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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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der Kellertür tief in die Hocke gegangen. Ich bemerkte seine Haltung und den wachsamen Glanz in seinen Augen, die Art, wie er nach der knappen Bewegung wieder völlig bewegungslos verharrte.
    Er hielt Wache für den Fall, dass der Werfreak zurück in seine gemütliche kleine Höhle kriechen wollte, um dort einen Haufen Menschen vorzufinden. Bei dieser Vorstellung lief es mir eiskalt den Rücken hinunter.
    Im Erdgeschoss war alles merkwürdig unberührt. Die Kellertür, die von der Küche aus nach unten führte, stand weit offen, und der Gestank strömte wie in Wellen nach oben. Doch die weißen Arbeitsflächen hier waren sauber. Auf einem Abtropfgestell stand abgespültes Geschirr, auf dem eine dünne Staubschicht zu sehen war. Ein blaues Schwammtuch lag über dem Wasserhahn, völlig eingetrocknet und steif. Der Tisch war mit Papieren überhäuft. Durch eine andere offen stehende Tür konnte man in die Garage sehen, wo zwei Autos parkten – eins davon ein Minivan mit Kindersitzen.
    Ich wollte lieber nicht darüber nachdenken.
    Die einzigen Anzeichen von Gewalt waren ein umgeworfener Stuhl und ein verschmierter dunkler Fleck auf dem sonst tadellosen Boden.
    „Vierköpfige Familie“, sagte Dominic, während ich den Stuhl betrachtete. „Soweit ich es beurteilen kann, hat jemand die Vordertür geöffnet und wurde überwältigt. Dann hat man ihn oder sie wieder hierher gebracht, wo ein anderer gerade dabei war, Rechnungen zu sortieren. Alles auf dem Tisch trägt ein Datum vom letzten Monat. Ich glaube, diese Familie hier war das erste Opfer, und wahrscheinlich hat er noch mehr erlegte Beute hierher gebracht – draußen im Garten gibt es einen Hintereingang in den Keller. Theron ist dort. Er war es auch, der in dieser Nachbarschaft die Fährte gewittert hat.“
    Ich nickte. Theron war Barkeeper im Mickys, ein durchtrainierter, gefährlicher Werpanther. Gut, ihn als Verstärkung dabeizuhaben, auch wenn er ein arroganter Schnösel war. Solange er draußen im Garten war, musste ich mir um die Menschen dort keine Sorgen machen. Wenigstens etwas.
    Harps leicht erhobene Stimme drang aus dem Wohnzimmer. Dominics Augenbrauen zuckten – ein vielsagender Blick mit minimalem Einsatz.
    „Frag nicht mich.“ Ich hob abwehrend die Hände und demonstrierte meine Unschuld. „Ich hab keine Ahnung, was zum Teufel vor sich geht. Euer Freund Saul scheint eine wahre Begabung dafür zu haben, Harp ans Bein zu pinkeln.“ Und ich hab, weiß Gott, andere Probleme. „In der Garage sind also Kindersitze. Was gibt’s oben zu sehen?“ Bitte sag mir, dass ich falschliege. Sag mir, dass wir die Kinder lebend gefunden haben.
    „Drei Schlafzimmer. Zwei davon offensichtlich für den Nachwuchs, die Betten in beiden sehen aus, als wären die Kleinen eben kurz aufgestanden, um sich ein Glas Milch zu holen.“ Er legte den Kopf etwas schief und deutete mit dem Kinn in Richtung Keller. Seine Augen nahmen einen flüchtigen, tief-traurigen Glanz an. „Ich tippe auf da unten. Ich würde mich nur zu gerne irren.“
    Aber das ist verdammt unwahrscheinlich, stimmt’s? Ich würgte etwas hinunter, das verdächtig heiß war und nach Galle schmeckte. „Den Tatort hat man für mich unverändert gelassen?“ Spuck’s schon aus, Dom. Was ist noch da unten?
    Den Blick, den er mir zuwarf, konnte man getrost als schwer beleidigt einstufen. „Selbstverständlich haben Harp und ich uns nicht weiter als bis zur Treppe gewagt. Irgendwas da unten riecht nach Zauberei, und dafür bist du zuständig. Die Menschen werden noch lange genug mit dem Zeug im Garten und neben der Kellertür beschäftigt sein. Lass dir Zeit.“
    Junge, das ist ja ungeheuer nett von dir. Ich zwängte mich an ihm vorbei und verschwand durch die Tür. Eine Holztreppe führte nach unten, der Mief von Leichengas hing in der Luft, und die Betonwände schimmerten ölig. Es roch nach Haarschuppen und heißem, verdorbenem Moschus. Der Geruch war so intensiv und beißend, dass mir die Augen tränten. Ich war froh, dass ich mir noch ein neues Kupferarmband besorgt hatte.
    Dazu kam noch der süßliche Duft von Höllenbrut, und plötzlich wünschte ich mir von ganzem Herzen, dass ich nichts zu Abend gegessen hätte.
    Da kam die Erinnerung an Sauls Mund an meinem wieder. Ich schob sie mit nahezu körperlicher Anstrengung beiseite. Jetzt konnte ich mir keinerlei Ablenkung erlauben. Zur Rechten standen Regalwände, gefüllt mit Dosen und Gläsern – Konserven für schlechte Zeiten. Mein Blick fiel auf

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