Damals im Dezember
Warnung.«
***
Carlos erschien gegen Nachmittag im Zentrum. Ich lag auf meinem Bett und sah fern, als er an meiner Tür klopfte. Ich stand auf und öffnete ihm.
»Guten Morgen«, sagte er. »Wie ich gehört habe, hast du dich bereits nützlich gemacht.«
»Du meinst vermutlich die Sache mit Mr Brown und der Gabel.«
»Manchmal wird es hier ganz schön aufregend.« Er bemerkte, dass meine Unterhose am Griff der Badezimmertür hing. »Wir haben eine Wäscherei«, sagte er. »Steck einfach alles, was gewaschen werden muss, in den Wäschesack, und sie bringen es dir noch vor dem Abendessen wieder.«
»Besserer Service als im Château de la Messardière«, sagte ich.
»Das glaube ich dir aufs Wort. Hast du zu Mittag gegessen?«
»Nein.«
»Besorgen wir dir was. Ich brauche für die Einstellung noch ein paar Informationen über dich, und ich werde dich Sylvia vorstellen.«
»Weiß sie, dass ich komme?«
»Ja. Und sie ist sehr, sehr glücklich darüber.«
Wir gingen von meinem Zimmer zur Schwesternstation. Eine Frau in den Zwanzigern mit dunklem Haar und schmalem Gesicht begrüßte uns lächelnd. »Sylvia«, sagte Carlos, »das ist Luke.«
Sie lächelte warmherzig. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Luke.«
»Ich habe Luke gesagt, dass seine Arbeit vor allem aus der Essensversorgung besteht.«
»Perfekt«, erwiderte sie.
»Wir essen jetzt zu Mittag, anschließend will ich, dass er zu Dr. Kuo geht. Danach gehört er ganz dir.«
»Ich warte.«
***
Carlos und ich aßen zu Mittag, dann gingen wir in sein Büro, um meine Einstellungsunterlagen auszufüllen. Wir waren kaum ein paar Minuten dabei, als ein Mann an die Tür klopfte und eintrat. Er war ein lässig gekleideter Asiat in Cordhose und Flanellhemd. Um seinen Hals hing ein Stethoskop.
»Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat«, sagte er. »Mrs Mather hatte heute viel auf dem Herzen.«
»Kein Problem«, meinte Carlos. »Wir haben gerade unser Mittagessen beendet. Luke, das ist Dr. Kuo. Er ist der Arzt für unsere Bewohner.«
»Schön, Sie kennenzulernen«, sagte ich.
»Ganz meinerseits«, erwiderte er. »Carlos hat mir erzählt, dass Sie vergangene Nacht überfallen worden sind.«
»Ja. Ich glaube, dass sie mir ein paar Rippen gebrochen haben.«
»Dann sehen wir uns das mal an.«
Ich folgte dem Arzt in sein Sprechzimmer, das in der Mitte des östlichen Flurs lag. Sobald wir eingetreten waren, schloss er die Tür und sagte: »Ziehen Sie bitte Ihr Hemd aus.«
Ich zog es aus und legte es über die Lehne eines Stuhls. Mein Körper war überall mit dunklen, blauroten Blutergüssen bedeckt.
»Die haben ja einige Spuren hinterlassen«, sagte er. »Tut es irgendwo besonders weh?«
»Vor allem auf der rechten Seite.«
Sanft ließ er seine Finger an meinen Rippen hochgleiten. »Haben Sie irgendwelche Probleme beim Atmen?«
»Nein. Aber es tut weh, wenn ich huste.«
Er legte sein Stethoskop an meinen Rücken. »Worum wir uns Sorgen machen, ist eine durchbohrte Lunge. Versuchen Sie, tief einzuatmen, wenn Sie können.«
Ich atmete langsam ein.
Er hielt das Stethoskop an meine andere Seite, lauschte, und nahm es dann ab. »Ihre Lungen hören sich gut an. Vermutlich haben Sie nur eine Rippenquetschung. Es wird ein paar Wochen dauern, bis das ausgeheilt ist, aber Sie werden wieder gesund. Sie können sich jetzt anziehen.«
Ich zog mir das Hemd über.
»Nehmen Sie irgendwelche Medikamente?«
»Nein.«
»Haben Sie irgendwelche Allergien?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
Er schrieb mir ein Rezept aus. »Sie können es Ihnen hier ausgeben. Wenden Sie sich einfach an eine der Schwestern. Ich habe Tylenol Three mit Codein verschrieben. Wahrscheinlich kommen Sie am Tag mit normalem Tylenol aus, aber dies wird in der Nacht helfen.«
»Danke.«
»Keine Ursache. Wenn die Schmerzen schlimmer werden oder Sie beim Atmen Probleme haben: Ich bin stets erreichbar.«
»Danke«, wiederholte ich. Es fühlte sich gut an, das zu sagen. Es fühlte sich gut an, wirkliche Dankbarkeit zu empfinden. Ich hatte eine wichtige Wahrheit gelernt: Die Segnungen des Lebens rufen nicht automatisch Freude hervor; Freude entsteht, wenn man diese Segnungen zu würdigen weiß.
Dreißigstes Kapitel
Anderen zu helfe n, birgt seinen eigenen Lohn – man kehrt damit zur Menschlichkeit zurück.
Aus dem Tagebuch von Luke Crisp
Ich ging in Carlos’ Büro zurück, füllte meine Bewerbungs- und Steuerunterlagen aus und meldete mich bei Sylvia zum Arbeiten.
»Was hat Ihnen Carlos denn
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