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Dämonisches Tattoo

Dämonisches Tattoo

Titel: Dämonisches Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Melzer
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immer hinter seiner Stirn zu spüren glaubte. Blinzelnd starrte er auf den Garten, der sich vor ihm erstreckte. Jane Mercers Garten. Ein dünner Streifen Bodennebels kroch auf ihn zu, so zielgerichtet, als hätte er es auf ihn abgesehen. Er hob den Kopf und sah sich um, doch nirgendwo sonst lag Dunst über dem Rasen.
    Nebel verfolgte keine Menschen!
    Und Menschen befanden sich nicht plötzlich an anderen Orten – oder sahen durch die Augen anderer. Sein Kopf fühlte sich an, als hätte ihn jemand voll Watte gepackt. Da war noch immer der Nachhall des Schmerzes, unter den sich Verwirrung mischte.
    Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?
    Er war beinahe sicher, durch Agent Ryans Augen geblickt zu haben, doch nichts davon ergab Sinn – weder die Tatsache, dass das überhaupt möglich sein sollte, noch der Umstand, dass Cassell seinen ehemaligen Partner mit einer Waffe bedroht hatte. Und woher waren der Singsang und die Schmerzen gekommen?
    Er stemmte die Arme in den Boden und kam im selben Moment auf die Knie, in dem der Nebel ihn erreichte. Ein eisiger Hauch fuhr über ihn hinweg, streifte ihm über die Wange und fuhr mit dem nächsten Atemzug in seine Lungen. Kalt. So kalt, dass seine Kehle brannte. Hustend kämpfte er sich auf die Beine, hob das Stemmeisen auf, das er hatte fallen lassen, und stopfte es in die Tasche zurück, ehe er sich stolpernd davonmachte. Die Gefahr, in diesem Zustand einen Fehler zu begehen, war zu groß. Heute Nacht würde es keine Tote geben.

5
    Benommen blinzelnd starrte Chase auf das Fenster. Hatte er tatsächlich einen Nebel aus seiner Schulter aufsteigen und zum Fenster hinaus entschwinden sehen? Das musste er sich eingebildet haben. Vermutlich ließ ihn das Betäubungsmittel halluzinieren.
    Der Indianer hatte endlich mit seinem Gesang aufgehört. Er blies die Kerze aus und löschte die Räucherstäbchen. Schlagartig verschwand der trübe Schleier aus seinen Augen, die Anspannung wich von ihm, seine Schultern fielen herab und mit einem Mal sah er nur noch müde und erschöpft aus.
    Du kannst dich im Knast erholen
. Grimmig fragte sich Chase, wann Frank endlich seine Waffe zur Seite legte und ihm die Fesseln abnahm. Sobald er frei war, würde er den beiden Handschellen verpassen und die Polizei alarmieren. Aber was, wenn er die Polizei aus dem Spiel ließ? War das die Gelegenheit, an Frank heranzukommen? Es fiel Chase schwer, sich zu konzentrieren und den Gedanken bis zum Ende durchzuspielen. Trotzdem kam er zu dem Schluss, dass er es zumindest versuchen musste. Frank hatte heute eine Grenze überschritten. Wie dünn war die Linie zwischen Wahn und Wahnsinn?
    »Das Ritual ist abgeschlossen«, erklärte Quinn feierlich. »Der Geist des Jägers ist an das Tattoo gebunden, der Kanal ist geöffnet.«
    »Ein Kanal?«, echote Chase ungläubig. Er hatte nichts sagen wollen, doch die Überzeugung, mit der der Indianer all diese unglaublichen Dinge von sich gab, war schweigend nur schwer zu ertragen. »Wie bei einem Funkgerät?«
    »So ähnlich. Während des Rituals ist ein Teil des Geistes in denjenigen übergegangen, nach dem Sie suchen. Sie sind jetzt mit ihm verbunden und können ihn auf diese Weise ausfindig machen.«
    »Nehmen wir mal an, ich spiele dieses Spiel mit.« Chase richtete sich auf, so weit es seine Fesseln zuließen. Ihm wurde schwindlig und er musste die aufsteigende Übelkeit hinunterschlucken, ehe er fortfahren konnte. »Wie soll das funktionieren? Wie soll ich diesen Kerl orten? Müsste ich nicht etwas spüren?
Irgendetwas?
« Abgesehen von den Nachwirkungen der Droge, die Frank ihm eingeflößt hatte, war da nichts. Und es würde auch nichts passieren, nur dass die beiden das nicht kapieren wollten.
    »Das klären wir gleich.« Frank steckte die Pistole in den Bund seiner Jeans, legte dem Indianer eine Hand auf die Schulter und schob ihn auf den Gang hinaus, wo die beiden aus Chase’ Blickfeld verschwanden.
    »Meine Sachen!«, protestierte Quinn auf dem Weg nach draußen.
    »Die können Sie morgen holen.«
    Ein gemurmelter Protest, gefolgt vom Klappen der Tür, dann kehrte Frank ins Wohnzimmer zurück. »Den wären wir los.«
    Frank hatte im Laufe des Abends eine ganze Reihe von Gesetzen gebrochen, trotzdem war sein Verhalten für Chase nachvollziehbar. Sein ganzes Handeln begründete sich auf dem verzweifelten Wunsch, den Mörder seiner Frau zu finden. Dass er jetzt jedoch den Einzigen fortschickte, der ihm den vermeintlichen Weg aufzeigen konnte, passte nicht ins

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