Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
Vom Netzwerk:
unterbringen wollt.«
    »Sie werden es mir zurückzahlen«, erklärte Denezzi. Sein schmaler Mund war mürrisch, sein Schnauzbart sträubte sich streitlustig.
    Plötzlich konnte Damiano es nicht länger ertragen; den endlosen, mühsamen Marsch, die Gegenwart Denezzis, selbst Bellocs wortkarge Freundlichkeit. Er rief Macchiata, befahl ihr, bei dem Schmied zu bleiben, bis er zurückkehrte, und sprengte mit seinem Pferd davon.
    »Wohin willst du, Delstrego?« rief Denezzi und richtete sich im Sattel auf.
    »Vorwärts«, antwortete Damiano kurz.
    Denezzi öffnete den Mund, als wolle er es ihm verbieten. Er verharrte einen Moment lang so, unschlüssig, wie das sonst nicht seine Art war.
    »Wenn du meinem Pferd das Bein brichst, Bursche«, rief er schließlich, »dreh ich dir den Kragen um.«
    Damiano lächelte dünn. »Du bist nicht einmal vier Jahre älter als ich, Paolo. Und wenn du mir den Kragen umdrehen willst…«
    Er wandte sich wieder ab, und das Pferd preschte davon, als hätte er ihm die Peitsche gegeben.
    Allein fühlte er sich wohler. Sein Kopf war klar, und er fühlte sich so leicht und beschwingt, wie das eintritt, wenn man fastet. Das Pferd kletterte in dem unsinnigen Bemühen, als ob es seinen Reiter hinter sich lassen wollte, kraftvoll aufwärts. Damiano hatte ein wenig Mitleid mit dem Tier.
    Sein langer Stab war unter seinem Gürtel durchgeschoben und lag wie ein Schwert an die Flanke des Pferdes gedrückt. Damiano hielt ihn mit der rechten Hand fest, um zu vermeiden, daß er mit jedem Schritt des Pferdes gegen dessen Körper schlug.
    Bald schon hatte er das Getrappel und das Knarren der Wagen der Bürger von Partestrade hinter sich gelassen. Hier oben wand sich die Straße in langen Schleifen um die Schulter des Berges und überquerte zwei gewaltige Schluchten, einmal auf einer rohen Holzbrücke, das andere Mal auf einem gewaltigen steinernen Bogen, der zwölfhundert Jahre alt war.
    Die Nordstraße war trügerisch mit ihren zahllosen Haarnadelkurven. Einmal beispielsweise blickte Damiano über eine Kluft hinweg, die gar nicht sonderlich breit war, auf ein Stück Straße, das er erst nach halbstündigem Anstieg erreichen sollte.
    Auch die Geräusche täuschten; jetzt nämlich hörte er wieder die Sprache von Menschen und den Hufschlag und das Wiehern von Pferden. Er spähte in die Tiefe, konnte aber keine Spur eines sich aufwärts bewegenden Zugs sehen. Er bog um eine Ecke und blickte voraus.
    Es waren die Soldaten General Pardos. Wie Schachfiguren hoben sie sich vor den weißen Felsen ab. Sie ritten in geordnetem Zug, zwei und zwei nebeneinander. Es waren fünfzig Männer, und ihnen folgten fünf rumpelnde Karren. Damiano starrte aus großen Augen auf die Karren.
    Vier waren schwer beladen, hatten Planen aus gewachstem Leinen und wurden von je vier Ochsen gezogen. Der letzte Wagen war offen und vollgepackt mit – Frauen. Damiano erfaßte der Zorn, und er umfaßte fest seinen Stab. Er war ganz sicher, daß es Frauen waren, in Tücher und Decken meist schwarzer Farbe vermummt. Aber das konnten nicht alle Frauen aus Partestrada sein, bei weitem nicht. Auf dem traurigen, farblosen Bauernkarren konnten nicht mehr als zwanzig kauern. Was hatte das zu bedeuten? War Carla unter ihnen? Er wußte nicht, ob er hoffen sollte, sie wäre es, oder lieber beten sollte, sie wäre nicht dabei.
    Plötzlich hörte Damiano einen lauten Ruf. Während er beobachtete, wurde er selbst beobachtet.
    Er befand sich zwar in Hörweite von Pardos Kavallerie, doch zwischen ihnen lag eine große Straßenschleife. Ein Soldat löste sich von der Spitze desZuges und ritt in entgegengesetzter Marschrichtung am kahlen Straßenrand zurück bis zum dritten breiten Karren. Das Pferd hatte Angst; es stemmte die Beine steif gegen die glitschige Straße und drängte sich augenrollend rückwärts gegen das Holz des Karrens, als es des jähen Abgrunds ansichtig wurde.
    Der Reiter blickte auf eine prächtig in Rot und Gold gekleidete Gestalt hinunter, deren wildes schwarzes Haar ihr Angesicht halb verbarg. Sie saß auf einem edlen Pferd wie ein Hüterjunge auf einer Kuh zu sitzen pflegt: ohne Sattel, weit oben am Widerrist, mit gekrümmten Beinen, die Füße in die Rippen des Tieres gestemmt. Aus unerklärlichem Grund spürte der Reiter ein Prickeln im Nacken.
    Damiano nahm den Reiter weniger genau wahr, da er nicht so gut sah.
    »Du da!« rief der Soldat. »Komm hierher!«
    Damiano lachte scharf. »Warum?« fragte er in normalerer Tonlage. »Sehr

Weitere Kostenlose Bücher