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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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strauchelte ich über Trümmer, die vom Dach gebrochen waren. Die Kollision ließ sämtliches Glas im Raum bersten, einschließlich der Glühbirnen und der Flaschen über der Bar. Der Dämon kreischte, das war nicht länger das Murmeln und Rauschen von Helletong. Er schrie vor Schmerzen, und ein wirrer Tumult brach los.
    Auf einmal wurde das Licht des Schwertes schwächer. Nahezu vollkommene Dunkelheit umhüllte mich, nur durch die Löcher im Dach drang ein wenig Helligkeit. Ich japste, in meinen Ohren rauschte es gewaltig, und über meine Nase rann heißes, nasses Blut. Ich fiel auf die Knie und bemerkte nur am Rande, wie Saul Dustcircle mir den Arm unter die Schulter schob, während ich mich krümmte. Meine Finger lagen noch immer locker um den Griff, aber andere Muskeln versteiften sich, krampften. Die Narbe prickelte feucht – ein zufriedenes Schlürfen, von dem mir speiübel wurde.
    Jetzt bloß nicht kotzen, Jill. Du bist am Lehen, du hast überlebt, jetzt nicht anfangen zu reihern. Nicht vor dem Werbubi.
    „Verdammte Scheiße, was war das denn?“ Er klang nicht unbedingt gelassen. Eigentlich gar nicht. Es war das erste Mal, dass ich ein Werwesen außer Fassung erlebte.
    Keine Panik, kleiner Wer vom Lande. Alles unter Kontrolle. Ich hätte ihn gerne beruhigt, aber ausnahmsweise weigerte sich mein Mund, meinem Gehirn zu gehorchen.
    „Du hast mein Messer geworfen“, flüsterte ich.
    Dann verlor ich das Bewusstsein.
    Ich war nur eine Sekunde lang ohnmächtig. Einen Augenblick später kam ich schon wieder zu mir, das Sonnenschwert hatte sich abgekühlt und lag schwer in meiner Hand. Ich hörte Schritte über Scherben und Schutt knirschen. Der Gestank nach toter Höllenbrut und geröstetem Trader war unglaublich.
    Ein leises Geräusch links von mir ließ mich schlagartig wieder munter werden. Die Narbe brannte, als würde heißer, unmenschlicher Atem das zerfurchte Fleisch liebkosen.
    „Sieh dir nur diese Schweinerei an.“ Perry steckte sich eine Zigarette an, goldene Flammen umschmeichelten sein Gesicht, dann schloss er das Feuerzeug wieder. Meine Augen taten weh, aber dann passten sie sich an. Wir hatten höllisch viel Schaden angerichtet. „Man wird mich ziemlich unter Druck setzen, das hier wiedergutzumachen, Kiss. Du verstehst es in der Tat, die Dinge zu verkomplizieren.“
    Herr im Himmel! Nicht jetzt. Ich hustete und verschluckte mich am Rauch, auf meinen Wangen klebte etwas Nasses. Blut oder Tränen, ich war mir nicht sicher. Das Sonnenschwert gab ein leises Sirren von sich, während das Metall abkühlte. Der rote Schein im Heft war immer noch da, aber ich wusste, dass es mehrere Stunden direktes Sonnenlicht brauchen würde, bis es wieder voll aufgeladen war. Es war an der Zeit, Galinas Treibhaus wieder einmal zu benutzen.
    Bin ich denn noch am Leben? Ich ging im Geiste eine kurze Checkliste durch und stellte fest, dass ich tatsächlich nicht tot war. Außerdem bei Bewusstsein. Obendrein saßen noch alle Körperteile und -teilchen am gewohnten Fleck.
    Halleluja!
    „Wer zum Teufel ist das?“ Dustcircle richtete sich anmutig auf und zog mich mit sich auf die Füße.
    „Friedlich bleiben“, brachte ich zwischen ein paar Würgeattacken heraus. Ich beugte mich vornüber, und mein Magen gab sein absolut Äußerstes, um dem Rest von mir das Leben schwer zu machen. Er verkündete seine Unabhängigkeit und sagte sich von mir los, um’s mal so auszudrücken.
    „Riecht aber nicht friedlich“, grummelte der Wer. „Geht es dir gut?“
    Er riecht nicht friedlich, weil er’s nicht ist. Aber wenn du dich auf ihn stürzt, wird es hier drin sehr schnell sehr hässlich. Ich bekam schließlich genug Luft für ein Wort. „Bestens.“
    „Besser du nimmst deinen Werfreund an die Leine“, bemerkte Perry. Durch das kaputte Dach kroch das orangefarbene Licht der Stadt und hüllte ihn ein. Die Feuer, und zwar alle, waren erloschen. Und es war kalt. Mein keuchender Atem hing in kleinen Eiswölkchen in der Luft. Das rote Glutauge von Perrys Zigarette schien zu blinzeln, als er einen Zug nahm. Eine kurze Weile verdrängten brennender Tabak und ein anderes, dunkleres Aroma den Gestank nach Tod. „Weißt du eigentlich, was du gerade angerichtet hast?“
    Wunder über Wunder – plötzlich bekam ich wieder ausreichend Luft. Jedenfalls genug für zwei Worte. „Leck … mich.“
    „Charmant. Meinst du das ernst? Sicherlich würde das unsere Beziehung enorm beflügeln. Ich frage dich noch einmal, meine Liebste, weißt du,

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