Damian
eine Kutsche hinter sich her und sie beobachtet eine Katze, die eine Ratte unten am Ufer fängt. Ihre Tränen sind versiegt, sie hat keine Tränen mehr. Rachel blickt hinüber, auf die andere Nilseite, dort oben, wo das Haus von Damian steht. Sie kann es von hier nicht sehen, aber sie weiß, dass es dort ist. Traurigkeit umhüllt sie wie ein Mantel und die Enttäuschung über Damians Verhalten spürt sie immer noch tief in ihrem Herzen. Sie ist eine verdammte Träumerin. Sie war zu naiv, bei allem, auf das sie sich in den letzten Wochen eingelassen hat. Was hat sie sich bloß dabei gedacht, ihn zu suchen und sich in Lebensgefahr zu bringen? Welch hirnverbrannte Idee hat sie sich da in den Kopf gesetzt, ihn wieder erobern zu wollen. Damian hat sich offensichtlich verändert. Irgendetwas ist mit ihm passiert, während Leylha ihn in Gefangenschaft hielt. Hat er seinen Lebensmut verloren? Hat er vergessen, was sie beide einmal verband? Sie muss den Tatsachen endlich ins Auge sehen: Damian hat mit ihr abgeschlossen. Auch wenn ihr Herz sich bei diesem Gedanken erneut verkrampft und sie angestrengt nach Luft schnappt, sie muss sich der Realität stellen. Und diese Realität hält ein Leben als Vampir für sie bereit, ohne die Hilfe und Unterstützung ihres Schöpfers. Rachel senkt den Blick und Verzweiflung keimt in ihr. Wie soll sie das nur bewerkstelligen? Ein Leben als Vampir, ohne Hilfe, ohne Familie und Freunde? Oder sie geht zurück zu den DeMaurieres. Aber würde das nicht aussehen, wie eine derbe Niederlage? Könnte sie wirklich die mitleidigen Blicke ertragen? Würde hinter diesen Blicken nicht immer die Frage stehen, ob sie versagt hat? Muss sie sich diese Frage vielleicht selbst stellen? Und wenn sie versagt hat, wenn sie zu schwach war an der Seite eines mächtigen Vampirs zu bestehen, muss sie sich dann Vorwürfe machen? Ist es nicht ihre eigene Schuld, dass alles so gekommen ist? Wobei sie wieder bei der Frage angelangt ist, ob sie zu naiv an diese Beziehung zu Damian herangegangen ist.
„Haben sie sich verirrt?“, fragt plötzlich eine männliche Stimme in gebrochenem Englisch. Rachel erschreckt sich so sehr, dass sie kurz aufschreit.
„Nein. Nein, ich warte hier auf jemanden“, lügt sie den Schatten an, der vor ihr steht. Angst greift plötzlich nach ihr und lähmt sie.
„Sie sollten hier nicht sein, allein, das kann gefährlich werden“, antwortet der Schatten lauernd. Dann zückt er plötzlich ein Messer und springt heran. Er hält Rachel mit seiner dreckigen, stinkenden und rauen Hand den Mund zu, während er ihr das Messer an die Kehle hält.
„Los! Geld her!“, zischt er ihr zu „Und keinen Mucks!“ Er drückt das Messer fester gegen ihre Haut. Rachel hat vor Angst die Augen weit aufgerissen und schüttelt den Kopf, sofern dies geht, mit einem Messer am Hals. Der Kerl ist ihrem Gesicht jetzt ganz nah. Sie sieht die dunklen Augen in einem schmutzigen Gesicht. Die Haare hängen ihm fettig in Strähnen über das Gesicht. Als er den Mund öffnet um etwas zu sagen, sieht sie seine verfaulten Zähne und sein Atem stinkt widerlich.
„Los, mach schon! Her mit dem Geld!“ Seine Augen funkeln sie abschätzend und wütend an. Für die Winzigkeit einer Sekunde nimmt er die Hand von ihrem Mund, drückt dafür die Klinge noch fester gegen ihr Fleisch.
„Ich habe kein Geld. Keine Handtasche. Nichts!“ Sie hebt vorsichtig die Arme, damit sich der Halunke vergewissern kann, dass sie recht hat. Der Kerl ist außer sich vor Wut, greift mit der freien Hand nach ihrer Kehle und drückt zu.
„Du mieses Stück Dreck, Du musst doch….“ Dann fällt sein Blick auf ihre Kette. Die Kette mit dem Ankh, die Damian ihr geschenkt hat. Schon stiert er mit gierigen Augen danach, als Rachel verzweifelt röchelt,
„Nein! Bitte, bitte nicht die Kette!“ Ein fieses Lächeln kräuselt sich um die schmalen Lippen des Ganoven und schon greift er mit der Hand, in der er immer noch das Messer hält nach dem Schmuckstück, um es ihr vom Hals zu reißen. In diesem Moment reißt von hinten etwas den Mann von Rachel weg und sie sieht wie zwei Hände das Gesicht des Fieslings greifen und seinen Kopf mit einem einzigen festen Ruck um einhundertachtzig Grad nach hinten drehen. Das Knirschen und Knacken der Halswirbel ist furchterregend und Rachel springt panisch auf um davon zu rennen, als eine Hand sie packt und sie zu sich zieht. Sie prallt gegen einen männlichen Körper, groß und kräftig und der Duft der ihn umgibt
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