Damian
Damian gießt für sich und seinen Freund ein Glas ein und gesellt sich zu seinen Gästen, die es sich auf dem Sofa bequem gemacht haben. Luca nimmt ihm das Glas ab.
„Was ist los? Rede schon. Es hat sich dringend angehört. Und nebenbei gesagt: Du siehst furchtbar aus“, fordert Luca seinen Freund auf. Damian wirft zuerst einen genaueren Blick auf seinen weiblichen Gast. Sie ist ein Vampir, er hat es sofort wahrgenommen, noch bevor sie das Wort ergriff oder gar einen Fuß auf seine Türschwelle tat. Das ist also die berühmte Samantha DeMauriere, denkt er und betrachtet sie offen.
„Wir sind uns schon einmal begegnet Mr. Cunningham. Vor ein paar Jahren, bei einer Galaveranstaltung des British Museums.“ Sie liest seine Gedanken, was in seinem Zustand wahrscheinlich ein Leichtes ist. Dennoch nur ein Vampir mit außergewöhnlich starken Anlagen kann ohne Probleme in seine Gedanken eindringen. Sie hat diese Fähigkeit offensichtlich durch ihren Mann erlangt. Alexander DeMauriere ist mächtig und auf eine ungewöhnliche Weise einzigartig. Damian nickt ihr flüchtig zu und starrt in das Glas in seinen Händen.
„Es geht um Rachel. Sie weiß, wer ich bin“, hält er nicht lange hinter dem Berg. Luca sieht ihn verständnislos an. „Sie hat es nicht so gut aufgenommen, wie ich es mir erwünscht habe“, fügt er leise hinzu und kippt den ganzen Inhalt des Glases mit einem einzigen Schluck die Kehle hinunter. Seine Gäste schauen ihn offen an.
„Was ist schief gegangen? Ich dachte, sie liebt Dich?“, fragt Luca.
„Ich habe sie gebissen, versehentlich“, gibt Damian zögernd Auskunft.
„Autsch!“, kommentiert Luca diese Aussage.
„Das ist nicht ganz die Wahrheit, nicht wahr?“, entgegnet Samantha nach einer Weile. Luca wirft ihr einen erstaunten Blick zu. Sie sitzt ruhig neben ihm und sieht Damian offen an. Damian senkt den Blick und verschließt seine Gedanken. Noch nie zuvor hat es jemand gewagt, so ungeniert in seine Gedanken einzudringen. Er reißt sich zusammen und ruft sich zu mehr Wachsamkeit auf. Dann blickt Damian auf und Sam tief in die Augen. Ein stechender Schmerz breitet sich plötzlich in Samanthas Kopf aus und sie zieht zischend die Luft zwischen zusammengepressten Zähnen ein. Ihre Hände wandern zu ihren Schläfen und sie schließt die Augen.
„Hey! Hey, lass das! Lass Sam aus dem Spiel, Damian. Sie hat Dir nichts getan, verdammt noch mal!“ Luca ist jetzt aufgesprungen und stellt sich angriffslustig vor seinen Freund. Damian entlässt Sam aus seiner geistigen Umklammerung und Luca hört erleichtert, dass sie wieder regelmäßig atmet und auch die Hände von den Schläfen nimmt.
„Es ist gut Luca. Es war sehr unhöflich von mir in Mr. Cunninghams Gedanken einzudringen. Ich bitte um Entschuldigung“, sagt Samantha an Damian gewandt.
Er akzeptiert ihre Entschuldigung mit einem Kopfnicken. Das war eine unnütze Demonstration seiner Macht, er weiß das. Und doch hat er durch diese kleine Veranschaulichung deutlich gemacht, wer hier der mächtigere Vampir ist. Es ist wichtig unter Seinesgleichen die Rangordnung klar zu stellen. Aber letztlich ist jetzt sowieso alles egal, soll sie doch in seine Gedanken sehen und erkennen was wirklich geschehen ist, dass er die Kontrolle verloren hat.
„Also, warum sind wir hier?“, will Luca nun endlich wissen.
„Ich habe Dir doch in Kairo gesagt, dass ich Rachel nicht lesen kann“, beginnt Damian und bemerkt Samanthas erstaunten Gesichtsausdruck.
„Und jetzt möchten sie, dass Rachels Erinnerungen an sie gelöscht werden“, vollendet Sam seinen Gedankengang. „Ist es das, was sie wirklich wollen?“, wendet sie sich direkt an Damian.
„Es ist besser so“, sagt er tonlos und steht auf, um sich erneut einen Brandy einzugießen. Samantha sieht Luca an und lässt ihm die wichtigsten Bruchstücke des Abends, die sie aus Damians Gedanken gelesen hat, zufließen.
„Sie sollten sie nicht aufgeben. Es gibt immer noch Hoffnung“, sagt sie leise zu Damian, der sich wieder zu ihnen in seinen Sessel setzt.
„Sie hasst mich. Sie verabscheut und verachtet mich. Wo bitte sehen Sie da noch Hoffnung? Ich kann beim besten Willen keine Möglichkeit erkennen, sie davon zu überzeugen bei mir zu bleiben, Mrs. DeMauriere“, giftet Damian seinen Gast verächtlich an.
„Sam oder Samantha, ganz wie sie wollen und doch, ich sehe da durchaus noch eine Möglichkeit.“
Damian starrt sie an. Was bildet sich diese DeMauriere eigentlich ein? Nur weil ihr
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