Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
verlassen hätten, wäre die Falle zugeschnappt. Und ich hätte ein schwer verletztes Werpärchen vorgefunden, womöglich sogar in kritischem Zustand.
    Zum Glück haben sie ja mich. Ich ließ mich in die Hocke sinken. Der Sphärenblitz winselte und versengte mir die Finger, wo er an den Nerven zerrte und sich loszureißen versuchte. Der untere Teil meines Mantels türmte sich hinter mir auf, ein Klingen und Klirren und Funkeln lag in der Luft, als das Silber von Munition, Messer und Schmuck auf den Fluch reagierte, mit der die Höllenbrut die Atmosphäre verdorben hatte. Der dämonische Zauber drängte sich mir genauso mächtig entgegen, wie der Sphärenblitz darum kämpfte, mir zu entkommen.
    Mach schon, Jill. Kurz und schmerzlos.
    Ich federte hoch und schleuderte den Blitz von mir. Er durchschlug die ersten paar Lagen des magischen Schildes und ritzte in die dahinter, blieb stecken – dann: Explosion! Die ganze Energie darin barst auf einen Schlag nach außen. Spannung verwandelte sich in kinetische Energie, wie ein Blitz, der die Luft durchschneidet und die Schallmauer durchbricht. Der psychische Donnerschlag riss ein riesiges Loch in das Schild. Und ich landete auf dem Boden mit einem Knie auf dem Beton – der Rückstoß an Energie, der von den Wänden hallte, prasselte auf meine Aura ein. Ein ganzer Funkenregen fiel aus meinem Haar, der Rubin an meinem Hals war ein gigantisches blutrotes Leuchten, und ich schüttelte den Kopf, um das hässliche Dröhnen darin loszuwerden. Es war, als hätte jemand direkt in meinem Schädel den größten Gong der Welt geschlagen.
    War doch ein Kinderspiel, Jill. Eine Glanzleistung, wie immer.
    Ein tiefes, rollendes Knurren schlich sich in das Klingeln in meinen Ohren, während ich mich mit der Rechten am Boden abstützte und mein lederverpacktes Knie kalte Feuchtigkeit aufsog. Langsam hob ich den Kopf. Sehr langsam.
    Scheiße!
    Das Schild war nicht gelegt worden, um die Leichen zu verbergen. Es hatte den durchgeknallten Wer versteckt, der in seinem Bau auf einem Haufen Fleisch und Knochen geschlafen hatte.
    Jetzt war er wach.
    In seinen Augen lag ein animalischer Glanz, als er auf seinem Leichenberg kauerte. Er war zur Hälfte transformiert, kein ganzer Mensch und kein ganzes Tier, und das Ergebnis davon … na ja, die meisten Werwesen waren wunderschön und anmutig in ihrer menschlichen Gestalt – und ebenso perfekt als Tierwesen. Wenn sie sich verwandeln, bleiben sie nie lange in dieser Zwischenform, die ebenso schön ist, aber gleichzeitig irgendwie -falsch. Falsch im Sinne von nichtmenschlichen Proportionen. Falsch wie ein Ton, den kein menschliches Instrument hervorbringen kann.
    Falsch wie das Gesicht einer Höllenbrut, wenn sie ihre menschliche Maske abnimmt.
    Falsch wie etwas Verdorbenes, Vergammeltes – all die Kraft und Schönheit eines Werwesens, ersetzt durch die pure Lust am Jagen und Töten. Das ist es, was es bedeutet, aus der Art geschlagen zu sein.
    Ich starrte dem Entarteten lange in die Augen. Der bizarre Wahnsinn in seinem Blick war grässlich, weil darin gleichzeitig ein beinahe menschlicher Ausdruck von Leid lag.
    Dann stürzte er sich auf mich, und mir blieb keine Zeit auszuweichen. Ein Jäger nimmt es mit Höllenbrut auf, das stimmt. Aber ein entartetes Werwesen, das Amok läuft, ist eine andere Angelegenheit. Genauso, wie es eine Sache ist, wenn ein Wer sich mit einem Trader anlegt, und eine andere, wenn er eine ausgewachsene Höllenbrut zum Gegner hat.
    Bösartige Werwesen bewegen sich abartig schnell und kraftvoll genug, um Muskeln von Knochen zu reißen. Schneller, als man sichs versieht – anders als etwa eine Höllenbrut, die durch den Raum schnellt. Auf der Jagd geben Werwesen den Jägern meistens Rückendeckung.
    Auf der Jagd nach einem Entarteten ist es genau umgekehrt. Denn sonst geraten wir nur zwischen die Fronten und gehen drauf.
    Mit ausgefahrenen Krallen prallte er mit mir zusammen. Die Wucht war so gewaltig, dass ich nicht einmal mehr spürte, wie meine Rippen knackten, als ich gegen die Betonwand geschleudert wurde und augenblicklich von sternenerfüllter Finsternis geschluckt wurde.

20
     
    Rufe. Schreie. Das bellende Gebrüll eines wütenden Werwesens. Kalter Beton unter meinem Körper, der sich drehte und gleichzeitig völlig stillstand. Ein Krachen, noch ein Schrei. Ich wurde in die Luft gehoben und wieder fortgeschleudert, Knochen knackten, als ich auf etwas Hartes prallte.
    Eine Welle der Pein überrollte mich, und intuitiv

Weitere Kostenlose Bücher