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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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mir schulden wirst, wenn das alles vorüber ist?
    Das Problem war, dass ich es mir tatsächlich vorstellen konnte, und zwar nur zu gut. Mit Navoshtay zu verhandeln fiel unter den schwammigen Paragrafen „anderweitige Dienstleistungen“, der in dem Vertrag aufgeführt wurde, den ich mit Perry geschlossen hatte – für den Preis von einigen zusätzlichen Stunden meiner Zeit. Das würde kein Vergnügen werden, vor allem nicht, wenn er beschloss, noch einmal so grob oder sonst wie mit der Narbe herumzuspielen.
    Oder wenn es ihm einfiel, dass diesmal mein Blut statt seines fließen sollte. Das konnte man nie ganz ausschließen.
    Ich mache mir größere Sorgen um Perry als um diese andere Höllenbrut, und das ist nicht in Ordnung. Er hat sich doch in meinen Kopf eingeschlichen, verflucht noch mal. „Gott!“, flüsterte ich und nahm noch einen langen Zug.
    Sauls Hand legte sich um die Flasche und zog sie mir von den Lippen. „Nicht so gierig, Jägerin.“ Er sprach ganz sanft, beinahe zärtlich. „Lass gut sein.“
    Worte, die ich nie aussprechen konnte, brodelten in meiner Kehle hoch, prallten an den steinernen Kloß, der dort saß, und erstarben. Gut sein? Was bitte ist denn daran gut? Es wird gar nicht gut sein, wenn ich bei Perry meine Schuld begleichen muss. Es wird nicht gut sein, mich auch noch mit Navoshtay in meiner Stadt herumärgern zu müssen. Und es wird nicht gut sein, solange meine Hände zittern und mein Verstand sich immerzu im Kreis dreht.
    Ich suchte nach Worten, um ihn fortzuscheuchen. Ihn, wenn möglich, aus dem Haus zu jagen oder wenigstens dazu zu bringen, die Klappe zu halten und mich die Sache auf meine Art regeln zu lassen. Mein Blick suchte seinen. „Gar nichts ist gut“, krächzte ich. „Verpiss dich.“
    Er war stärker als ich und wand mir die harte Glasflasche aus den Fingern. Auf dem Herd spratzelte etwas, aber er achtete nicht darauf. Er stellte den Scotch auf die Arbeitsplatte und tat dann etwas sehr Seltsames.
    Der Wer nahm mein Gesicht in seine Hände. Ich spürte seine warme Haut auf meinen Wangen. Sein Blick war dunkel -nicht die Pechgruben-Schwärze einer Höllenbrut, sondern die Dunkelheit eines Menschen, vermengt mit der reglosen Geduld einer Katze. Ich sah, wie sich etwas in seinen Augen bewegte, ein lang gestreckter Schatten wie von einem Tier auf der Jagd, das kraftvoll durch Sonne und Schatten trottete.
    Er wich meinem Blick nicht aus. Die meisten finden es unangenehm, mir in die Augen zu sehen, weil sie zwei verschiedene Farben haben. Es macht sie nervös, auch wenn sie es nicht genau erklären können.
    Das erste Mal, als ich meine Augen öffnete, nachdem ich aus der Hölle zurückgekehrt war, hatte ich Michail über mir knien sehen. Er hielt das Blutjuwel in der Faust, mit dem er mich verankert hatte, und der Mund unter seiner Falkennase war schmal.
    So, hatte er leise gesagt. Du kommst zurück mit Geschenk, Milaya. Komm, lass uns dich in Wanne stecken.
    Das Schluchzen erschreckte mich. Ich fing es gerade noch ab, schluckte es hinunter. Roch den Moschusduft eines Wermännchens und das Essen. Gute Gerüche, alle beide, und ein Mix, der zu Kopf stieg.
    Saul streichelte mit dem Daumen über meine rechte Wange. „Lass es raus.“ Er brummte in dem eigentümlichen Ton, in dem Werwesen ihresgleichen bei Verletzungen beruhigen: ein tiefes Grollen, das durch und durch dringt und deine Muskeln in Wackelpudding verwandelt. „Lass es einfach raus, Jill. Lass es los.“
    Er sagte das unglaublich freundlich, und er hielt meinem Blick stand – sah mir direkt in die Augen, als wäre ihre Färbung normal, völlig natürlich. Dann beugte er sich vor, die Augen noch immer geöffnet, und berührte sacht meinen Mund.
    Schuldbewusst fuhr ich hoch und wäre mit der Stirn beinahe gegen seine geknallt, aber seine Finger verstärkten ihren Griff, und ich wurde ruhig, ließ zu, dass seine Lippen meine streichelten. Sobald ich mich nicht mehr wehrte, legte er eine warme Hand in meinen Nacken, und mein Mund öffnete sich bereitwillig.
    So lange schon war ich niemandem mehr so nahe gewesen. Nicht mehr seit Michail.
    Der Geruch nach Moschus und Männlichkeit stieg mir in die Nase, Hitze wanderte hinab in meinen Bauch, um dort zu explodieren. Meine Augen schlossen sich zuckend, während ich mit den Fingern in sein Haar griff. Er kam näher, seine Hände fuhren über meinen Rücken, und er drückte mich an sich. Ich spürte die Theke hinter mir und balancierte auf einem Bein, weil ich das andere

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