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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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ging – hatte ich gehört. Ich hoffte, der Meister, der die abtrünnige Dämonenlady vermisste, war nur einer von den kleineren Fischen. „Na schön. Danke für die Auskunft.“ Langsam, sehr langsam, hob ich den Daumen und sicherte meine Kanone. Es kostete mich meinen ganzen schwindenden Mut, sie wegzustecken. „Wenn euer Plan aufgeht, sorge ich dafür, dass der Bürgermeister dir eine Medaille verleiht.“
    „Bleib noch zehn Minuten bei mir, Kismet.“ Seine Stimme war nun weich wie Samt, liebkosend. Und das breite Grinsen war einem Blick gewichen, der so ernst war, dass er beinahe menschlich gewirkt hätte – wäre da nicht die indigoblaue Verfärbung im Weiß seiner Augen gewesen. „Nur zehn Minuten. Ich erlasse dir deinen Besuch diesen Monat und warte bis zum nächsten – wenn du nur noch kurz bleibst.“
    Ich war so geschockt, dass ich mich einen Augenblick lang wie zu Stein erstarrt fühlte. Das war neu, und mein fleißiges kleines Hirn machte sich sofort Sorgen darüber, versuchte, seine Strategie zu durchschauen. „Du würdest auf das Treffen diesen Monat verzichten, wenn ich noch zehn Minuten bleibe?“
    Er stand am Kopf des Tisches und blickte mich an. Zwei weitere Kerzen verloschen, dann noch zwei. Es wurde dunkler, das Licht schien sogar noch blutgetränkter. Da ich ihm im Moment überlegen war, hätte ich mich eigentlich besser fühlen müssen.
    Tat ich aber nicht.
    „Zehn Minuten jetzt und hier, und ich werde dir dein Soll für diesen Monat erlassen. Ich gebe dir mein Wort darauf, Kiss.“
    Ich wünschte ehrlich, er würde mich nicht so nennen. Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen und bereute es im nächsten Moment, als sein Blick sich auf meinen Mund heftete. „Ich schätze, auf den nächsten Monat würdest du nicht auch noch verzichten.“
    Das brachte mir ein sardonisches Lächeln ein. Er schwieg, stand einfach nur da, und das allein genügte schon, um mir einen winzigen Schweißtropfen zu entlocken, der sich seinen Weg über mein Rückgrat bahnte.
    „Na gut. Gerechnet von dem Augenblick an, als ich durch die Tür gekommen bin.“ Ich zog mich zurück, hüpfte vom Tisch, ohne mich umzusehen, und atmete durch den Mund aus. Die beiden Höllenbubis, die ich getötet hatte, stanken.
    Er fing nicht mal mit Haarspaltereien an. Kein gutes Zeichen. „Komm her.“ Er deutete auf den Stuhl zu seiner Linken, den, der leer geblieben war. „Setz dich … hier.“
    Ich schritt langsam auf ihn zu, mein Mantel raschelte und knarzte. Hier im Konferenzraum war der Boden aus massivem Holz, kein Linoleum. Mehr Kerzen gingen aus, und meine Atmung wurde schneller und abgehackter. Ich begutachtete den Stuhl, fuhr mit einem Finger darüber und ließ mich darin niedersinken.
    Das Eisen war hart und kalt. Kissen aus Samt und Pferdehaar halfen rein gar nicht gegen die Kälte, die sich sofort durch meinen Mantel und die Lederhose fraß. Mein Rubin fing an zu funkeln, ein einsamer blutroter Lichtpunkt inmitten der angespannten Stille.
    „Gut“, murmelte Perry. Er selbst setzte sich in den hohen Stuhl. „Leg deine Hände flach auf den Tisch.“
    Ich schluckte und tat, was er verlangte. Die spiegelnde Oberfläche fühlte sich unter meinen schweißnassen Händen kalt und glitschig an. Die letzte der Kerzen erstarb. Ich war allein in der von Neonlicht beschienenen Finsternis mit Perry und zwei verrottenden Höllenbrut-Leichen.
    Gott, verlass mich jetzt bloß nicht. Dann stellte ich das Beten ein. Gott war schon in Ordnung, aber meistens war Er beschäftigt. Und dann mussten die Jäger einspringen.
    Perry atmete aus, ein leiser Ton der Zufriedenheit, wie von einem Leinentuch, das man über das kalte Gesicht eines Verstorbenen zieht.
    Was hat er vor? Besser nicht fragen. Besser nur abwarten und sehen, was passiert.
    Schließlich, und so viel war sicher, würde es etwas Hässliches sein.
    Als er die Hand auf mein rechtes Handgelenk legte, zuckte ich nervös zusammen. „Schsch.“ Er zischte leise, vielleicht sollte das beruhigend wirken. „Ganz ruhig.“
    Seine Haut war warm und fühlte sich an wie die eines Menschen, abgesehen von seiner Unverwundbarkeit – Fleisch wie aus Metall gegossen. Die Hülle einer Höllenbrut war ohne einen ganzen Haufen Glück und Feuergewalt schwer zu knacken.
    Silber. Viel, viel Silber und viel, viel Glück. Ich schluckte abermals und presste die Hände auf den Tisch. Angenommen, ich würde ihn töten – würde sein Mal dann verschwinden? Würde ich das Risiko eingehen? Wenn

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