Dämonisches Tattoo
den Schultern packte und schüttelte, geschah nichts. Für ihn war sie nichts weiter als ein Hindernis auf dem Weg zu seinem Ziel. Vermutlich konnte sie froh sein, dass er noch nicht versucht hatte sie anzugreifen. Etwas schien ihn davon abzuhalten. Erkannte ein Teil tief in seinem Inneren sie womöglich doch und hinderte ihn daran, ihr etwas anzutun?
Er setzte sich wieder in Bewegung, ging einfach weiter, ohne sie anzufassen, und zwang sie mit seinem Körper zur Seite. Noch zwei Schritte, dann wäre er an ihr vorbei, und es gab nichts mehr, was ihn noch von der Frau fernhalten konnte.
»Chase!« Sie packte ihn am Arm, riss ihn zu sich herum und küsste ihn. Sie drückte ihren Mund auf seinen, ohne dass etwas geschah. Ebenso gut hätte sie ihre Lippen auf eine Wand oder ein Stück Holz pressen können. Chase Ryan stand wie erstarrt und rührte sich nicht – doch zumindest machte er auch keine Anstalten mehr, sich an ihr vorbeizudrängen. Plötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper. Das Messer fiel scheppernd zu Boden und einen Herzschlag später spürte Kate seine Arme um sich. Seine Lippen wurden weich, seine Zunge strich über ihre Lippen und drang begierig in ihren Mund. Er zog sie noch enger an sich und vertiefte den Kuss. Sie schlang die Arme um seinen Hals und erwiderte das Spiel seiner Zunge. Heiße Blitze schossen durch ihren Leib und trieben ihren Herzschlag immer weiter an, während sie sich ganz seinem langen und leidenschaftlichen Kuss ergab. Einem Kuss, den sie bis tief in ihr Innerstes zu spüren glaubte.
Es war Chase, der den Kuss schließlich beendete. Ohne seine Arme von ihr zu lösen, sah er sich um. »Wo sind wir?«
Seine Augen waren klar, das Grün war in seine Pupillen zurückgekehrt und mit ihm hatte die Verwirrung darin Einzug gehalten. Kate warf einen Blick an ihm vorbei, doch die Frau war verschwunden.
»Ich erkläre es dir später«, sagte sie, noch ein wenig atemlos von seinem Kuss. »Erst müssen wir weg, bevor die Polizei kommt.« Die Frau würde garantiert die Cops rufen!
Sie löste sich aus Chase’ Armen und hob das Messer auf. »Komm!« Sie griff nach seiner Hand und zog ihn mit sich, aus dem Schuppen heraus, über den Hinterhof, auf die Straße zurück.
Als sie kurz stehen blieb, um sich umzusehen, wanderte sein Blick zu seinen Füßen. »Ich habe keine Schuhe an.« Seine Verwirrung steigerte sich noch, aber seine jahrelange Ausbildung und Erfahrung schienen ihn gelehrt zu haben, dass es Zeiten gab, um zu rennen, und Zeiten, in denen man Fragen stellen konnte.
Jetzt rannte er.
Er hielt Kates Hand umklammert und hastete mit ihr die Straßen entlang. Der Regen schlug ihnen ins Gesicht und fühlte sich an wie spitze Nadelstiche. Wasser spritzte unter ihren Füßen auf und durchnässte ihre Hosenbeine immer mehr. Triefend nass erreichten sie endlich das Haus. Kate schob Chase vor sich über die Schwelle, schlug die Tür hinter sich zu und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, als wolle sie aussperren, was auch immer Chase aus dem Haus gelockt hatte. Immer wieder wanderte ihr Blick zu ihm, suchte in seinen Augen nach Anzeichen, dass etwas anderes erneut die Kontrolle übernommen hatte, doch da war nichts. Er war wieder der Chase, den sie kannte. Ihr Chase.
Er war mitten im Eingangsbereich stehen geblieben und sah sie an. »Kate, was ist da passiert? Habe ich wirklich versucht …«
Sie schüttelte hilflos den Kopf. »Ich weiß nicht, was es war, aber jetzt ist es vorbei.«
»Vorbei? Wer sagt dir, dass es nicht wieder geschieht?«, fuhr er sie an. »Womöglich bist du das nächste Mal diejenige, hinter der ich mit einem Messer her bin.«
»Du kannst dich erinnern, was passiert ist?«
»Undeutlich. Es ist wie ein Traum, den man nach dem Aufwachen noch vor Augen hat, und der dann langsam zu verblassen beginnt.« Er schlug mit der Faust gegen die Wand, eine Bewegung, die so plötzlich kam, dass Kate erschrocken zusammenzuckte. »Ich hätte beinahe jemanden umgebracht!«
»Aber du hast es nicht getan.« Es kostete sie Kraft, ruhig zu bleiben, doch wenn sie jetzt den Kopf verlor, würde ihm das auch nicht helfen. »Du hast es nicht getan«, wiederholte sie. »Das ist alles, was zählt.«
Er fuhr sich mit beiden Händen durch das nasse Haar, krallte seine Finger hinein, als wolle er es sich ausreißen. Das Entsetzen hatte seine Züge in eine starre Maske verwandelt. »Ich bin eine Gefahr! Eine unberechenbare Gefahr. Du musst dich von mir fernhalten, bevor –«
Sie machte
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