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Damian

Damian

Titel: Damian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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Papyrus festgehalten wurden“, wundert sie sich.
    „Der Schreiber hat vielleicht seine eigene Familie dargestellt“, sagt Cunningham und Rachel bemerkt ein Kratzen in seiner Stimme. Rachels Blick verweilt auf dem Bildnis eines Mannes und einer Frau. Sie stehen einander gegenüber. Der Mann ist groß und athletisch gebaut und die Frau etwas kleiner und zierlich. Er hat markante Züge und wirkt erhaben und stolz. Sie sieht wunderschön aus, mit langen, schwarzen Haaren und großen, schwarz und blau umrandeten Augen. Sie trägt ein Gewand aus weißem Stoff, das an den Säumen mit Gold gearbeitet ist. Sie blicken einander an, wirken vertraut miteinander. Die rechte Hand der jungen Frau ruht auf seiner Brust, genau an der Stelle seines Herzens und der Mann hat seine Hand auf die Wange der Frau gelegt. Über den beiden strahlt Rhe und es ranken sich Lotus und viele winzige Ankh um sie. Noch nie hat Rachel solch eine ägyptische Zeichnung gesehen. Sie ist viel zu plastisch und viel zu detailiert gemalt für die Zeit, aus der sie stammen soll. Die Figuren auf dem Bild vermitteln eine fast spürbare Zärtlichkeit und Liebe. Die Gesten ihrer Hände belegen ein unerschütterliches Vertrauen und vollkommende Hingabe. Rachel muss sich fast gewaltsam von der Zeichnung lösen, um die Schriftzeichen, die sich unter dem Paar in einer Kartusche befinden, zu deuten.
    „Du…, Herz…, aufgehende Sonne…“, flüstert sie leise vor sich hin.
    „Du erwärmst mein Herz wie die aufgehende Sonne“, vollendet Cunningham leise neben ihr. Rachel wendet den Blick ab von dem Papyrus und schaut zu Cunningham empor. Sein Gesicht wirkt versteinert und als er ihren Blick erwidert, ist Rachel als würde sie in die Tiefen eines Abgrundes schauen. Und dieser Abgrund ist voller Trauer, Schmerz und Verzweiflung. Noch nie hat sie solche Emotionen derart geballt wahrgenommen und sie prallt fast vor Cunningham zurück, so entsetzt ist sie über die Kälte, die er plötzlich verströmt.
    „Oh, oh, ist das wirklich…, oh…“, ruft der Professor aus, sichtlich bewegt von dem, was er in einem der nächsten Schaukästen entdeckt. Cunningham gesellt sich zu ihm und lässt Rachel zurück, die Damian aufgewühlt hinterher schaut.
    „Ein Zirkel, ein Hammer und ein Meißel“, bestätigt er fast schon gelangweilt. Rubins Gesicht zieren inzwischen lauter kleine, rote Flecken, die von seiner Aufregung herrühren.
    „Oh, Mister Cunningham, ich bin mir sicher, wir werden eine wunderbare Ausstellung zusammenstellen. Diese seltenen Fundstücke müssen der Welt gezeigt werden“, ruft er enthusiastisch aus, während Rachel immer noch nachdenklich Damian hinterher starrt.

Kapitel II
     
     
    Damian verabschiedet sich im Innenhof von seinen Gästen und begibt sich in den privaten  Bereich seines Hauses, während Rachel und der Professor aufgeregt plaudernd die Treppe zum Gästeflügel emporsteigen. Noch einmal dreht sich Damian um und sieht ihnen nach. Und wieder einmal erwischt er sich dabei, wie er Rachel genauer betrachtet. Er mag die Art, wie sich ihr Körper bewegt: geschmeidig, elegant und doch auch sportlich. Er sieht, wie ihre schlanken Beine Stufe um Stufe mit Leichtigkeit erklimmen und wie ihre zarten Hände über das Geländer gleiten. Er beobachtet, wie einige Haarsträhnen sich gelöst haben und nun in weichen Wellen über ihre schmalen Schultern fallen. Damian betrachtet das sanfte Schwingen ihres Kleides. Bei jeder ihrer Bewegungen schmiegt sich der dünne Stoff auf wundersame Weise eng an ihren Körper. Sein Blick wandert nun über ihre Schultern zu den zarten Wölbungen ihres Dekolletees. Er schluckt, sein Hals scheint plötzlich wie ausgedörrt. Wie gerne würde er noch einmal ihre Haut berühren, ihren Körper an sich pressen. Ein schmerzhaftes Gefühl in seinem Magen zwingt ihn jedoch plötzlich dazu, seine Gedanken nicht weiter abschweifen zu lassen. Schnell dreht er sich um und öffnet die weiße Flügeltür zu seinen Privaträumen. Kaum hat er die Tür hinter sich verschlossen, rennte er auch schon mit einer Hand vor dem Mund in Richtung Badezimmer. Dort endlich angekommen wirft er sich vor die Toilette und erbricht sich. Immer und immer wieder würgt er krampfartig das Essen hervor, dass er vor ungefähr einer Stunde herunter geschlungen hat. Nur sehr langsam lassen die unerträgliche Übelkeit und das Krampfen im Innern seines Körpers nach. Damian kniet immer noch vor der Toilette, hält die Augen geschlossen und lauscht in sich

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