicht so, wie Höllenbrut zu riechen hat? Und mein Mantel wird nie wieder derselbe sein.
    Abzweigende Tunnel. Einer links, einer rechts, einer halb links, dann eine Kreuzung – kannte dieses Ding seinen Weg? Rannte es blindlings umher, oder wollte es mich irgendwohin locken?
    Mann, ist das ätzend. Die Brühe wurde allmählich tiefer, und der Gang neigte sich abwärts. Ich hasse das aus tiefstem Herzen, ganz ehrlich.
    Voller Glibber und zum Himmel stinkend – da war etwas Totes im Wasser gewesen – kam ich in einen großen, weiten Raum, in dem der Mief etwas nachließ. Ein grüner Schimmer lag über der öligen Wasserfläche und malte fleckige Muster an die Wände. Über mir hing eine Reihe von Rohren, und mehrere runde Öffnungen führten in unterschiedliche Richtungen.
    Zum zweiten Mal war die Fährte von einem Schritt auf den nächsten einfach weg. Es war zum Verrücktwerden. Schlitternd und um mich spritzend kam ich im Wasser zum Stehen, das mir nun bis zu den Oberschenkeln reichte. Hektisch suchte ich nach der Fährte. Da: ein Scheppern in der Ferne, als wäre etwas gegen eins der Rohre gestoßen. Jeder Nerv in mir war zum Zerreißen gespannt.
    Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, regten sich nun auch die Amulette in meinem Haar. Die silberne Kette an meinem Hals und auch Michails Ring wurden heiß. Doch noch während mein blaues Auge unter die Oberfläche dieser Welt drang und sich dort gründlich umsah, glitt mein Messer wieder zurück in seine Scheide. Da war rein gar nichts.
    Der Geruch war fort.
    Gottverdammt, ich hasse, hasse, HASSE so was.
    Ich trat einen oder zwei Schritte zurück, und da war er wieder – doch ein Schwall von Frischwasser, das in die Kammer strömte, vertrieb ihn langsam. Kalt strömte es um meine Schenkel. Eine Fährte mit fließendem Wasser verdecken – der Trick war so alt, dass sogar normale Menschen ihn benutzten.
    Aber einen Geruch zu übertünchen, der so stark war – das war nun wieder das Werk einer Höllenbrut. Zumindest fiel mir sonst nichts ein, das das dermaßen sauber zustande bringen könnte. Es war, als hätte man die Duftspur mit einem Skalpell abgeschnitten.
    Und bei einer Höllenbrut machte man sich besser auf unangenehme Überraschungen gefasst, die überall lauern konnten.
    Das wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, aus dem Wasser zu steigen, Jill. Leider ließ das nur den Rückzug in eins der gähnenden Rohre zu, und Gott allein wusste, was sich darin verstecken mochte.
    Mit gezogenen Pistolen drehte ich mich einmal um die eigene Achse. Meine Augen – das schlaue und das dumme – ließen ihre Blicke in jede Ecke und Ritze wandern. Ohne Ergebnis. Wer das auch gewesen war, war weg.
    Das Silber an mir kühlte ab, und auch das Prickeln der Narbe am Handgelenk, die sich auf den Knochen zuwühlte, solange ich Energie aus ihr schöpfte, ließ nach. Die ungesunde Hitze, die meinen Arm entlangflutete und sich in meine Schulter ergoss, verebbte und summte nun in angespannter Bereitschaft.
    „Gottverflucht.“ Das reichte nicht, um meinen ganzen Frust rauszulassen. Ich suchte nach anderen Worten. „Scheiße. Verfluchte Scheiße. Werfickt beschissene Scheiße mit beschissenem Käse obendrauf!“ Das Echo meiner Stimme kräuselte das Wasser.
    Auf einmal war hinter mir ein leises Geräusch.
    Wasser stob in die Höhe, wurde zu einer Welle, als ich, begleitet von sphärischer Energie, herumwirbelte. Beide Kanonen visierten

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