Dämonisches Tattoo
holte sich am Rand des Gastrobereiches einen Kaffee bei Starbucks. Die Zeit, die er in der Schlange stand, nutzte er dazu, sich einen Überblick zu verschaffen.
Der Gastrobereich war hufeisenförmig angelegt. Außen die verschiedenen Stände der Fast-Food-Ketten, an denen ein Gang vorbeiführte, auf dem bereits einige hungrige Leute unterwegs waren und die Angebote der einzelnen Läden studierten. Im Zentrum standen Tische und Stühle, umgeben von Pflanzenkübeln, aus denen hüfthohe Farngewächse emporschossen, von denen Chase nicht hätte sagen können, ob sie echt waren. Es war erst später Vormittag, sodass viele Tische noch frei waren. Munarez war noch nicht da. Teenager und Familien mit Kindern ignorierte Chase, während er die Tische mit seinem Blick scannte. Ein Pärchen, das in einer abgeschiedenen Ecke saß, erregte seine Aufmerksamkeit. Die beiden hatten Bagels und Muffins auf ihrem Tablett und nippten an ihren Kaffeebechern. Scheinbar in ein Gespräch vertieft wirkten sie zu aufmerksam – ganz davon abgesehen, dass sie ihr Essen noch nicht angerührt hatten. Zivilbullen. Genau wie der rotblonde Typ, der bei McDonalds in der Schlange stand und sich ein wenig zu sehr für seine Umgebung interessierte, statt den Blick auf die Tafel mit den angebotenen Menüs zu richten. Es war der schlaksige Frischling, der Munarez für die Dauer von Andersons Abwesenheit zugeteilt worden war. Unter seinem Sakko glaubte Chase den Umriss einer Waffe zu erkennen.
Okay, also mindestens drei in Zivil. Vermutlich noch ein paar mehr.
Er war an der Reihe, bestellte sich einen Latte macchiato, in den er Unmengen von Zucker schüttete. Während er mit einem Plastikstäbchen umrührte, ließ er seinen Blick weiterwandern. Munarez war mittlerweile angekommen und hatte sich einen Platz in der Nähe des Muffin-Bagel-Pärchens gesucht. Sie trug einen dunkelblauen Hosenanzug und passende Pumps. Es war ihre typische Arbeitskluft, in der sie ebenso gut als Geschäftsfrau hätte durchgehen können – zumindest solange sie nicht den Mund aufmachte. Die Jacke hatte sie geöffnet, sodass sie schnell genug an ihre Waffe kam, die sie darunter verborgen trug. Lediglich auf die goldene Marke, die für gewöhnlich an ihrem Gürtel hing, hatte sie verzichtet.
Chase nahm seinen Kaffee und ging zu ihr hinüber.
Jetzt lag es an ihm. Er musste alles dransetzen, sie davon zu überzeugen, was er ihr zu sagen hatte. Andernfalls hatte er ein Problem. Eines, das sich mit Schwung an die Spitze der Liste all seiner Probleme katapultieren würde. Obwohl er gehofft hatte, dass Munarez allein kam, hatte er bereits geahnt, dass sie sich nicht darauf einlassen würde. Deshalb hatte er die Mall als Treffpunkt ausgewählt, einen belebten öffentlichen Ort mit mehreren Zugängen.
»Danke, dass Sie gekommen sind.« Er stellte den Kaffee auf den Tisch und setzte sich so neben Munarez, dass er das Muffin-Bagel-Pärchen im Blick hatte. Der dritte Cop hatte die Schlange bei McDonalds mittlerweile verlassen und sich einen Platz hinter Chase gesucht. Er streifte das Unbehagen ab, das ihn bei dem Gedanken überkam, jemanden in seinem Rücken zu haben. Er konnte es nicht ändern. Abgesehen davon war er sicher, dass mindestens noch ein oder zwei weitere Cops hier waren, die vermutlich die Zugänge zum Gastrobereich im Auge behielten.
Schweigend wartete Chase darauf, dass Munarez das Gespräch eröffnete. Die ersten Worte sollten aus ihrem Mund kommen, damit er ein Gefühl dafür bekam, in welcher Stimmung sie war und wie sie zu ihm stand. Munarez schien denselben Plan zu haben, denn auch sie schwieg. Die Stille zog sich in die Länge, zäh und klebrig wie Teer.
Schließlich seufzte Munarez. »Sie waren letzte Nacht in Hyattsville.«
Ein guter Beginn!
Chase nickte.
»Ihre Fingerabdrücke sind überall im Haus – auch am Telefon. Auf den Tasten eins und neun. Sie haben den Notruf gewählt.« Sie schnitt eine Grimasse. »Das Opfer hat ausgesagt, dass eine Frau bei Ihnen war. Lombardi?«
»Das tut nichts zur Sache.« Sie wussten beide, dass es Kate gewesen war, trotzdem würde er sie nicht durch eine offizielle Aussage mit in die Sache hineinziehen. Noch galt sie als Entführungsopfer. Wenn er jedoch zugab, dass sie mit ihm an einem der Tatorte gewesen war, würde er sie damit zu seiner Komplizin machen.
»Also gut, was ist an diesem Bild falsch?« Munarez lehnte sich nach vorn, um leiser sprechen zu können. »Sie stehlen Beweismittel, versuchen den Agenten zu
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