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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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wogten die Schlieren des Verderbens.
    Niemand schenkte uns auch nur die geringste Beachtung. Wir hüpften auf den Gehsteig, und ich verschwand in einer Seitengasse.
    „Hintertür?“ Hörte ich da etwa einen Anflug verblüffter Bewunderung? Das traf bei mir ebenfalls einen Nerv. Wofür hielt er mich eigentlich, einen Tölpel oder eine Anfängerin? Beides? Eine Beinahe-Verräterin, die nach Höllenbrut stank?
    „Was sonst?“ Ich verkniff mir den Hohn. „Ich wäre eine schlechte Jägerin, wenn ich nicht wüsste, wo die Hintertüren sind.“
    „Wahrscheinlich.“ Er grollte und blieb stur. Wahrscheinlich würde es ihn umbringen, wenn er eingestehen würde, dass ich meine Scheißarbeit gut machte.
    Ich fragte mich, was er wohl sagen würde, wenn ich ihn darüber aufklärte, dass die Hintertür auf dem Dach war.
    Wir fielen in einen Pool aus blutrotem Licht und einer tanzenden Masse Trader. Ich knallte auf die Tanzfläche, die auch prompt unter der Wucht meines Verstoßes gegen die Naturgesetze sternförmig zersprang. Die Risse verästelten sich wie ausufernde Spinnennetze. Meine Aura flammte auf, war plötzlich sichtbar inmitten des tintenschwarz verschmutzten Äthers, wie ein Seeigel aus Licht. Dann federte ich vom Boden hoch und verpasste einem der Trader einen Haken, der ihn durch die Luft wirbeln ließ. Von seinem zertrümmerten Gesicht spritzte Blut, das einen Augenblick lang in der Luft schwebte, bevor es an die Wand klatschte. Ich zog die Messer und fing an, so richtig klar Schiff zu machen.
    Zwanzig Sekunden später hatte ich Dustcircle komplett vergessen. Es war offensichtlich, dass er auf sich selbst achtgeben konnte. Nur einmal, als ein Trader von hinten auf ihn losging, verließ das Messer wie ein silberner Blitz meine Hand, und ein kurzer Schrei wie aus der Kehle eines jagenden Falken drang von meinen Lippen. Direkt im Anschluss bekam ich von einem dicken, bärtigen Händler einen Schlag in den Magen. Doch als ich ihn anknurrte, fing er sofort an, draufloszuplappern. Das Silber in meinem Haar loderte, und der Rubin an meiner Kehle sprühte Funken. In der einen Hand hielt ich die Glock, in der anderen die Peitsche, die sich entrollte. Gerade wollte ich durch schaukelnde Perlenketten von der Tanzfläche runter in den eigentlichen Klub springen, da rammte mich etwas von der Seite.
    Ich wurde durch die Luft geschleudert, drehte mich, kam auf die Füße und schlitterte über die Bar. Mit rauchenden Sohlen kickte ich einen anderen Trader aus dem Weg. Dann kam das Ding ein zweites Mal auf mich zu, so schnell, dass es kaum richtig zu sehen war. Trotzdem erkannte ich die verhüllte Meuchelmörder-Höllenbrut.
    Scheiße! Ich ließ mich zur Seite fallen und feuerte drauflos. Mit geschulten Reflexen verfolgte ich den Dämon, der über den Tresen sprang und die Finger in die Betonwand grub. Er zischte mich mit gebleckten Zähnen an, die ich sogar durch den Schleier hindurch sehen konnte.
    Er war höllisch schnell, aber immerhin hatte mich der Beste persönlich ausgebildet. Ich kam ihm also zuvor, zielte und kalkulierte mit ein, dass er sich im Flug drehen würde, um mir mit dem nötigen Schwung die Klauen ins Fleisch zu rammen. Silberbepackte Kugeln durchdrangen seine Hülle, schwarzes Sekret spritzte auf. Dann rollte ich herum und sprang mit einer schwungvollen Verrenkung, die man einer Frau selten zutraut, auf die Füße: Knie anziehen, dann mit durchgebogenem Rücken und den Stiefeln voran hoch- und nach vorne in den Stand federn. Ich machte eine halbe Drehung und traf die nächste Höllenbrut, eine Frau mit rabenschwarzem Haar, die gerade in hohem Bogen auf mich zuhechtete. Silberummanteltes Blei flog umher, in dem Nachtklub herrschte auf einmal ein mächtiger Aufruhr. Ich hörte gellende Schreie und das tiefe, grollende Brüllen eines Wers, der gerade einen Wutanfall bekommt.
    Wollen wir hoffen, dass er klarkommt. Ich war zu sehr mit meinen eigenen Problemen beschäftigt, um mir auch noch um ihn Sorgen zu machen. Ich erspähte meine Peitsche, aber sie lag zu weit weg, und die verhüllte Höllenbrut dröhnte etwas in Helletong. Der Fluch rauschte an mir vorbei und schnitt durch ein Paar Trader, die mir gerade in den Rücken fallen wollten.
    Gott sei Dank hab ich es mitgebracht. Ich griff mit der Rechten hinter meinen Kopf, umschloss den Griff und riss das Schwert mit einem Seitwärtsruck aus der Scheide. Das Leder teilte sich entlang der Knopfleiste, und der Rubin an meinem Hals loderte nun in intensivem

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