Damian
nicht die richtigen Worte gefunden? Glaubt sie vielleicht, er liebt sie nicht mehr? Oder sind ihre Gefühle für ihn erloschen? Die Mauer des Schweigens zwischen ihnen wird immer größer und beide drohen unter der Last der Stille erdrückt zu werden.
„Wollen wir heute in der Stadt zu Abend essen?“, ist das einzige was Damian im Augenblick einfällt, als sie sich in den Mercedes setzen.
„Nein. Ich möchte bitte nach Hause“, antwortet Rachel ihm leise und kann die Unsicherheit, die in dem Klang ihrer Stimme liegt nicht verbergen. Damian bringt den Wagen in Bewegung und fährt durch das abendliche Luxor. Rachel schaut angestrengt aus dem Seitenfenster, vermeidet jeglichen Blickkontakt mit ihm.
„Du hast mir gestern einen Wahnsinnsschrecken eingejagt“, versucht Damian wieder das Gespräch aufzunehmen.
„Du solltest Dich nicht vom Anwesen entfernen.“ Nun hat er doch Rachels Aufmerksamkeit geweckt, denn seine Sorge ist unüberhörbar.
„Was meinst Du? Der Mann, der mir aufgelauert hat oder glaubst Du etwa, da ist noch etwas anderes?“ Sie wagt es nicht Leylhas Namen auszusprechen, doch sie wissen beide, dass von ihr die größte Bedrohung ausgeht. Damian spürt Rachels Angst und dennoch muss er ihr reinen Wein einschenken.
„Ich spüre sie zwar nicht in unmittelbarer Nähe, aber sie könnte ihre Helfer schicken. Leylha wird toben, wenn sie hört, dass wir Aman erledigt haben.“ Rachels Herz schlägt ihr bis zum Hals.
„Ist es dann nicht besser Luxor oder am besten gleich Ägypten zu verlassen?“, will sie nun aufgeregt wissen. Damian hat die Augenbrauen zusammengezogen und starrt stur geradeaus auf die Straße.
„Nein. Ich lasse mich nicht aus meinem Land vertreiben. Ich bin immer noch Pharaos Sohn und niemand wird mich zwingen Ägypten den Rücken zu kehren“, antwortet er grimmig. Rachel schüttelt den Kopf. Sie kann nicht verstehen, was da in ihm vorgeht. Es gibt keine Könige mehr in Ägypten. Die alten Zeiten sind längst vorbei. Und doch hält er daran fest. Er ist wie ein unbelehrbares, stures, bockiges Kind. Und doch kann sie ihn auch verstehen: ein Teil dieser alten Zeit lebt mit ihm und in ihm weiter und sein verfluchter Stolz wird ihn noch mal um Kopf und Kragen bringen. Damian greift nach ihrer Hand, legt die seine sanft darauf.
„Sie wird nicht kommen. Sie wird sich zurückziehen, abwarten und kein Risiko eingehen.“ Rachels Gefühle und Gedanken fahren Achterbahn. Als sie wieder einen halbwegs klaren Gedanken fassen kann, platzt es aus ihr heraus:
„Was ist, wenn es tatsächlich funktioniert hat? Was ist, wenn Leylha von Dir schwanger ist?“ Wieder bohrt sich die Eifersucht tief in ihr Herz. Damian lässt sich mit seiner Antwort Zeit, viel Zeit und Rachel hat keine Ahnung, was das vielleicht zu bedeuten hat.
„Ich werde dieses Kind töten“, stellt Damian mit eiskalter Stimme fest. Rachel entzieht ihm ihre Hand, ist entsetzt über seine Antwort.
„Aber es ist Dein Fleisch und Blut, es ist Dein Sohn oder Deine Tochter, wie kannst Du nur so etwas sagen?“, flüstert sie entsetzt.
„Das Kind wäre ein Monster. Und Leylha würde dafür sorgen, dass er oder sie uns allen das Fürchten lehrt. Es würde ausgebildet werden, die Vampire anzuführen, in einen Krieg, der die Vernichtung der Sterblichen zur Folge hätte. Leylha zieht die Fäden weiter im Hintergrund, so wie sie es, als Mutter aller Vampire, immer getan hat. Sie darf nicht in den Krieg ziehen, die Gefahr, dass ihr etwas zustößt, wäre viel zu groß. Also sucht sie sich einen starken Vampir. Und da bisher alle Kandidaten gescheitert sind, sich von ihr abgewandt haben oder schlichtweg ihren Anforderungen nicht entsprachen, setzt sie nun all ihre Hoffnung in einen Spross, der die ursprünglichsten Gene unserer Rasse in sich vereint. Und dieses Kind wird uns allen Tod und Verderben bringen.“ Rachel hat ihm mit offenem Mund zugehört und jegliche Farbe ist ihrem Gesicht entwichen.
„Woher willst Du wissen, dass es so kommt? Du bist anders als sie, Du gibst diesem Kind vielleicht ein Gewissen mit auf den Weg“, versucht Rachel ihn von seinem wahnsinnigen Vorhaben abzubringen. Aber sie wird harsch unterbrochen.
„Was weißt Du schon über mich und mein Gewissen?“ Seine Worte klingen verächtlich und treffen Rachel mitten ins Herz.
„Ich habe meine Seele verkauft, Rachel, nur um von ihr loszukommen. Ich habe weder eine Seele noch ein Gewissen.“ Rachel spürt, wie ihre Körpertemperatur um einige Grad
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