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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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durchgeweicht war.
    „Saul.“ Widerwillig nannte er mir seinen Namen. „Saul Dustcircle.“
    „Jill Kismet.“ Ich ließ die Pistolen sinken und steckte sie ein. Musterte ihn gründlich. Ich werde nicht auch noch behaupten, dass es mir ein Vergnügen ist. Dann wandte ich mich wieder an Harp: „Was zur Hölle macht das Martindale-Kommando in der Kanalisation meiner Stadt, Harp? Ohne mir Bescheid zu sagen, ganz nebenbei bemerkt.“
    „Hab dir gestern auf Band gesprochen.“ Dominic beugte sich ein wenig weiter vor, während er gelassen und anmutig in der Öffnung kauerte. Er kratzte sich mit stumpfen, zarten Fingern die Wange. „Warst du beschäftigt?“
    „Das ist die absolut beschissenste Untertreibung des Jahres.“ Ich hätte mir die Nachrichten heute Morgen noch mal anhören sollen. Ich wusste doch, dass ich da gestern was nicht richtig mitgekriegt habe. Dann atmete ich lange aus. „Letzte Nacht sind draußen auf der Autobahn fünf Cops angegriffen worden. Montaigne hat mich dazugeholt. Es war irgendwas, das verdammt beschissen riecht und sich gut tarnen kann. Jetzt frag ich noch mal: Was macht ihr in meiner Stadt?“
    Ein bisschen mehr Höflichkeit hätte nicht geschadet, aber mein Geduldsfaden war dünner, als mir lieb war. Die Angelegenheit machte mir wirklich zu schaffen. Etwas mit einem derart grässlichen Geruch sollte nicht einfach so leicht verschwinden können wie eine Höllenbrut. Außerdem klebte Schleim an mir, während die anderen cool und unerschütterlich aussahen, wie es Werleute so an sich haben.
    Und um das Ganze perfekt zu machen, hatte ich die Gegenwart einer Höllenbrut gespürt. Ich wusste, dass ich mich nicht irrte. Es wurde immer schöner.
    „Beruhige dich, Jill.“ Harp sprach leise und besänftigend. „Wir sind erst vor ein paar Tagen in die Stadt geschneit und mussten auf Saul warten. Wir haben die ganze Zeit über versucht, dich zu erreichen.“
    Sie holte tief Luft, und ihr Blick suchte den meinen. Das andere Wermännchen – Saul – schien nervös, und ich bemühte mich, die Ruhe zu bewahren. Er war verdammt nah dran, sich ein paar Kugeln silberummanteltes Blei einzufangen.
    Auf einmal hatte ich ein verflucht ungutes Gefühl.
    Dann sagte Harp so ziemlich das Schlimmste, das ich mir vorstellen konnte. „Wir verfolgen einen Entarteten.“

8
     
    An manchen Tagen ist der mieseste Teil meines Jobs das Putzen. Ich warf das feuchte Handtuch in den Wäschekorb, schnallte mir den Gurt um und stakste aus dem Badezimmer. Mein Mantel hing triefend in der Waschküche, nachdem ich ihn gründlich abgespritzt hatte, und was meine Stiefel anging, hegte ich den leisen Verdacht, dass ich sie nie mehr sauber kriegen würde. Also ging ich fürs Erste barfuß, trug eine neue Lederhose und ein Jonathan-Strange-Shirt und ließ mich vom Gewicht meines Gurtes auf Schultern und Rücken trösten.
    Als ich den Gang entlanglief, hörte ich Stimmen.
    „Der reinste Schweinestall ist das hier.“
    Offensichtlich war Mr. Dustcircle kein großer Fan meiner Hausfrauenkünste. Werwesen sind von Natur aus häuslich, und mein leerer Kühlschrank war für den Jungen vom Land wahrscheinlich ein Skandal. Wenn er frisch vom Reservat kam, hatte er mit hoher Wahrscheinlichkeit auch noch keine großen Erfahrungen mit Jägern gemacht. Die meisten Werleute aus dem Rez haben nicht viel übrig für Menschen, und Jäger werden nur toleriert, weil sie eine nützliche Rückendeckung abgeben für den Fall, dass die Scurf sich mal wieder breitmachen.
    Ich spürte den Anflug eines Schauderns auf der Haut. Wenigstens konnte ich relativ sicher sein, dass wir es diesmal nicht mit irgendeiner fleischfressenden Seuche zu tun hatten. Bisher hatte ich einen Scurf-Befall noch nie aus der Nähe erlebt, und so Gott will, werde ich das auch nie.
    „Führ dich nicht auf wie ein Scheißschnösel.“ Glas klirrte -Harp genehmigte sich einen Drink. „Sie ist eine gute Jägerin. Michail Tolstoi hat sie ausgebildet.“
    Das versetzte mir einen Stich ins Herz, aber es schlug tapfer weiter.
    „Sie stinkt nach Höllenbrut.“ Dustcircle klang nicht sonderlich besänftigt. „Und sie ist keine von uns.“
    Das hätte mir nichts ausmachen sollen, tat es aber. Ich nahm die Finger von einem der Messergriffe und trat aus dem Flur. „Warum bringst du ihn nicht zum Schweigen, Harp? Die Landplage hier geht mir auf die Nerven.“
    Harp stand an meiner Frühstückstheke, und Dustcircle thronte in der Küche, die Hände lose an den Seiten. Die

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