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Damian

Damian

Titel: Damian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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Herz.
    „Ich habe das eben nicht so gemeint, es tut mir leid, wenn Du da etwas missverstanden hast. Aber ich, ich…“, Rachel sucht nach den richtigen Worten, „ich dachte alles wäre so einfach. Ich komme her, mache ein paar Fotos, sehe ein wenig von dem Land. Und jetzt passieren lauter seltsame Dinge und Du…Du bist so…“, 
    „Du findest mich seltsam?“, unterbricht sie Damian erneut mit einer fragend hochgezogenen Augenbraue. Rachel senkt den Blick und schüttelt vehement den Kopf:
    „Nein. Nein. Aber, versteh doch, da sind so viele Dinge, die für mich neu sind, auf die ich mir keinen Reim machen kann und dann lässt mich der Professor einfach hier sitzen.“ Inzwischen weicht der Verzweiflung eher einer gehörigen Portion Wut in ihrer Stimme. „Ich muss mit Rubins sprechen“, verkündet Rachel entschlossen. „Der Professor hat mir einiges zu erklären.“ Sie nimmt ihren Rucksack und geht zur Treppe. „Ich brauche ein wenig Zeit für mich, ich hoffe Du verstehst…“, sagt sie leise an Damian gewandt, als sie sich noch einmal umdreht. Damian nickt ihr zu und sieht, wie sie die Stufen hinauf in die erste Etage erklimmt und schließlich in ihrem Zimmer verschwindet.
     
     
    „Er sprach arabisch mit dem Taxifahrer“, informiert Henry leise den Hausherrn, als er sich sicher ist, dass Rachel sie nicht mehr hören kann.
    „Ich habe so etwas vermutet. Verstärken Sie die Außenkontrollen, überprüfen Sie die Kameras und informieren Sie mich über alles, was Mrs. Fletcher macht. Ich will über jeden ihrer Schritte, über jede SMS, Mail oder Telefonate Bescheid wissen. Wenn mich nicht alles täuscht, dann werden wir bald Probleme bekommen.“ Und mit einem finsteren Blick auf seinen Hausdiener ergänzt er: „Ernste Probleme.“
     
     
    Es ist zum Verzweifeln. Sie kann den Professor einfach nicht erreichen. Er geht nicht ans Telefon und er antwortet weder auf ihre Mail noch auf ihre SMS. Verdammt, was soll das? Rachel sitzt auf ihrem Bett und starrt auf ihr Handy. Was soll sie denn jetzt tun? Sie kann doch nicht den ganzen restlichen Abend hier sitzen und darauf warten, dass Rubins es endlich für nötig hält mit ihr zu reden. Sie ist absolut ratlos und hat keine Ahnung, wie es jetzt weitergehen soll. Natürlich war sie vorhin erst einmal entsetzt über das plötzliche Verschwinden des Professors. Dann kam die Sorge um seine Gesundheit hinzu und schließlich wilde Spekulationen über den wahren Grund seiner Abreise. Aber im Augenblick empfindet sie nur noch Enttäuschung und Wut über das Verhalten Rubins. Rachel wirft einen Blick auf ihre Uhr: gleich halb sieben. Du meine Güte, sitzt sie wirklich bereits seit einer Stunde hier und grübelt? In dreißig Minuten erwartet Damian sie zum Abendessen. Was soll sie nur tun? Sie kann doch nicht den ganzen Abend auf ihrem Zimmer verbringen und darauf warten ein Lebenszeichen von dem Professor zu erhalten. Rachel steht auf und legt ihr Handy auf den Nachttisch. Dann zieht sie sich aus und wirft die staubigen Klamotten zur Seite. Sie wird jetzt eine heiße Dusche nehmen und sich dann zum Abendessen fertig machen. Wenn der Professor sie schon allein hier zurücklässt, dann wird sie die Zeit auch für sich nutzen und vielleicht doch mehr von Ägypten und seinen Tempeln sehen, als sie sich bisher erhofft hat, überlegt sie trotzig. Irgendwann wird sich der Professor schon melden und ihr alles erklären, redet sie sich ein. Was bleibt ihr auch anderes übrig.
     
     
    Damian schaut hinunter auf den Nil. Die Sonne ist bereits untergegangen und an der Uferpromenade herrscht ein reges Treiben. Das Hupen der Autos ist bis hierher zu hören. Die Kreuzfahrtschiffe sind hell erleuchtet, es ist Zeit zum Abendessen unter Deck. Wie sehr sich sein Ägypten verändert hat. Damals, unter den mächtigen Pharaonen war Ägypten eine Hochkultur, eine Macht und jetzt,…das Land ist arm und froh darüber, dass die Tempel und Schätze vergangener Zeiten Touristen ins Land locken. Weiter südlich, auf der anderen Flussseite liegt Karnak. Man kann den Tempel von hier aus nicht sehen, aber Damian weiß, dass er jetzt hell erleuchtet ist und Scharen von Touristen durch die heilige Stätte ziehen. Wie er es hasst, zu sehen, wie sie mit ihrer sonnenverbrannten Haut, ihren teuren Kameras und ihren Wohlstandsbäuchen laut lachend oder pöbelnd durch die heiligen Hallen stolpern. Unwürdige, naive, dumme Sterbliche! Sie müssten alle niederknien vor der Pracht und Schönheit der Kunst

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