Damian
fällt und es fällt ihr schwer ein- und auszuatmen. Wie ein Schraubstock legt sich ein beklemmendes Gefühl um ihren Brustkorb. Sie hat Angst! Angst vor dem, was aus Damian vielleicht geworden ist.
Es ist Zeit zum Abendessen zu gehen. Rachel ist ohne ein weiteres Wort zu verlieren sofort auf ihr Zimmer gegangen, kaum dass sie wieder zurück auf dem Anwesen waren. Wird er sie jetzt wieder sehen oder hat er sie mit seinen Äußerungen derart schockiert, dass sie bereits ihre Koffer packt? Damian fährt sich durch die Haare. Er ist müde. Er hat keine Kraft mehr sich ihr zu stellen. Vielleicht war er vorhin doch zu harsch. Aber er hat sich vorgenommen ehrlich zu ihr zu sein und er zieht das jetzt durch. Und dass ein Teil seiner Seele für immer verloren ist, ist nun einmal eine Tatsache. Er seufzt, strafft die Schultern und öffnet die Tür seines Arbeitszimmers um zur Terrasse zu gehen. Als er in die Halle tritt, sieht er, wie Henry Rachel Suppe in den Teller tut. Als er hinaustritt, blickt Rachel auf. Sie sieht blass aus, um ihre wunderschönen Augen liegen dunkle Schatten. Sie hat geweint.
„Guten Abend“, grüßt er sie etwas steif. Rachel wartet, bis er sich an die Stirnseite des Tisches gesetzt hat.
„Ich freue mich, dass Du mir Gesellschaft leistest“, empfängt sie ihn und beginnt ihre Suppe zu löffeln. Sie klingt traurig, ist aber bemüht sich nichts anmerken zu lassen. Damian beobachtet sie genau, versucht sich aus ihrem Verhalten einen Reim zu machen. Dann fällt sein Blick auf die Rotweingläser und deren Inhalt.
„Weingläser?“, fragt er amüsiert, denn die rote Flüssigkeit darin ist bei weitem kein Wein. Im Hintergrund klingt leise Musik, ein klassisches Klavierstück. „Musik zum Essen?“, wundert er sich.
„Ich hatte die Befürchtung heute Abend allein zu essen, und die Stille hätte mich umgebracht. Ich habe zu oft allein gegessen in den letzten Tagen und deswegen bat ich Henry um etwas Musik.“ Ist es wirklich möglich? Hat Damian da eben einen Vorwurf in Rachels Stimme wahrgenommen?
„Ich hatte keinen Appetit“, bringt er mürrisch zustande. Rachel lässt den Löffel klirrend auf das Porzellan fallen und blickt ihn herausfordernd an.
„Was soll das? Was ist los mit Dir? Ja, ich weiß, Du hast eine Menge durchgemacht, Dein ganzes Leben, alles war so schrecklich dramatisch und tragisch. Ich ertrage das nicht mehr! Ich weiß, dass Du anders sein kannst! Ich weiß es!“ Rachel muss Luft holen, denn sie ist dabei sich in Rage zu reden.
„Weißt Du, was ich glaube? Du läufst davon vor Deinen Enttäuschungen, Du verbirgst Dich hinter einer Mauer, um Dich zu schützen, weil Du Angst davor hast, dass da vielleicht ein Mensch Dein kaltes Herz erwärmt und Dich bedingungslos liebt. Du versinkst in Selbstmitleid, versuchst mir vor den Kopf zu stoßen, mich auf Abstand zu halten. Warum? Ich habe mich nicht verändert! Du bist ein anderer geworden. Du spielst mit mir und meinen Gefühlen und ich frage mich die ganze Zeit, was ich Dir angetan habe, dass Du mich so behandelst?“ Jetzt springt sie von ihrem Stuhl auf und reißt dabei fast das Weinglas mit dem Blut um.
„Auch wenn Du keine Seele mehr hast, auch wenn Du glaubst kein Gewissen zu haben, ich liebe Dich trotzdem! Denn ich weiß, dass Du nicht der Mann bist, der Du im Augenblick vorgibst zu sein. Du hast Gefühle, Du bist sensibel, Du kannst lieben, Du hast ein Herz. Aber dieses Herz wurde zu oft belogen, betrogen und gebrochen. Aber ich bin nicht wie die anderen. Ich bin aufrichtig zu Dir und ja, ich habe Fehler gemacht, ich gebe es zu, aber ich habe versucht sie wieder gut zu machen. Ich habe verdammt noch mal alles versucht, Damian.“ Sie zittert am ganzen Körper. Die Worte sind nur so aus ihr herausgesprudelt. Aber nun ist sie sich derer absolut sicher und es ist gut, dass sie endlich gesagt hat, was mit ihr los ist, wenn er es schon nicht kann. Tränen fluten ihre Augen, aber sie wird nicht weinen, sie hat sich geschworen ihn nicht sehen zu lassen, dass er ihr das Herz bricht.
„Hier geht es nicht allein um Dich oder mich oder um Leylha und vielleicht das Kind, das sie erwartet. Es geht um uns.“ Ihr Plädoyer ist so leidenschaftlich und so voller Emotionen, dass ihr Herz ungestüm gegen ihren Brustkorb hämmert. Damian bewundert ihren Mut, ihre Stärke und auch ihre Leidenschaft.
„Ich will nur noch eine Sache wissen und dann werde ich gehen. Meine Koffer sind bereits gepackt.“ Sie holt tief
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