Damian
vorgeht. Ja, er will, dass sie ihn auch interessant findet. Er möchte, dass sie ihn als Mann wahrnimmt und den Wunsch verspürt ihn näher kennenlernen zu wollen. Aber warum ist das so? Und warum ausgerechnet jetzt? Er weiß, wenn sie jemals auch nur im Ansatz erahnt, dass mit ihm etwas nicht stimmt, oder sie sogar herausfindet, was er wirklich ist, dann wird er sie töten müssen. Sie ist für ihn nicht lesbar und das bedeutet auch, er kann ihre Erinnerungen nicht aus ihrem Kopf löschen. Wenn es nur um ihn ginge, dann wäre es ihm egal, wenn sie sein Geheimnis enthüllt und aller Welt preisgibt. Sollen sie ihn doch ruhig jagen, töten oder Experimente an ihm durchführen. Alles was den Prozess des Sterbens beschleunigt, ist ihm inzwischen mehr als willkommen. Aber da sind noch andere, die er dadurch in Gefahr bringen würde. Vampire, die er seit Jahrhunderten kennt und in gewisser Art zu schätzen weiß. Viele von ihnen haben sich angepasst und weiterentwickelt. Sie haben sich zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen und versuchen weiterhin unentdeckt unter den Sterblichen zu leben. Sie nennen sich die Neue Generation. Sie ernähren sich ausschließlich von Blutkonserven und versuchen Tradition mit Moderne zu vereinen. Er nicht in allen Bereichen ihrer Ansicht und kann sich auch nicht mit der Auffassung anfreunden, dass ein friedliches Zusammenleben mit den Sterblichen unabdingbar ist, um ein Überleben der Vampire zu sichern, aber er hält diesen neuen Weg, den diese Gruppierung einschlägt, für grundsätzlich richtig und er kann und will diese Vampire nicht ihrem sicheren Untergang überlassen. Also heißt es für ihn vorsichtig sein und den Sterblichen besser aus dem Weg gehen. Aber anstatt sich von Rachel fernzuhalten und alles zu vermeiden, was sie einander näher bringen könnte, benimmt er sich wie ein Idiot. Wie sonst wäre er wohl auf die glorreiche Idee gekommen, sie einzuladen, einige Tempel zu besichtigen. Und welch eine wahnwitzige Idee war es plötzlich gegarte Speisen zu sich zu nehmen. Damian schließt die Augen: „Rachel, was tust du mit mir?“, flüstert er leise in die Nacht. Ob sie bereits schläft? Bestimmt liegt sie schon in ihrem Bett. Damian lässt seine Gedanken schweifen. Es dauert nicht einmal eine Sekunde und ihr hübsches Gesicht taucht schlafend vor seinen geschlossenen Augen auf: die hohe Stirn, ihre Wangenknochen, die kleine Nase und ihr wunderbar sinnlicher Mund mit den vollen Lippen. In seiner Fantasie streicht er eine Haarsträhne aus ihrem friedlich schlummernden Gesicht und flüstert leise ihren Namen. Sie regt sich, dreht sich auf den Rücken und bewegt ihre Lippen: „Damian“, flüstert sie ebenso leise und doch auch so unendlich verführerisch. Damian stellt sich vor, wie er sich zu ihr herab beugt und ihren wundervoll schlanken Hals und ihre nackten Schultern betrachtet. Er hebt seine Hand und streicht zärtlich mit seinen Fingern über ihre Wange. Sie seufzt leise und er nimmt es als Aufforderung weiter zu machen. Langsam und vorsichtig streicht er mit seinen Fingerspitzen über ihre Lippen. „Damian“, wispert Rachel erneut, während sie immer noch fest die Augen geschlossen hält. Damian nähert sich ihrem Gesicht und atmet tief den Duft ihrer samtigen Haut ein. Er schließt die Augen und seine Lippen berühren sacht die ihren. Und dann…. Ein lauter Knall reißt Damian aus seinem Traum. Was war das? Er setzt sich auf und lauscht für einige wenige Sekunden. Plötzlich ist ihm klar, dass dieser Knall ein Schuss gewesen sein muss. Er springt auf und wird dabei schmerzlich daran erinnert, dass an einer bestimmten Stelle seiner Jeans eine beklemmende Enge ihm Unbehagen bereitet. „Verdammt!“, flucht er leise, während er barfuß in die Halle eilt.
Henry und einige Männer seines Wachpersonals stürmen ebenfalls in den Innenhof und deuten wild gestikulierend nach oben, in den Gästeflügel. Damian rennt an ihnen allen vorbei, die Treppe hinauf, gleich drei Stufen auf einmal nehmend. Oben angekommen gilt seine erste Sorge dem Zimmer mit dem großen Balkon. Er greift soeben nach dem Knauf, als die Tür auch schon geöffnet wird. Rachel steht vor ihm, erschrocken und verboten sexy in ihrem Mickey Maus Top und ihren Sternchen-Boxershorts.
„Bist du okay?“, fragt er sie besorgt und atemlos und ist bemüht seinen Blick fest auf ihr Gesicht gerichtet zu halten. Rachel schaut ihn für eine Sekunde verwundert an und nickt schließlich bestätigend. Die anderen
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