Damian

Titel: Damian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary

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und Architektur des Alten Ägyptens. Als Ägypten bereits eine Großmacht war, saßen die Menschen in Europa und anderswo noch wie Wilde auf den Bäumen. Manchmal fühlt er nur noch Verachtung für diese armseligen Wichtigtuer, die dann zu Hause mit ihren Fotos und ihrem gefährlichen Halbwissen vor ihren Angehörigen, Freunden und Kollegen prahlen und glauben, etwas von Ägypten gesehen zu haben. Nein, sein Ägypten sieht man nur mit dem Herzen.
    Sie kommt. Er schließt die Augen und atmet tief ein. Ja, das ist der Duft ihrer Haut und ihres Blutes. Er hört ihr Herz schlagen und das sanfte Auftreten ihrer Füße. Es ist ein so wunderbar verführerischer Rhythmus. Damian dreht sich um und sieht, wie Rachel die Terrasse betritt. Sie sieht zauberhaft aus in diesem hellen Kleid, das sich so wunderbar fließend um ihren schlanken Körper schmiegt. Sie schaut ihn an und schenkt ihm ein zaghaftes Lächeln. Er versucht sich ebenfalls an einem Lächeln, ist sich aber nicht sicher, ob es ihm gelingt. Er ist es nicht gewohnt eine Emotion wie Freude zu zeigen und hofft inständig, dass sein Gesicht bei dem Versuch zu lächeln nicht eine verzerrte Maske des Grauens darstellt. Offensichtlich schreckt er sie nicht ab, denn ihre Augen blitzen auf und ihr Gesicht wirkt gelöst und entspannt.
    „Guten Abend“, begrüßt er sie, nimmt galant ihre Hand und führt sie sacht an seinen Mund. Er berührt sie kaum mit den Lippen und doch ist es sein Atem, der Rachels Haut streift und ein wohliges Kribbeln durch ihren Körper jagt.
    „Guten Abend“, erwidert sie und ist wieder einmal total verblüfft über seine altmodische Geste. Damian blickt auf und kann sich der Faszination, die ihre vollen Lippen, ihre großen Augen und ihr zartes Gesicht auf ihn ausüben kaum entziehen. Mit höchster Konzentration und möglichst echtem Interesse erkundigt er sich nach dem Professor:
    „Hat sich Rubins schon bei Dir gemeldet?“, fragt Damian und schenkt ihr einen Augenaufschlag, der ihr Herz zum Rasen bringt. Rachel schüttelt den Kopf.
    „Nein, leider noch nicht“, gibt sie enttäuscht zu.
    „Ich hoffe unsere Verabredung besteht weiterhin?“ Rachel schaut Damian fragend an.
    „Karnak“, gibt Damian ihr den entscheidenden Hinweis.
    „Oh. Ja, natürlich“, bestätigt Rachel und fragt ihr Gewissen, ob sie sich einen solchen Ausflug gönnen sollte, obwohl sie noch kein Lebenszeichen von Rubins erhalten hat.
    „Ich habe gedacht, wir könnten dort etwas essen und den Abend genießen“, wagt sich Damian vor. Oh Gott, dieser sanfte, dunkle Klang seiner Stimme und der Blick in seine tiefbraunen Augen ziehen Rachel unweigerlich in ihren Bann. Ihr Herz pocht wild gegen ihre Brust und das Kribbeln unter ihrer Haut will einfach nicht nachlassen. Wenn sie nicht aufpasst ist dieser Mann tatsächlich in der Lage sie nach allen Regeln der Kunst zu verführen. Rachel neigt den Kopf etwas zur Seite und lächelt ihn verschmitzt an:
    „Dann ist das also ein Date, Mr. Cunningham ?“ Das winzige Kräuseln seiner Mundwinkel verrät Rachel, dass er ihre Herausforderung annehmen will.
    „Ich denke, so könnte man es nennen, Mrs. Fletcher .“





    Karnak! Diese wunderbare Tempelanlage am Ostufer des Nils ca. zwei Kilometer südlich von Luxor. Rachel kann ihr Staunen und ihre Freude kaum verbergen, als sie zwischen den Säulen der Großen Halle umher spazieren.
    „Fantastisch!“, flüstert sie leise, fast ehrfürchtig und kann den Blick nicht von den vielen Reliefs lassen, die die mächtigen Säulen zieren. „Unglaublich!“, stellt Rachel fasziniert fest und Damian kann sich ein Schmunzeln kaum verkneifen angesichts ihrer Verzückung.
    „Ramses II. ließ die letzten Säulen hier im Amuntempel errichten. Die Säulen trugen früher ein Dach und es war schattig und angenehm kühl. Dort oben waren Fenster, die das Licht in die Halle ließen“, erläutert er ihr. Sie sind fast allein in den Säulengängen. Heute Abend sind nur Touristen hier, die eine Extraveranstaltung besuchen. Unten am See wird ein altägyptisches Theaterstück aufgeführt.
    „…mächtiger König von Ober- und Unterägypten…“, interpretiert Rachel die Kartuschen auf einem Felsblock, der quer über den Säulen liegt.
    „Wo hast du gelernt die Schriftzeichen zu lesen?“, erkundigt sich Damian. Rachel dreht sich zu ihm und lächelt ihn offen an.
    „Der Professor hat es mir beigebacht. Ich habe mich schon immer für dieses fantastische Land interessiert, sogar schon als