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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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unterscheiden waren, wie gähnende Löcher in seinem Gesicht. Und diese Schwärze strömte ins Weiß der Augäpfel, beschmutzte sie mit Wut. Er trug ausgerechnet ein hübsches Paar schwarze Tony-Lamas-Stiefel. Auf der einen Seite war sein Haar angesengt, sodass es sich kräuselte. Durch seine bronzene Haut und die prägnante Nase sah er ein bisschen italienisch aus.
    Dann versank alles in Finsternis. Summende Sphärenenergie schoss durch die Narbe und gewann an Macht, während seine Aura schärfer wurde, ein schwarzes Loch voll wirbelnder Energie.
    Scheiße!
    Das Sonnenschwert zischte, fuhr in die Höhe und erfüllte die Luft mit Hitzeflimmern. Es schottete mich gegen die Macht der höllischen Augen ab, während ich die Klinge neigte und den zweiten Fluch abschmetterte, der mir in Helletong entgegengrollte. Trotzdem fühlte es sich an, als würde ein Zug an mir vorbeidonnern, und um ein Haar gaben meine Knie nach.
    Das hier war keine durchschnittliche Höllenbrut.
    Es war ein monströs-mächtiger Dämon, und ich hatte ihn gerade mächtig auf die Palme gebracht.
    Ich stemmte die Stiefel in den Boden, holte tief Luft und stellte mich auf einen Kampf ein, den ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verlieren würde – trotz der Hilfe des Sonnenschwertes.

17
     
    Stillstand. Die Welt verlangsamte sich und hielt an, während die Höllenbrut mich anstarrte, eingehüllt in knisternde Energie wie in ein ovales Schutzschild. Alles schien wie erstarrt -Blutstropfen hingen in der Luft, diverse Einzelteile, ein Trader, der gerade vom Dach fiel, auf das er geklettert war, um Saul Dustcircle von oben anzugreifen. Der war bereits zur Seite gerollt und hatte ihn mit einem blitzenden Jagdmesser in der Hand erwartet.
    Die verfluchten Werwesen und ihre verfluchten kleinen Täuschungsmanöver.
    Die Brut sah mir direkt in die Augen. Er war alt, und ich wette, er konnte ein Höllenfeuer heraufbeschwören, das wenigstens das grüne Spektrum erreichte. Alles über Rot bedeutete wirklich bösen Ärger. Und alles über Gelb heißt so viel wie: Sag der Welt Lebewohl und beiß ins Gras, Jäger.
    Es sei denn, man verfügt selbst über ein bisschen Höllenkraft. Ich atmete endlos tief ein, die Fetzen meines Mantels wurden von einem Luftzug aufgewirbelt, der aus dem Nichts zu kommen schien. Meine Aura breitete sich aus, war durchzogen von allerlei Lichtflecken. Die Aura einer Jägerin: diszipliniert durch Training und jeden einzelnen Exorzismus, den ich bisher durchgeführt hatte, eine harte Schale aus Sphärenenergie, die sicherstellt, dass ich in mir bleibe – und nichts anderes eindringt.
    Das Sonnenschwert brannte lichterloh, stärker, als ich es je erlebt hatte. Ein Schweif aus Orange und Gelb, flimmernd vor Hitze. Wie der Strahlenkranz der Sonne strebte er zur Decke.
    Ich forderte die Brut stumm heraus und wusste, dass er diese Herausforderung in meinen Augen lesen konnte – daran erkannte, wie ich das Kinn leicht vorstreckte, und daran, wie sich meine Finger um den Griff entspannten. Ein Schwertheft darf man niemals, unter keinen Umständen, zu fest umklammern, sonst kann man nicht präzise zuschlagen.
    Seine Antwort war genauso subtil – er verlagerte sein Gewicht, und ein winziges Lächeln verzog die Winkel seines wohlgeformten Mundes. Er grinste unter dem Haarschopf, und wieder fielen mir seine nahezu vollständig schwarzen Augen auf: diese unergründliche Finsternis, in der ein fahler Glanz lag wie Öl auf der Oberfläche eines morastigen Tümpels. Diese Augen waren tödlich, drohten mich zu verschlingen und zu ertränken.
    Reißende Fluten, die zupacken, peitschen, versenken. Arme und Beine schwer wie Blei. Selbst meine Lider fühlten sich auf einmal schläfrig an – schwer wie ein schlechtes Gewissen und ebenso todbringend.
    Warum sind seine Augen so unergründlich? Der Gedanke blitzte auf wie ein durch die Luft schnellendes Messer, wie eines meiner Messer. Tatsächlich, es flog. Die silberbesetzte Klinge war eingehüllt in weiße Flammen, zischte genau unter dem erhobenen Arm der Brut hindurch und grub sich in ihre Rippen. Es machte ein dumpfes Geräusch, als würde man eine Axt in trockenes Holz schlagen. Der Laut dröhnte durch meinen Kopf, und die Schneide des Sonnenschwerts malte einen feurigen Streifen in die Luft, als es niedersauste.
    Der Aufprall – Sonnenschwert auf Höllenbrut – war wie der Zusammenstoß zweier Monstertrucks. Die Erschütterung ließ mich rückwärts taumeln. Das Heft fest umklammernd,

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