Damian
der Mund offensteht. Die junge Frau trägt einen Schleier, der ihr vermeintlich zauberhaftes Gesicht leider verdeckt. Sie trägt schwere, goldene Ohrringe und breite, goldene Armreifen, die ihre zierlichen Oberarme schmücken. Ihre goldene Halskette ist gespickt mit diversen bunten Steinen. Sind das womöglich echte Edelsteine? Rachel hält für einen winzigen Augenblick den Atem an und starrt auf das wertvolle Schmuckstück. Unmöglich, die Kette wäre ein Vermögen wert. Die schwarz umrandeten, dunkelbraunen Augen der jungen Frau schauen Aman fragend an.
„Tee, für meine Gäste, Njemi.“ Njemi läuft mit kleinen, eiligen Schritten davon, ohne Rachel oder Damian auch nur eines Blickes gewürdigt zu haben. Rachel konzentriert ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Gastgeber und Damian. Die beiden reden miteinander in arabischer Sprache, womit ihr keine andere Wahl bleibt als auf beider Mimik und Gestik zu achten und wie von Damian verlangt, den Mund zuhalten.
„Was soll das Damian?“, fragt Aman seinen Gast mit einem zynischen Grinsen auf den Lippen.
„Sie ist nicht Deine Braut. Warum also dieses Theater?“ Aman lehnt sich selbstgefällig in die Kissen zurück.
„Du hast ihre Gedanken gelesen?“, errät Damian und sieht ein bestätigendes Nicken seines Gegenübers.
„Sie ist wie ein offenes Buch für mich. Kannst Du sie etwa nicht lesen?“, fragt Aman ihn höhnisch. „Ich habe gehört, es geht Dir nicht gut. Du würdest allmählich gewisse Fähigkeiten verlieren“, hakt Aman boshaft nach.
„Ich wusste doch, dass Du dem Klatsch der alten Marktfrauen erliegen würdest. Rachel ist meine Gefährtin, sie weiß es nur noch nicht. Und außerdem, wenn es mir wirklich schlecht ginge, würde ich mich dann in die Höhle des Löwen wagen, der nur darauf wartet mir die Eingeweide aus dem Leib zu reißen?“, entgegnet Damian kühl und nimmt Njemi ruhig das Glas Tee ab.
„Ich nehme es als Kompliment, dass Du meine bescheidene Bleibe als Höhle des Löwen bezeichnest. Und mich als mächtigen Löwen zu titulieren, ist eine Ehre für mich.“ Aman verneigt sich mit einem verächtlichen Lächeln auf den Lippen.
„Njemi ist zu jung, Aman. Bist Du nicht Mann genug, Dir für Deine perversen Spielchen eine erwachsene Frau zu suchen?“, kontert Damian. Aman nippt gelassen an seinem Glas Tee.
„Es gab einmal eine Zeit, in der Du jede hübsche Frau, war sie noch so jung und unerfahren “, das letzte Wort betont er besonders, „verführt hast. Du warst schier unersättlich, wenn ich mich recht erinnere.“
„Du weißt genau, diese Zeiten sind längst vorbei.“ Damian presst die Lippen aufeinander und versucht nicht auf Amans Provokation einzugehen. Ja, er hat sich genommen, was er wollte und soviel er wollte. Manchmal lag er tagelang mit mehreren Frauen in seinem Zelt und wusste oft nicht einmal deren Namen. Damals war er noch ein junger Vampir, und kostete alles aus, was dieses verfluchte Dasein mit sich brachte. Es war eine Zeit des Verführens und Manipulierens, mit ausschweifenden Orgien, die über Tage und Nächte andauerten und in denen sie beide, Aman und er, Frauen und Mädchen benutzten und vergewaltigten. Reue oder Mitleid kannten sie nicht. Sex und Blut beherrschte sein jämmerliches Dasein. „Unsere Wege haben sich nicht umsonst getrennt, Aman. Ich habe im Gegensatz zu Dir erkannt, dass ein Menschenleben etwas wert ist.“
Aman lacht kehlig auf:
„Ja, das ist der große Unterschied zwischen Dir und mir, da hast Du recht. Ich lebe das, was ich bin. Du verleugnest Deine wahre Natur und bist nur noch eine leblose Hülle.“
„Aber ich bin immer noch der älteste aller Vampire. Mein Rang ist und bleibt unantastbar und das weißt Du. Ich trage das königliche Blut meines Vaters in mir“, zischt ihm Damian drohend zu.
„Du bist vielleicht der älteste, mein Bruder, aber bist Du auch mächtiger als ich? Deine Kräfte schwinden, jeder hier weiß das und alle warten nur darauf, dass Dich endlich die Feuer der Unterwelt verschlingen und dann“, Amans Stimme klingt triumphierend, „werde ich über das Land herrschen und bald über die ganze Welt. Dann werden die Vampire unter meiner Führung endlich das bekommen was ihnen zusteht: die Macht über die Menschen.“ Damian nippt an seinem Tee, scheinbar ruhig und entspannt, innerlich jedoch kocht sein Blut und das Verlangen Aman auf der Stelle die Kehle aufzuschlitzen, ihn ausbluten zu lassen, zuzusehen, wie dieses vergiftete Blut im heißen
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