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Damian

Damian

Titel: Damian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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eine Gedankenübertragung stattgefunden? So etwas wie ein Déjà-vu? An was genau hast du gedacht, als wir dort drinnen waren? Und warum sollte ich die Augen schließen?“
    „Schhhhhh!“, empört sich eine Besucherin in der Reihe hinter ihnen. Rachel nimmt ein weiteres Blätterteigteilchen und beginnt nachdenklich daran herum zu knabbern. Es ist mit Gemüse gefüllt und schmeckt vorzüglich, aber Rachel kann sich dem Genuss der leckeren Speisen kaum hingeben, so viele Fragen schwirren wie ein wildgewordener Bienenschwarm in ihrem Kopf umher.
    „Lass uns den Rest der Aufführung genießen“, flüstert Damian ihr zu und hat dabei den Kopf nah zu ihr geneigt. Sein Mund ist nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt und Rachel fragt sich, wann er sie wohl das erste Mal küssen wird. Damians Blick wandert, so als hätte er tatsächlich ihre Gedanken gelesen, zu ihren Lippen. Dann schließt er für einige Sekunden die Augen und wendet sich wieder ab, um dem Theaterstück zu folgen…, so glaubt es jedenfalls Rachel.
    Shit! Wie konnte er es nur wagen sie an seinen Erinnerungen teilhaben zu lassen? Rachel ist intelligent und wenn sie sich etwas nicht erklären kann, dann bohrt sie so lange nach, bis sie sich mit einer plausiblen Lösung zufrieden geben kann. Warum wollte er unbedingt wissen, ob sie seine Gedanken annehmen kann? Das hat er jetzt davon. Es ist mehr als seltsam, dass sie offensichtlich in der Lage ist in seine Erinnerungen einzutauchen, wenn er sie dazu auffordert, er hingegen kein Mittel hat, ihre Gedanken zu lesen. Damian wirft vorsichtig einen Blick in ihre Richtung und sieht, wie sie gedankenverloren an einem Gemüseteilchen knabbert. Wie schön wäre es, wenn sie an ihm knabbern würde…, oder er an ihr…, oder sie gegenseitig aneinander. Damian verdreht die Augen und stöhnt innerlich auf. Warum denkt er ständig daran, wie es wäre mit ihr zu schlafen? In seinen Gedanken malt er sich aus, wie es wäre, wenn sie wilden und ungehemmten Sex miteinander hätten oder er sanft und langsam mit ihr Liebe machen würde. Wie viele Zeichen braucht es denn noch, um sich endlich einzugestehen, dass er mit ihr auf wundersame Weise verbunden ist?  Aber da ist noch etwas, dass ihn beschäftigt und ihn bis auf die Knochen erschreckt: er fühlt sich nicht nur sexuell zu ihr hingezogen. Er will ihr Lachen hören, in ihre wundervollen Augen blicken, sie in seinen Armen halten und ihr Geborgenheit schenken. Er mag ihre wissbegierige Art, ja sogar dieses entzückende Knabbern auf der Unterlippe, wenn sie angestrengt über etwas nachdenkt. Damian Cunningham, du bist dabei dich in Rachel zu verlieben. Aber das darf nicht geschehen. Niemals! Er ist ein Vampir und sie eine Sterbliche. Er weiß, wie solche Beziehungen enden. Er hat es schmerzlich mehr als einmal erlebt.
     
     
    Damian weiß, wie Rachel sich fühlt: missverstanden und nicht ernst genommen. Sie grübelt immer noch über dieses Erlebnis in dem kleinen Tempel nach. All seine Versuche sie abzulenken und auf andere Gedanken zu bringen sind nur von kurzer Dauer. Es ist bereits nach Mitternacht, als sie in die Einfahrt seines Hauses einbiegen.
    „Das war ein netter Abend“, beginnt er, nachdem er den Motor ausgeschaltet und sich Rachel zugewandt hat. Sie hält den Kopf gesenkt und nickt.
    „Was ist los, Rachel? Bitte, rede mit mir. Du kannst mir vertrauen“, versucht er sie mit sanfter Stimme zu erreichen.
    „Es ist nichts. Ich bin nur müde“, lügt sie ihn an. Wie sie es hasst, ausgerechnet Damian anzulügen. Aber wie soll sie ihm vertrauen, wenn ausgerechnet er der Grund ihres Misstrauens ist. Wie gerne würde sie sich unbeschwert mit ihm unterhalten, lachen und seine Gegenwart genießen. Aber da ist etwas, dass sie daran hindert ihm zu vertrauen. Es ist so ein unbestimmtes, ungutes, in ihr nagendes Gefühl, dass auch er nicht ehrlich zu ihr ist. Warum weicht er ihr aus? Warum beantwortet er ihre vielen Fragen nur ausweichend oder gar nicht? Wie gerne würde sie wissen, ob er sie mag? Und warum hat er sie vorhin nicht geküsst? Wirkt sie so unattraktiv auf ihn?
    Rachel betätigt den Handgriff und öffnet die Tür. Damian tut es ihr gleich und begleitet sie ins Haus. Heute ist es absolut windstill und die Luft duftet wunderbar nach exotischen Blumen und ist immer noch so angenehm warm. Schweigend betreten sie den Innenhof und Rachel geht bereits auf die Treppe zu.
    „Bitte, Rachel, geh noch nicht. Ich…, wir könnten noch ein wenig im Garten…“,

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