Daemonenmal
zapfte ich das Mal an. Haut schmorte, als ich einen schwindelerregenden Augenblick lang jedes Erg an Sphärenenergie beanspruchte, das mir zur Verfügung stand. Perrys Lippenabdruck schmolz regelrecht vor krankem, heißem Entzücken. Und ich riss die Hand nach oben, als der Werfreak abermals auf mich losging. Ein Blitz reiner Energie heizte sich an den Rändern orangefarben auf, während er sich seinen Weg durch die Luft bahnte und den entarteten Einzelgänger mit krasser Höllenwucht mitten in die Gruppe anderer Werwesen schleuderte, die sich gerade in dem schäbigen Keller versammelt hatte.
Die Glühbirne zersprang, qualmende Staubflocken und Glas pfefferten die Luft. Zischende Funken flogen umher, mein Rubin ertönte in einem schrillen Tremolo, wie ein in Schwingung versetztes Weinglas aus Kristall, kurz bevor es zerspringt. Höllenqualen rasten meinen Arm entlang und packten nach meiner Brust, gruben ihre Klauen in meinen Bauch und tobten in meinem linken Bein, wo mein Oberschenkelknochen gebrochen war.
OhGottohGottohGott. Hoch mit dir Jill, HOCH …
Abermals holte ich alles denkbar Mögliche aus der Narbe heraus. Ob Perry es spürte?
In diesem Moment war mir das egal. Ich hatte viel zu große Schmerzen, um beim Gedanken an Perry das übliche flaue Gefühl im Magen zu spüren.
Die Knochen wuchsen wieder zusammen: der schmerzvolle Heilungsprozess von Wochen, komprimiert in einen einzigen Augenblick, während das Mal vor sich hin summte und einen tiefen Ton anschlug, der sich zu sehr nach Perrys Glucksen anhörte. Mir wurde eiskalt. Große Schweißperlen traten mir auf die Stirn und durchnässten die Überreste meiner blutverkrusteten Kleidung. Ich musste husten, und ein Schwall von hellem Blut aus meinen Lungen, vermischt mit anderen Flüssigkeiten, drang aus meinem Mund – mein Brustkorb richtete sich wieder auf und nahm seine ursprüngliche Form an. Scharfe Knochensplitter glitten aus empfindlichem Gewebe.
… das tut weh, Gott, tut das weh … Ich wollte aufstehen, kämpfen, es dem Ding heimzahlen. Dem Schmerz mit erhobenem Haupt entgegentreten, auf ihn einschlagen und ihn verjagen.
Noch so eine meiner Macken, und womöglich die, wegen der mich Michail ausgewählt hatte. Ich kämpfe weiter, noch lange nachdem jeder vernünftige Mensch aufgegeben hätte.
Knurren. Weitere Schreie, die die Wände wackeln ließen. Putz bröckelte zu Boden. Ein lauter Knall, brechendes Holz. Hohes Wolfsgeheul, aus dem Todesqualen sprachen und das Stein und Bein gefrieren ließ. Der Lärm war unbeschreiblich.
Hoch mit dir, Milaya Michails Stimme dröhnte in meinem Kopf, als hätten die Schmerzen eine Art Möbiusschleife in meiner Erinnerung geöffnet. Steh auf und kämpfe.
Ich schaffte es auf Hände und Knie. Tastete mit links nach meiner Kanone. Meine Rechte war so heiß, dass ich fürchtete, sie würde die Patronen in meinem Gurt sofort hochgehen lassen. Ein dämlicher Gedanke, aber ich konnte gerade nicht klar denken.
Ein Schwall frischer Luft wehte in den Keller, und graues Licht flutete herein. Schatten tanzten umher, und nach der kurzen Frischluft wurde der grauenhafte Gestank noch übermächtiger. Vor dem hellen Viereck zeichneten sich Schatten ab, die nach draußen flohen.
Ich hustete, meine Augen brannten. Mir rannen Tränen über die Wangen, und Blut spritzte in feinen Tropfen von meinen Lippen. Du verlierst ganz schön viel von dem roten Zeug, Jill. Stell dir mir mal vor, das Rote Kreuz könnte dir überallhin folgen, die würden ein Mordsgeschäft machen. Kapiert, ein Mordsgeschäft? Har har.
Die kleine Panikattacke wurde übertönt von einem anderen Gedanken, der in meinem Schädel laut wurde. Hoch mit dir. Steh auf und kämpfe.
„Jill.“ Eine vertraute Stimme. Jemand trat näher und beugte sich über mich.
Meine Waffe richtete sich wie von selbst auf, meine Schultern knallten gegen die Wand. Meine Stiefel scharrten in einer Blutlache. Mein Blut, das dick und glitschig auf dem zerfurchten Betonboden klebte. Schweres Atmen hallte in meinen Ohren, während ich kurz davor war zu morden. Beweg dich. Wehr dich. Töte.
Die Glock zielte direkt auf Sauls Stirn, weniger als einen Zentimeter von seiner Haut entfernt. Ich bebte, japste, mein Finger brannte darauf, den Abzug zu drücken. Adrenalin füllte meinen Mund, pulsierte in meinen Adern.
Er blinzelte nicht einmal. „Alles in Ordnung?“ Er sah an der Waffe vorbei, als würde sie nicht existieren. Als würde ich nicht gerade ausflippen vor Angst und kurz
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