Dämonentor
sparen, ist es
im Gebäude noch dunkel, aber ein mitfühlender Kollege hat einen alten Karton
voller Taschenlampen auf den Empfangstisch gelegt. Ich schließe die Tür hinter
mir, schnappe mir eine Taschenlampe und mache mich auf den Weg zu Angletons
Büro.
Als ich oben auf der Treppe ankomme, merke ich, dass
im Korridor des sogenannten Mahagoni-Trakts Licht brennt. Falls Angleton eine
Krisensitzung abhält, finde ich ihn bestimmt hier. Ich mache also einen kleinen
Abstecher in das Reich der hohen Tiere, bis ich vor einer Tür mit einer
leuchtenden roten Warnlampe stehe. An der Türklinke ist ein Zettel angebracht,
auf dem steht: FÜR BOB HOWARD ZUTRITT GESTATTET. Ohne anzuklopfen, folge ich
der Einladung.
Angleton sieht bei meinem Eintreten von der Karte auf,
über die er sich gerade beugt. Das Zimmer riecht nach altem Kaffee, billigen
Zigaretten und Angstschweiß. »Sie sind spät dran«, sagt er in scharfem Ton.
»Spät«, wiederhole ich, stelle meine Reisetasche unter
den Feuerlöscher und lehne mich an die Tür. »Hi, Andy, hi, Boris. Chef, ich
hatte eigentlich nicht den Eindruck, dass der Fahrer sich Zeit gelassen hat.
Einen Tick schneller und Sie hätten eine Rechnung für die Reinigung von braunen
Flecken aus den Sitzbezügen erhalten.« Ich gähne. »Was ist denn hier eigentlich
los?«
»Milton Keynes«, meint Andy.
»Du darfst dich dort für uns etwas umsehen«, bestätigt
Boris.
»Und die Augen extrem weit offen halten.« Angleton hat
wie immer das letzte Wort.
»Milton Keynes?«
Meine Miene muss mich verraten haben. Andy wendet sich
hastig ab und gießt mir eine Tasse Wäscherei-Kaffee ein, während Boris so tut,
als würde ihn das alles gar nichts angehen. Angleton sieht so aus, als hätte er
etwas Ekelhaftes verschluckt, aber das ist bei ihm nichts Außergewöhnliches.
»Wir haben ein Problem«, erklärt Angleton und zeigt
auf die vor ihm ausgebreitete Landkarte. »Wir haben zu viele Beton-Kühe.«
»Beton-Kühe?« Ich ziehe mir einen Stuhl heran, lasse
mich darauf sinken und reibe mir ungläubig die Augen. »Ich bin doch wach, oder?
Wirklich? Mist …«
Boris starrt mich finster an. »Das ist kein Witz.«
Sein Blick wandert zu Angleton. »Chef?«
»Es ist wirklich kein Scherz, Bob«, versichert mir
Angleton. Sein normalerweise schon sehr hageres Gesicht sieht noch
eingefallener aus als sonst. Unter den Augen zeichnen sich dunkle Schatten ab.
Er sieht so aus, als wäre er die ganze Nacht auf den Beinen gewesen. Nun starrt
er Andy an. »Wie sieht es mit seiner Waffen-Zertifizierung aus? Ist er auf dem
neuesten Stand?«
»Sie finden mich dreimal in der Woche auf dem
Übungsplatz«, gebe ich zu bedenken, bevor Andy die intimen Details meiner
Personalakte preisgeben kann. »Wieso?«
»Sie machen sich mit Andy sofort auf den Weg ins
Waffenlager. Die Selbstverteidigungsausrüstung muss ich wohl nicht extra
erwähnen, Andy. Und Bob, schießen Sie nur im absoluten Notfall.« Angleton
schiebt mir einige Papiere und einen Kugelschreiber über den Tisch.
»Unterschreiben Sie oben in der Ecke. Und jetzt geben Sie mir das Blatt wieder.
Gut. Nun gehören Sie zum Kreis der Eingeweihten von GAME ANDES REDSHIFT. Die Papiere
sind Teil von GAR. Sie müssen sie stets bei sich tragen, bis Sie zurückkommen
und sie in Morags Büro abliefern. Sollten sie verloren gehen oder kopiert
werden, müssen Sie sich natürlich dafür verantworten.«
»Äh …«
Ich sehe vermutlich schon wieder etwas verwirrt aus,
denn Angleton sieht mich so Furcht einflößend an, dass es sich wohl um eine Art
Lächeln handeln muss. »Am besten machen Sie erst einmal den Mund zu. Und dann
folgen Sie Andy und machen sich mit Ihrer Selbstverteidigungsausrüstung
vertraut. Danach fliegen Sie mit einem Helikopter nach Milton Keynes und
vergessen bitte nicht, auf dem Flug die Akten durchzulesen. Wenn Sie dort
eintreffen, tun Sie einfach das, was Sie für richtig halten. Sollten Sie nichts
finden, kommen Sie zurück und erstatten mir Bericht. Wir werden dann
weitersehen.«
»Was suche ich denn eigentlich?« Ich trinke meinen
Kaffee in einem Zug halb aus; er schmeckt nach Asche, Zigarettenkippen und
uraltem Pulverkaffee. »Verdammt, was erwartet ihr, dass ich dort finden werde?«
»Ich erwarte gar nichts«, entgegnet Angleton
kryptisch. »Sehen Sie sich einfach um.«
»Komm«, fordert Andy mich auf und öffnet die Tür. »Die
Akten kannst du vorerst hierlassen.«
Ich folge ihm den Korridor entlang bis zur noch immer
dunklen Treppe. Von
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