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Damian

Damian

Titel: Damian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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der falsche Weg ist. Er will nicht, dass Rachel sich wie eine Marionette verhält, bei der er die Fäden in der Hand hält. Er mag ihre Unabhängigkeit und ihr Selbstbewusstsein. Sie ist eine starke Frau, emanzipiert und clever. Auch wenn sie für ihn eine echte Herausforderung darstellt, so will er doch genau diese Frau, so wie sie vor ihm steht: klug, selbstsicher und mit eigenem, starken Willen. Er muss sie erobern, ihr Herz gewinnen. Er weiß nur zu gut, dass das Manipulieren eines Menschen oft ein trügerisches Erlebnis ist. Er hat über die Jahrtausende gelernt, dass wahre Liebe nicht erzwungen werden kann. 
    Was hat Damian eben gesagt? , wundert sich Rachel und ist bemüht sich wieder zu fassen. Hat er etwas mit ihren Kopfschmerzen zu tun, die plötzlich wie weggeblasen sind? Nein, so etwas gibt es nicht. Sie muss sich verhört haben.
    „Alles okay?“, vergewissert sich Damian als sie wieder aufrecht steht und ihn immer noch verwundert ansieht.
    „Ja, alles okay“, bestätigt ihm Rachel noch etwas unsicher. „Kopfschmerzen“, murmelt sie und ist froh, dass sie ihre Kamera immer noch fest in der Hand hält. Nachdem Damian Rachel wieder aus seinen Armen entlassen hat, wendet er sich von ihr ab, um eine Vitrine zu öffnen und die darin befindlichen Werkzeuge zu entnehmen. Sie arbeiten schweigend. Damian ist erleichtert darüber, dass Rachel diesem Vorfall von eben offensichtlich keine weitere Bedeutung beimisst und legt die antiken Stücke vorsichtig auf einen kleinen Tisch, auf dem ein weißes Tuch ausgebreitet ist. Rachel fotografiert die Artefakte von allen Seiten. Während Rachel den Blickwinkel wechselt, um das optimale Foto zu schießen, nimmt Damian bereits das nächste antike Stück aus einer Vitrine. Sie arbeiten schnell und konzentriert. Rachel vergewissert sich immer wieder, ob die Aufnahmen auch den hohen Ansprüchen ihrer Auftraggeber entsprechen werden. Immerhin sind ihre Fotos der Beweis, dass es diese seltenen Stücke tatsächlich gibt. Außerdem sollen ihre Bilder helfen zu entscheiden, wie sie später der Welt präsentiert werden. Rachel und Damian wechseln nur wenige Worte miteinander. Sie gibt ihm Anweisungen, wie er ein Stück seiner Sammlung hinlegen oder ausrichten muss, er fragt nach, wann er das nächste Stück holen kann. So verfliegt die Zeit wie im Flug. Rachel hat den seltsamen Vorfall mit ihren so plötzlich auftretenden Kopfschmerzen, die genauso plötzlich wieder verschwunden sind, schon bald wieder vergessen und Damian genießt es, sie in seiner Nähe zu wissen und sie bei ihrer Arbeit zu beobachten. Sie hat schmale Hände mit langen, geschmeidigen Fingern. Wenn sie sich herabbeugt, um einen besseren Blickwinkel zu finden, streift sein Blick ihr Dekolletee und wie von Geisterhand führt dieser Anblick dazu, dass eine angespannte Unruhe in ihm aufkeimt. Sie hat ihre langen Haare mit einer Klammer hochgebunden und nur wenige Strähnen fallen ihr manchmal ins Gesicht, die sie dann nonchalant wegpustet oder hinter eines ihrer kleinen Ohren klemmt. Ihre Augen sind fokussiert auf das Motiv und ihnen scheint auch nicht eine Winzigkeit zu entgehen. Wenn sie sich bückt, um einen anderen Winkel für ihr Motiv zu finden, dann betrachtet er ihre schmalen Schultern und lässt seinen Blick über ihre Schulterblätter und ihren Rücken wandern. Es amüsiert ihn, wenn sie manchmal die Lippen schürzt und mit einem „Hmm“, oder gehauchtem „Ja“, bestätigt, dass ihr der Schnappschuss gelungen ist. Sie bewegt sich unglaublich geschmeidig. Sie hat offensichtlich ein sehr gutes Körpergefühl und Damian ist fasziniert von ihren so leicht und unbeschwert aussehenden Bewegungen.
    „Den Papyrus“, fordert Rachel ihn nun auf und reißt ihn aus seinen Tagträumen.
    „Wir können den Papyrus nicht der Luft aussetzen. Es würde zu Staub zerfallen, wenn ich es nur berühre“, erklärt er ihr. Die Enttäuschung auf ihrem Gesicht ist nicht zu leugnen. Rachel geht zu der Vitrine mit dem kostbaren Stück Papier. Wieder betrachtet sie es fasziniert und fühlt sich tief berührt von dem Bild der beiden Liebenden.
    „Wie es wohl war, damals? Ob die beiden glücklich waren?“, fragt sie leise, als sie Damian nah hinter sich spürt. Für einige wenige Sekunden herrscht absolute Stille in dem Gewölbe
    „Ja“, antwortet Damian leise und seine Stimme klingt rau und ungewohnt, „sie waren sehr glücklich.“
     
     
    Wie sehr er die Zeit mit Nebettani vermisst. Nebettani, seine geliebte Frau. Sie

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