Damian
aufgestöhnt. Ich bin sofort zu Dir und fing Dich auf, als Du ohnmächtig wurdest.“ Damian greift nach dem Glas Wasser, dass Henry anbietet und Rachel nimmt es ihm dankbar ab. Gierig nimmt sie ein paar Schlucke. Während ihr Damian eine Hand reicht, um ihr beim Aufstehen zu helfen, denkt sie über das nach, was geschehen ist. Da war eine Stimme…direkt in ihrem Kopf so schien es. Aber sie wird den Teufel tun Damian davon zu erzählen. Er würde sie auslachen und für total übergeschnappt halten. Während sie nach ihrem Fotorucksack greift nimmt Damian ihre Reisetasche.
„Geht es wieder?“, erkundigt er sich besorgt.
„Ja, ja. Vielleicht habe ich gestern doch zu viel Sonne abbekommen“, ist ihre eher lahme Ausrede. Damian betrachtet sie aufmerksam, prüfend. „Ich bin okay“, versichert sie ihm gereizt. Verdammt Rachel, was ist bloß los mit Dir? Komm endlich zurück in die Realität: es gibt keine Stimmen, die einem etwas zuflüstern! Sie sollte endlich aufhören ihrer Fantasie so viel Spielraum zu lassen. Sie ist bodenständig und Realistin. Da ist kein Platz für Fantastereien. Und dennoch, es ist wie verhext. Seit sie hier in Ägypten ist, seit sie Damian kennt, passieren ihr unheimliche Dinge, scheint sie empfänglich zu sein für unerklärliche Phänomene. Ihre Mutter wüsste vermutlich genau, wie diese Vorfälle zu deuten sind…
Gemeinsam gehen sie die Treppe hinunter, wobei Rachel Damians Blick in ihrem Rücken spürt und sie ein Frösteln kaum unterdrücken kann. Warum passieren ihr in den letzten Tagen solche Dinge? Bisher war ihr Leben alles andere als aufregend, eher langweilig. Sie hat nie etwas Außergewöhnliches erlebt, gilt unter ihren wenigen Freunden als bodenständig und wenig abenteuerlustig. Genau deswegen hat sie sich natürlich sofort bereit erklärt mit dem Professor nach Ägypten zu reisen. Sie wollte endlich etwas erleben, ihren wenig abwechslungsreichen Alltag endlich hinter sich lassen und sich in ein Abenteuer stürzen, von dem sie nicht weiß, was sie erwartet. Aber seit sie hier ist, hat sie das Gefühl etwas Unergründliches, etwas, das ihr gelinde gesagt eine Heidenangst einjagt, nimmt immer mehr Besitz von ihr. Sie kann mit diesem Gefühl nicht umgehen, ja sie kann es nicht einmal genau beschreiben. Sie hatte bisher immer alles unter Kontrolle. Harte Arbeit, Fleiß und Disziplin bestimmten ihr Leben. Liegt es vielleicht daran, dass Damian ihr die Sinne vernebelt? Hat er auf eine ihr unerklärliche Weise Einfluss auf sie?
„Der Pilot erwartet sie um Mitternacht. Essam wird ihr Gepäck vorab dort hinfahren“, informiert sie Henry, als sie unten in der Halle stehen.
„Auf ein baldiges Wiedersehen, Mrs. Fletcher“, verabschiedet sich der Hausdiener mit einer Verbeugung.
„Auf Wiedersehen, Henry. Es war nett sie kennengelernt zu haben“, lächelt ihn Rachel schüchtern an und reicht ihm zum Abschied die Hand. Er nimmt sie an, nicht ohne jedoch erstaunt einen kurzen Blick mit dem Hausherrn gewechselt zu haben. Rachel fragt sich, was diese beiden Männer verbindet, denn eines ist sicher, sie scheinen sich sehr gut zu kennen und jede Geste und Mimik des jeweils anderen deuten zu können Sie sind ein perfekt eingespieltes Team und Henry ist seinem Herrn in jeglicher Hinsicht ergeben.
Als Rachel aus dem Haus tritt wirft sie einen letzten Blick zurück. Wehmut überfällt sie, aber warum? Wenn sie den Professor in Kairo finden, dann werden sie ganz sicher wieder hierher zurückkehren. Sie haben doch noch so viel zu tun und wenn Rachel etwas besonders verabscheut, dann ist es unerledigte Arbeit zurückzulassen. Und das Grab und sein vermeintliches Geheimnis sind definitiv eine unerledigte Angelegenheit.
Seit zwanzig Minuten sind sie nun in dem schwarzen Geländewagen mit dem Stern auf der Motorhaube unterwegs. Wenn überhaupt, dann haben sie nur kurz ein paar Worte miteinander gewechselt.
„Geht es Dir auch wirklich gut? Ich kann Dich nach Hause fahren und erledige dann alleine diesen Termin“, erkundigt sich Damian und sieht sie von der Seite fragend an. Rachel schaut aus dem Seitenfenster.
„Ich habe Dir doch gesagt, dass es mir gut geht. Es war nichts weiter“, belügt sie ihn und sich selbst. Denn so sehr sie es sich auch vorgenommen hat, diesen Vorfall beim Schließen ihrer Zimmertür kann sie immer noch nicht ganz vergessen. Außerdem kreisen ihre Gedanken um das, was sie wohl in Kairo erwartet. Werden sie wirklich einen Hinweis finden, der über
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