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Damenschneider

Damenschneider

Titel: Damenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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zur Jugend gehören – und dazu passt es gar nicht, ihr zu erzählen, dass man sein erstaunliches Aussehen eigentlich nur chirurgischen Kunstgriffen zu verdanken hat.«
    »Weißt du, ob Elisabeth Bilovic überhaupt gekannt hat?«
    Clara runzelte die Stirn, während sie ihren Zeigefinger an die Nase legte.
    »Ja, wenn ich mich recht erinnere, habe ich die beiden beim letzten Geburtstagsfest von Irmgard einander vorgestellt. Soweit ich das beobachten konnte, hat sie sich dann eine Weile ganz gut mit ihm unterhalten.«
    »Hat sie danach mit dir über ihn gesprochen?«
    »Ja, sie hat mich ein bisschen über ihn ausgefragt. Ich hatte den Eindruck, er hat ihr ganz gut gefallen.«
    »Was wollte sie denn über ihn wissen?«
    »Eher allgemeine Sachen. Wie er denn so sei, ob er ein guter Arzt ist – das, was man eine Freundin halt fragt, wenn man an einem Mann interessiert ist.«
    »Du hattest also den Eindruck, sie war an ihm interessiert?«
    »Als Mann, meinst du? Das glaube ich eigentlich weniger, die Elisabeth ist ja so ein ›Blümchen-rühr’-mich-nicht-an‹-Typ. Außerdem steht sie, glaub’ ich, nicht auf ältere Männer, das dürfte ja auch dir nicht entgangen sein«, setzte sie augenzwinkernd hinzu.
    »Nun ja«, protestierte Walz, der durch ihren letzten Zusatz ausgesprochen unangenehm berührt war. »Das kannst du doch nicht vergleichen. Er war doch erheblich älter als ich.«
    »Für eine Mittzwanzigerin ihres Formats fällt leider auch schon deine Altersklasse in die des netten Onkels, mit dem man ganz gerne ausgeht und die Fährnisse des Lebens bespricht. Die Probleme ausleben tut sie dann mit Jüngeren. Du kannst schon froh sein, wenn sie dich nicht in Liebesdingen um Rat gefragt hat …«
    Als Walz nichts erwiderte und eine schmollende Miene aufgesetzt hatte, fügte sie fröhlich hinzu.
    »Bei mir ist das natürlich etwas ganz anderes. Erstens bin ich doch um etliches älter als sie, außerdem mag ich graue Schläfen.«
    Zärtlich fuhr sie ihm mit der Hand über den Kopf.
    »Und jetzt möchte ich endlich etwas trinken!«

8. Kapitel (Donnerstag)
     
    Am Ende dieses ereignisreichen Tags war Walz nach einigen Drinks mit Clara todmüde nach Hause gefahren und wie ein Stein ins Bett gefallen, nicht ohne sie zuvor an ihrer Wohnung abgesetzt zu haben. Übereinstimmend hatten sie die Meinung geäußert, ihr erstes gemeinsames inniges Beisammensein auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben – denn für eine »Halbschlafnummer«, wie es Clara formulierte, »war sie einfach schon zu alt«. Walz, nunmehr jeglicher Pflicht zum Beweis seiner Männlichkeit enthoben, war’s recht.
    So war es kein Wunder, dass er anderntags pünktlich um acht Uhr in seinem Büro eintraf – und erstaunt feststellen musste, nicht der einzige Frühaufsteher in der Exekutive zu sein. Tatsächlich fand er auf seinem Schreibtisch eine Nachricht des Polizeipräsidenten vor, der ihn dringend um einen Rückruf ersuchte.
    Missmutig wählte der Inspektor die angegebene Nummer.
    Es sollte einige Male läuten, und Walzens Hoffnung nähren, nur mit der Mailbox verbunden zu werden, als sich Hofrat Heider in Person meldete.
    »Ja, Walz, gut, dass Sie anrufen«, deklamierte er in gewohnt deutlicher Aussprache. Schon um diese Uhrzeit kam jede Silbe kristallklar. »Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass die Geschichte mit dem mysteriösen Tod dieses serbischen Krankenpflegers höchste Priorität genießt. Sie haben alle Vollmachten und können meiner vollen Rückendeckung sicher sein. Nehmen Sie sich so viele Leute, wie Sie zur schnellstmöglichen Lösung dieses Falles benötigen. Alle anderen Fälle, die in Ihre Zuständigkeit fallen, werden unterdessen an Ihre Kollegen übergeben.«
    »Dürfte ich mir eine Frage erlauben?«, sagte Walz erstaunt. »Warum diese Dringlichkeit?«
    »Wenn Sie heute schon die Tageszeitungen gelesen hätten, würden Sie nicht fragen … Sagen Sie auch Ihrem Kollegen Vogel Bescheid – ich verlasse mich auf Sie, und denken Sie daran, Sie beide kommen langsam in das Alter, wo es sich ganz gut macht, Chefinspektor zu sein. Und keine Interviews! Alles an mich weiterleiten. Haben wir uns verstanden?«
    Zwar schmeichelte es ihm, mit einem so offensichtlich wichtigen Fall betraut zu werden, aber dass er schon wieder auf sein Alter angesprochen wurde, erfüllte Walz mit Unbehagen.
    Seufzend wies er Mimi Hawranek telefonisch an, ihm alle Tageszeitungen zu besorgen.
    Nach etwa zehn Minuten, während deren Walz über die Neuordnung

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