Damian
falsch oder genauso richtig gehandelt hatte, wie sie vor vierTagen? Hat er es wirklich so sehr nötig sein Handeln gerechtfertigt zu sehen? Sollte sie ihm die Absolution erteilen? Rachel lässt sich nach hinten fallen und starrt gegen den Baldachin. Ist es wirklich richtig hier zu bleiben? Dieser Gedanke schleicht sich ungewollt in ihr Gehirn. Minutenlang findet sie auf diese Frage keine Antwort. Rachel greift nach ihrer Kette, dem Ankh. Sie dreht es gedankenverloren hin und her. Ewiges Leben. Wie soll ihr ewiges Leben aussehen? Sie kann und sie will sich ein Leben als Vampir nicht ohne Damian vorstellen. Auch wenn er sie eben enttäuscht und auch verletzt hat, so weiß sie doch genau, dass sie ihn liebt und bei ihm bleiben möchte. Ihr Entschluss steht fest: sie will und sie wird um ihn kämpfen. Und sie wird alle Register ziehen, zu der sie als Frau fähig ist.
„Na warte, Damian Cunningham. Ich kann auch anders“, murmelt sie verschwörerisch vor sich hin.
Rom, Vatikan, zur gleichen Zeit.
„Interessant. Wirklich sehr interessant.“, murmelt Kardinal Guiseppe Compte. „Das sind sehr ungewöhnliche Dokumente.“ Er entrollt ein Pergament, besser ein Papyrus und lässt seinen Blick darüber schweifen. „Und die Phiole?“, fragt er ohne den Blick anzuheben.
„Hier, in der Schatulle“, antwortet ihm ein etwas korpulenter Herr in braunem Anzug. Der Kardinal greift nach der Schatulle und öffnet sie. Sie ist aus Holz und Alabaster und reich mit Hieroglyphen verziert. Er entnimmt ihr ein kleines Gefäß, in der eine rote Flüssigkeit das Glas von innen gefärbt hat.
„Und es ist wirklich sein Blut?“, vergewissert sich der Kardinal und schaut über seine Augengläser seinen Gegenüber fragend an.
„Ja, Signore. Es ist das Blut dieses Vampirs.“ Ein heimtückisches aber auch überaus zufriedenes Lächeln spielt um den Mund des Geistlichen als er sich in seinem Hochlehner, der mit dunkelrotem Samt bespannt ist, zurücklehnt.
„Gut gemacht, Tadeus! Es wird Zeit, sie in den Inneren Kreis aufzunehmen. Verraten sie mir nur, wie sie es geschafft haben zu entkommen?“ Der Kardinal lehnt sich neugierig vor.
„Der Trick mit der Schlange war entscheidend“, erläutert Rubins selbstgefällig. „Als die beiden am nächsten Tag allein zu dem Grab gefahren sind, konnte ich in aller Ruhe meinen Nachforschungen nachgehen. Cunningham hatte nur noch Augen für Rachel, so wie ich es erahnt hatte. Ich konnte für einige Stunden seinen Computer und seinen Schreibtisch durchsuchen. Die Wahl des Passwortes für seine Dateien war nicht sehr einfallsreich. Er scheint immer noch, nach all den Jahren, sehr an seiner ersten Frau zu hängen.“ Rubins schüttelt verächtlich den Kopf.
„Haben Sie Kopien seiner Aufzeichnungen?“, will Kardinal Compte nun wissen und neigt seinen Kopf vor, wie ein Geier, der nach seiner Beute stiert.
„Ja. Aber mit Verlaub, die Kopien sind meine Lebensversicherung. Sie sind an einem sicheren Ort deponiert, falls ich Rom nicht wieder lebend verlasse.“ Ein zynisches Grinsen umspielt Rubins Mund.
„Aber mein lieber Tadeus. Wir sind doch kein Haufen brutaler Verbrecher!“, witzelt der Kardinal, doch seine Augen sind eiskalt auf Rubins gerichtet.
„Woher haben Sie den Papyrus? Wir suchen schon seit Jahrhunderten danach?“ Die eisgrauen Augen des Kardinals fixieren den Professor.
„London. Er war unter all den Papyri versteckt, die man Jahrzehnte lang als unwichtig betrachtete, weil man sich keinen Reim auf die seltsamen Schriftzeichen und Darstellungen machen konnte. Der Rest war ein Kinderspiel. In London lungern viele Obdachlose herum, die nur darauf warten, ihrem Schöpfer entgegen zu treten.“
„Tadeus! Keine Blasphemie in den heiligen Wänden der Kirche!“, mahnt ihn der Geistliche mit erhobenen Finger. Rubins nickt und kann sich ein sarkastisches Grinsen nicht verkneifen.
„Ich tötete dieses nichtsnutzige Etwas, ließ ihn ausbluten, zog ihm meine Kleidung an und verstaute meine Papiere in seinen Jackentaschen. So führt ich die Vampire und die Leute von Scotland Yard an der Nase herum, während ich bereits auf dem Weg hierher war, mit einer neuen Identität und in freudiger Erwartung meiner Belohnung.“ Rubins Mund umspielt ein süffisantes Lächeln.
„Nun, es ging Ihnen doch wohl nicht um das Geld, mein lieber Tadeus?“ Ein selbstzufriedenes Lächeln zeigt sich auf dem Gesicht des Professors.
„Nein. Wahrlich nicht. Ich bin gekommen, um mein Wissen
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