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Daemonenmal

Daemonenmal

Titel: Daemonenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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anderen Flüssigkeiten, die gerannen. Klar und kräftig hörte ich meinen Herzschlag.
    Ich war am Leben.
    Sogar für mich wird das langsam unwirklich. Und das will was heißen.
    „Was zum Teufel geht hier vor sich?“ Harps Stimme hatte ihr ganz eigenes Knurren an sich, und irgendwie war es wegen des weichen und weiblichen Klangs umso erschreckender. „Kismet? Willst du mich vielleicht mal aufklären?“
    Ich lauschte auf meinen rasselnden Atem und lehnte meinen Kopf wieder an die eiskalte Mauer. „Jon Clarke aus New York hat angerufen. Er hat mir erzählt, dass Navoshtay ein Werwesen zu seinem Privatvergnügen gefangen und gequält hatte. Aber Navoshtays Tochter hat den Wer befreit und ist mit ihm geflohen.“ Mein Hals war rau, bei jedem Wort schmeckte ich Blut. „Wir haben es hier mit einem schwerwiegenden paranormalen Zwischenfall zu tun. Gott allein weiß, was sie mit diesem Werfreak anfangen will. Und ich hab es mit einer verfluchten Höllenbrut zu tun, die eine psychische Atombombe gebastelt hat, was die ganze Angelegenheit durchaus verkompliziert.“
    Das war nur die Hälfte von dem, was Jon mir erzählt hatte. Aber ich war klug genug, meine Klappe zu halten, was den Rest anging.
    Das ist doch Bullshit, Jon. Willst du mich verarschen? Das kranke Pochen in meiner Brust wollte einfach nicht aufhören, kleine Leuchtfeuer von Übelkeit auszubrüten.
    Ich weiß es aus hundertprozentig verlässlicher Quelle, Kismet. Irgendwie hat Arcadys Tochter mit einem entarteten Werwesen Nachwuchs gezeugt. Sie ist schwanger, und ihr Daddy ist hinter ihr her.
    Woher hast du das?, hatte ich wissen wollen. Zu viele Gestirne bewegten sich in die gleiche Richtung, und die Konstellation, die sie ergaben, war bestenfalls beunruhigend.
    Aus der besten aller Quellen, Kiss. Pass da draußen auf deinen Arsch auf, ja? ’Niemand kann sagen, was passieren wird, falls diese Sache außer Kontrolle gerät.
    Das Problem war nur: Es war schon außer Kontrolle geraten. Werwesen und Höllenbrut können sich nicht leiden. Aber Jon würde mir so was nicht erzählen, wenn es nicht wahr wäre. Jäger lügen nicht bei solchen Dingen.
    Selbst eine Notlüge kann einen Jäger das Leben kosten, und wir sind ohnehin zu wenige.
    Ich hätte vor Angst schreien sollen – oder schluchzen, weil ich schon wieder einmal zähneknirschend dem Tod entkommen war. Ich hätte mich aufrappeln, aufstehen und abklopfen sollen, um anschließend irgendetwas gegen dieses gigantische Mörderchaos zu tun.
    Stattdessen dachte ich an Saul Dustcircles Augen und fühlte mich wie elektrisiert, wenn ich mich daran erinnerte, wie seine Haut meine berührt hatte.
    Erkannte mich. Zumindest für eine kurze, endlose Sekunde hatte er mich durchschaut. Was auf dasselbe rauslief. Er hatte auf irgendeine Weise erkannt, was ich war, im Grunde meiner Seele.
    Und er hatte mich trotzdem nicht losgelassen.
    Steh auf, Jill. Schwing dich wieder aufs Pferd. Du hast keine Zeit für so was.
    Nicht solange da draußen immer noch Menschen starben und ein durchgeknallter Wer los war. Alles andere konnte warten.
    Das Aufräumen war nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Die meisten Forensiker waren im vorderen Garten gewesen und hatten in einem verdächtigen Stück Gras herumgestochert, das unter dem Gewicht einer zähen, rasch zerfallenden Flüssigkeit abstarb, die eine entfernte Ähnlichkeit mit Öl hatte. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, selbst nachdem ich sie mit meinem blauen Auge gescannt hatte. Das Zeug stank nach Höllenbrut und Tod, schwärzte das Gras darunter. Die Spurensicherung entnahm Proben, aber ich befürchtete, sie würden nichts herausfinden. Die Zellen von Dämonen zerfallen schnell, wenn sie erst einmal beschädigt sind, und das Zeug hier schien keine Ausnahme.
    Die übrigen Polizisten hatten weder mitbekommen, wie der Entartete mit Karacho aus dem Keller getürmt war, noch die Gruppe verwandelter und unverwandelter Werwesen, die zu seiner Verfolgung angesetzt hatte.
    Man muss Gott für die kleinen Dinge dankbar sein.
    Die Forensiker sortierten die Toten im Keller auseinander, vorsichtig, aber gründlich. Ich konnte die Karawane von blauen Plastiksäcken, die aus der Vordertür verschwand, zwar nicht sehen, aber ich hörte, wie die Kleinbusse der Gerichtsmedizin einer nach dem anderen angelassen wurden und ein Blitzlichtgewitter losprasselte. Ich bekam eine Gänsehaut und erinnerte mich an mein Versprechen.
    Ich werde euch rächen, wer ihr auch seid. Ich werde es dem

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