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Damals warst du still

Titel: Damals warst du still Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa von Bernuth
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lächelte, und schien ein Problem damit zu haben, dass Mona einen Ganztagsjob hatte, der noch dazu »so anstrengend und zeitraubend« sei. Ob es besser wäre, wenn sie und Lukas von der Sozialhilfe lebten, dann hätte sie auf Kosten des Steuerzahlers den ganzen Tag Zeit für ihn, hatte Mona die Lehrerin einmal schnippisch gefragt, aber keine Antwort erhalten außer dem gelbzähnigen Lächeln. Immerhin kam die Lehrerin nie wieder auf dieses Thema zurück.
    Die Tatsache, dass Lukas schwänzte, blieb allerdings bestehen. Heute Abend würde sie mit ihm reden müssen.
    »Fragen?«, sagte Berghammer trocken in die Runde und beendete damit Monas Grübeleien. Zehn Köpfe nickten synchron, ein Finger hob sich. Er gehörte einem der beiden LKA-Beamten, einem Glatzkopf mit dünnem blondem Schnauzer namens Daniel Radomski. »Ja?«, fragte Berghammer, eine Spur unfreundlicher. Er mochte es nicht, wenn eine weitere Behörde eingeschaltet wurde. Er regelte am liebsten alles mit seinen eigenen Leuten (wozu er auch die OFA zählte). Aber in diesem Fall hatte das LKA darauf bestanden.
    »Lebt der Täter hier?«
    Kern antwortete vorsichtig, wie es seine Art war: »Die Tatumstände weisen nicht explizit darauf hin.«
    »Heißt was?«, schnappte Radomski, der Mona sofort unsympathisch wurde. Aber Kern ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Eher nein«, sagte er nach einen kleinen Pause. »Täter, die in der Nähe des Opfers wohnen, agieren oft hektisch und nervös. Sie haben berechtigte Angst, von jemandem erkannt zu werden. Täter, die aus einer anderen Gegend, einem anderem Milieu kommen, müssen sich diese Sorgen nicht machen. Und dieser Täter schien sehr entspannt zu sein.«
    »Heißt das, er wohnt woanders, und kommt, na ja, nur so zu Besuch?«
    »Das könnte sein. Ich würde aber eher sagen, er lebt zwar hier in der Stadt, aber eben nicht dort, wo die Morde verübt wurden beziehungsweise wo die Leiche des männlichen Opfers abgelegt wurde. Sondern in einer ganz anderen Gegend.«
    Ratloses Schweigen. Schließlich ergriff der Glatzkopf wieder das Wort. »Das kann ja überall sein.«
    »Richtig«, sagte Kern. »Wir können also zur Stunde keine halbe Million Männer zum Speicheltest laden. Diese Möglichkeit existiert in einer Großstadt einfach nicht, mal abgesehen davon, dass wir auch über keine eindeutig dem Täter zuzuordnenden DNA-Spuren verfügen. Wir müssen weiterermitteln, bis wir den Standort des Täters besser eingrenzen können.«
    Schmidt meldete sich. »Was genau passiert jetzt? Wie gehen wir weiter vor?«
    »Ich werde heute mit Patrick nach Lemberg fahren, um den Patienten Fritz Lachenmeier in der psychiatrischen Anstalt zu vernehmen«, sagte Mona zu Schmidt. »Du und Karl, ihr fahrt wieder zur Villa; Hans und Patrick, ihr löst die beiden heute Abend ab. Kennt sich einer von den Anwesenden im Sado-Maso-Milieu aus? Nichtkommerziell und kommerziell? Dominas etc.? Sonst müssen wir jemanden von der Sitte dazuholen.«
    KK Marquard von der MK 3 meldete sich. »Ich war bis letztes Jahr bei der Sitte«, sagte er. »Ich könnte ein paar Leute anrufen, die sich in der Szene auskennen.«
    »Okay«, sagte Mona. »Du hast die Fallanalyse – frag nach einem Typen, der gern mit Messern rummacht, vielleicht gibt es eine Prostituierte, die sich über einen brutalen Freier mit seltsamen Wünschen beschwert hat, so was in der Art.«
    »Ja«, unterbrach sie Marquard mit einem Gesichtsausdruck, als hätte er schon verstanden und bräuchte keine weiteren Erklärungen mehr.
    »Der Rest...«, Mona zögerte, »... studiert am besten noch mal die Aktenlage. Sobald jemandem was auffällt, sobald sich etwas Neues ergibt, werden alle informiert.«
    »Noch Fragen?«, schaltete sich Berghammer ein, der wohl wusste, dass gleich das große Murren losbrechen würde. Aber es half nichts, im Moment waren sie weitgehend zur Untätigkeit verdammt. Die beiden Morde waren bis zur Stunde ausermittelt. Die Mitglieder der MK 1 hatten in der vergangenen Woche mit allen gesprochen, die auch nur halbwegs etwas wissen konnten. Alibis waren überprüft worden – es gab einfach nicht mehr zu tun.
    Bis zum nächsten Mord.
    Berghammer schloss ganz kurz die Augen. Es würde einen nächsten Mord geben, er war sich dessen sicher. Sie würden ihn nicht verhindern können, denn sie wussten noch immer nicht, wonach sie suchen mussten. Jede Spur hatte sich bislang als Irrweg erwiesen. Seufzend beendete er die Konferenz und setzte die nächste für halb vier an –

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