Damian
ihn besser verstehen zu können.
Ihr Duft! Es ist ihr Blut, das seinen feinen Geruchssinn zum Vibrieren bringt und den Vampir in ihm erweckt. Sein Durst wird plötzlich übermächtig und jede Faser seines Körpers verlangt nach Blut. Diesem köstlichen Lebenssaft, ohne den er nicht existieren kann. Oh, Gott, Rachel geh weg von mir, komm mir nicht noch näher, sonst habe ich mich nicht mehr unter Kontrolle, fleht er innerlich, während er versucht das Krampfen in seinem Magen zu ertragen. Er braucht Blut, frisches Blut. Und Rachel ist so nah, so verflucht nah!
„Bitte geh!“, fordert er sie leise, hinter zusammengebissenen Zähnen auf. Rachel schaut ihn verständnislos an.
„Aber ich will Dir helfen. Bitte Damian. Ich bleibe bei Dir. Mrs. Handerson holt einen Arzt“, vermutet sie. Damian hat die Augen fest geschlossen und das ist auch gut so, denn das Weiße seines Augapfels ist jetzt tief rot und seine Iris so schwarz wie die Nacht. Er presst seine Kiefer schmerzhaft aufeinander, aber seine Fänge beginnen sich trotz allem ihren Weg zu bahnen, sein Speichel brennt in seinem Mund. Er versucht sich von ihr wegzudrehen, sie darf nicht sehen, in was für eine Kreatur er sich verwandelt. Ein tiefes, fast unmenschliches Grollen dringt tief aus Damians Kehle empor. Rachel erschreckt sich so sehr, dass sie unvermittelt aufspringt.
„Bitte, Rachel, lass mich allein! VERSCHWINDE!“, schreit Damian sie an, um sich dann erneut schmerzhaft zu winden. Rachel taumelt zurück, weiß nicht, was sie tun soll. Sie ist vollkommen durcheinander, aufgewühlt und fassungslos. Noch nie zuvor hat sie Damian so erlebt. Er ist plötzlich so anders. Und nicht zum ersten Mal sträuben sich ihr die Nackenhaare: Damian macht ihr Angst. Rachel spürt, wie Tränen ihre Augen fluten. Noch nie wurde sie so angeschrien, erst recht nicht von jemandem, von dem sie glaubt, dass er Gefühle für sie hegt. Erneut taumelt sie zurück, als Damian einen furchtbaren Laut der Qual von sich gibt. Es hört sich an, wie das Knurren eines verletzten Löwen.
„Bitte, Kindchen, gehen sie. Ich kümmere mich um Mr. Cunningham“, hört sie plötzlich die mitfühlende Stimme von Mrs. Handerson neben sich. Als die erste Träne ihre Wange hinunter rinnt, wischt sie sie mit zitternden Fingern von ihrem Gesicht.
„Was geschieht mit ihm?“, flüstert sie entsetzt.
„Er ist krank, Missy. Sehr krank“, ist alles, was ihr Mrs. Handerson entgegnet. Plötzlich beginnt Damian zu husten und zu würgen. Er versucht sich aufzurichten, um dann jedoch gleich wieder in gebeugter Haltung unmenschliche Laute des Schmerzes von sich zu geben.
„Geh, endlich!“ faucht er Rachel zu, ohne den Kopf zu ihr zu wenden. Seine Stimme klingt eiskalt und ist nicht mehr die seine. Rachel erträgt es nicht ihn so zu sehen. Sie will ihm helfen und er weist sie so schroff zurück. Sie wirft Mrs. Handerson einen hilfesuchenden Blick zu.
„Gehen sie. Ich kümmere mich um ihn“, versichert ihr die Haushälterin und nickt ihr aufmunternd zu. „Ich weiß, welche Medizin er jetzt dringend braucht“, bestätigt sie Rachel und führt sie sacht aber bestimmt zur Tür. „Bitte verstehen Sie ihn, er möchte nicht, dass Sie ihn so sehen“, flüstert die alte Dame ihr zu. Jetzt rinnen die Tränen in kleinen Bächen Rachels Wangen hinunter. Damians Qualen zu sehen und ihm nicht helfen zu dürfen, ist zu viel für sie. Sie macht auf dem Absatz kehrt und läuft ohne sich noch einmal umzudrehen die Treppe hinauf. Sie schlägt die Tür hinter sich zu wirft sich auf das Bett und lässt ihren Tränen freien Lauf. Dort unten liegt der Mann den sie liebt, und er lässt es nicht zu, dass sie bei ihm ist und ihm in seiner großen Not beisteht. Was ist das für schreckliche Krankheit und warum will er nicht, dass sie bei im bleibt? Rachels Wut und Enttäuschung über Damians Verhalten klingt allmählich ab und nur noch Traurigkeit gepaart mit einer großen Portion Hilflosigkeit wüten in ihrem Herzen. Hat er so wenig Vertrauen zu ihr? Oder will er sie vor sich schützen? Kann er in einem solchen Zustand vielleicht Dinge tun, die er später bereut? Ist das der Grund, warum er sie fortgeschickt hat? Rachel kann diese Gedanken nicht zu Ende führen, denn plötzlich klingelt ihr Handy…
Unten im Arbeitszimmer nimmt Mrs. Handerson einen Beutel mit einer roten Flüssigkeit aus einer kleinen Kühltasche, und hält ihn Damian vor die Nase.
„Sir, bitte, ihre Medizin. Mr. Cunningham!“ Damian
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