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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Melzer
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war. Doch der Schrecken, der sie vergangene Nacht fest im Griff gehalten hatte, war verschwunden. Das hatte sie Chase zu verdanken, der geduldig an ihrer Seite geblieben war und sie getröstet und festgehalten hatte. Ohne ihn hätte sie die Nacht nicht überstanden.
    Sie wollte die Hand heben, um die Schwellung an ihrer Wange zu betasten, doch sie konnte sich nicht bewegen. Jetzt öffnete sie doch die Augen und fand sich in Chase’ Arme geschmiegt wieder. Sein warmer Atem strich wie eine sanfte Berührung über ihre Haut. Als er ihren Blick bemerkte, lächelte er, während sie krampfhaft versuchte sich zusammenzureimen, warum er in ihrem Bett lag. Sie hatten doch nicht etwa …?
    »Ach du Scheiße!« Sie fuhr zurück und setzte sich auf.
    »Ich nehme an, in San Francisco heißt das guten Morgen.«
    »Was immer ich gesagt oder getan habe, es hat nichts zu bedeuten«, sagte sie schnell.
    Sein Lächeln wurde breiter. »Gut, dann können wir ›Ach du Scheiße‹ ja schon mal streichen.«
    »Was? Ich …«
    »Es ist nichts passiert«, sagte er ruhig. »Du warst ein wenig durch den Wind und ich wollte dich nicht allein lassen. Das ist alles. Okay?«
    Dass sie beide noch ihre Klamotten anhatten, untermauerte seine Worte. Kate bezweifelte, dass sie es in ihrem gestrigen Zustand geschafft hätte, mit ihm zu schlafen und sich danach wieder anzuziehen.
    »Okay.« Sie nickte. Als er jedoch näher rückte, wich sie zurück. »Nicht, Chase. Ich will mich nicht auf etwas einlassen, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist.« Um ihm gar nicht erst die Gelegenheit zu geben, eine Diskussion anzufangen oder – viel schlimmer – sie davon zu überzeugen, dass sie womöglich unrecht hatte, sprang sie auf und flüchtete sich ins Badezimmer. Eine Dusche war jetzt genau das Richtige. Je kälter, desto besser.

23
    Es war nicht ganz so gelaufen wie geplant. Unter strengen Maßstäben war es nicht einmal annähernd so gelaufen. Der verdammte Agent war zu früh aufgetaucht und hatte ihn davon abgehalten, sein Werk zu vollenden. Nicht einmal den Mund hatte er ihr ganz zunähen können.
Fick dich ins Knie, du Arschloch!
Verflucht, wenn er nicht plötzlich die Präsenz des anderen gespürt hätte, hätte der ihn auf frischer Tat ertappt. Game over. Und das, noch bevor der Spaß überhaupt richtig losgegangen war.
    Es hätte nicht passieren dürfen, doch irgendwie musste es Agent Ryan gelungen sein, in seinen Kopf einzudringen, ohne dass er etwas davon bemerkt hatte. Ryan lernte dazu. Noch einmal würde er seinen Gegner nicht unterschätzen. Künftig, das nahm er sich vor, würde er mehr auf der Hut sein.
    Aber vielleicht war das gar nicht nötig. Der Agent mochte ihm seine Arbeit verpfuscht haben, das war ärgerlich – dafür war der Rest des Tages ein voller Erfolg gewesen. Er hatte endlich alle Zutaten beisammengehabt, sodass der alte Indianer – nach einer freundlichen Erinnerung daran, was seiner Familie zustoßen würde, wenn er sich nicht kooperativ zeigte – mit dem ersten Teil des Rituals begonnen hatte. In den kommenden Stunden und Tagen würden noch zwei weitere folgen, um die Kontrolle zu festigen und ihm vollends die Herrschaft über Chase Ryans Willen zu geben.
    Einen ersten vorsichtigen Versuch hatte er heute Abend bereits gewagt, als er den Agenten aus dem Haus gelockt hatte. Mit der bloßen Kraft seiner Gedanken und ein paar Einflüsterungen hatte er ihn in eine bestimmte Richtung gedrängt, ohne ihn dabei durch seine Augen sehen zu lassen – andernfalls wäre ihm aufgefallen, dass er das Haus gar nicht verlassen hatte. Nicht auszudenken, welche Möglichkeiten sich auftun würden, wenn das Ritual beendet war und er seine volle Macht über Ryans Willen ausüben konnte.
    Sein Einfluss über den Agenten würde wachsen, ebenso wie die Schlange unter seinem Hemd weiterhin wuchs. Mittlerweile wand sich ihr Leib von seiner Brust quer über den Oberkörper hinauf zum Hals. Von Zeit zu Zeit glaubte er ein Züngeln auf seiner Haut zu spüren, immer dann, wenn sich das Tattoo veränderte und weiter ausdehnte. Zufrieden lächelnd strich er sich über die Schulter, dort, wo der Kopf des Schlangentattoos lag. Anfangs hatte er die Veränderung als beängstigend empfunden, mittlerweile jedoch hatte er sie als das akzeptiert, was sie war: das Herz seiner Macht.

24
    Chase sah Kate nach, bis die Badezimmertür hinter ihr ins Schloss fiel, dann seufzte er. Sie war schon wieder auf der Flucht. Dabei hatte sie seinen Kuss letzte Nacht

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