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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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zum Hinterher-Aufwischen später war ich mehr als nur körperlich erschöpft. Ein Stück weit die Straße runter, in der das Random lag, fuhr ich rechts ran. Es war ein etwas gehobeneres Ambiente.
    Die meisten Höllenbewohner bevorzugen ihre Treffpunkte unter der Erde und mit nur einem Eingang. Ihr Instinkt zieht sie einfach immer wieder Richtung Untergrund. Diese Löcher sind wie Gebärmütter. Die ganze Nacht dröhnt Musik, und jeder Mensch, der dämlich genug ist, dort hineinzumarschieren oder sich locken zu lassen, kann froh sein, wenn er nur mit einem psychischen Schaden davonkommt.
    Aber das Random war ein Trader-Klub. Höllenbrut, die hierherkam, war darauf aus, ein Geschäft abzuschließen. Alle Menschen, die hier hereinschneiten, waren vom selben Schlag.
    Das Gebäude war eine Bruchbude mit schwarz gestrichenen Fenstern und zwei bulligen Tradern mit glänzenden Augen links und rechts des Eingangs. Ich beobachtete die Szene durch die Windschutzscheibe und atmete leise aus, meine Narbe pochte. Es war an der Zeit, den Kofferraum zu öffnen.
    Leider suchte sich Dustcircle genau diesen Moment aus, um den Mund aufzureißen.
    „Was genau bezweckst du eigentlich mit dieser Aktion?“ Er klang, als fühle er sich nicht wohl in seiner Haut.
    Du Idiot. Was meinst du eigentlich, was ich sonst so mache - Kinderlieder trällern und Popcorn mampfen? Ich bemühte mich nach Kräften um einen gelassenen, nicht-sarkastischen Tonfall und versagte vermutlich. „Die Höllenbrut-Gesellschaft funktioniert nach den Kategorien von Gewinn und Verlust. Wenn es sie zu teuer zu stehen kommt, diese Cenci zu verstecken, werden sie anfangen, sich gegenseitig zu bespitzeln und mir alle Informationen bringen, die sie kriegen. Abgesehen davon bin ich noch relativ neu in dem Geschäft. Ich schlage mich jetzt seit etwa einem halben Jahr alleine durch. Wenn Michail noch am Leben wäre, müssten wir dieses Spektakel nicht veranstalten, er würde ein paar seiner Quellen aufsuchen, und wir könnten sie so aufspüren. Die Typen wüssten schon, dass man sich mit ihm nicht anlegt. Aber ich muss den Arschlöchern erst noch beibringen, wer hier das Sagen hat.“
    „Beweisen, dass du das Alpha-Tier bist?“ Er klang nicht überzeugt. „Haben wir denn Zeit dafür?“
    „Es ist der schnellste Weg, das zu bekommen, was ich will, das heißt: keine weiteren Leichen.“ Noch während ich das sagte, schauderte ich. Das war nicht die ganze Wahrheit. Jede Höllenbrut, die ich heute Nacht tötete, war ein Schlag in Perrys ausdrucksloses, farbloses Gesicht.
    Du meinst, in meinem Kopf rumpfuschen zu können, ja? Warte nur, wie leicht ich den Spieß umdrehen kann. Ich schluckte die flammende, mörderische Wut hinunter. Heb’s dir für das Random auf, Jill. Geh die Sache an, wie man es dir beigebracht hat.
    Damit Michail stolz auf dich sein kann.
    „Okay.“ Er schnüffelte, atmete tief ein und prüfte die Luft. „Das hier riecht anders.“
    Natürlich tut es das. „Es ist ein Klub für Händler. Eine Grundregel: Alles über dem Erdboden ist für Trader, darunter ausschließlich für Höllenbrut.“ Obwohl es Ausnahmen gibt. So wie Petrus Schuppen, der mal das eine, dann wieder das andere ist – nach einer merkwürdigen Regel, die ich noch nicht durchschaut habe. Ich nahm die Hände vom Lenkrad. „Das hier könnte eine Weile dauern.“
    „Ich kann mitkommen.“ Er fragte nicht, er machte eine Feststellung und schnippte die Überreste seiner letzten Zigarette aus dem halboffenen Fenster. „Ich überlasse die Dämonen dir und halte mich zurück. Decke dir den Rücken.“
    Gar keine schlechte Idee, abgesehen davon, dass ich noch nie zuvor mit ihm gearbeitet hatte. Das war kein Ort für Amateure. „Vielleicht keine so gute Idee“, sagte ich schließlich diplomatisch. „Harp will …“ Harp will ihre Investition in dich wiederhaben, wollte ich sagen.
    „Harp will, dass ich auf dich aufpasse, Jägerin. Mit Tradem werde ich fertig.“ Er kurbelte die Scheibe hoch. Im verwaschenen orangefarbenen Licht der Straßenlaternen sah sein Profil ernst aus. Die beiden geflochtenen Zöpfe schwangen mit, als er die Wagentür öffnete und ausstieg.
    Ich überlegte kurz und folgte ihm dann. Kühle Luft drang an meine Haut, und getrockneter Schweiß knisterte, als ich mich bewegte. Ich hatte mir heute Nacht schon mehr als einmal das Blut vom Gesicht schrubben müssen.
    Am Heck blieb er stehen, viel größer und kräftiger als ich. Er blickte mühelos auf mich herab, aber

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