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Damiano

Damiano

Titel: Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. MacAcoy
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bald werdet ihr alle hier drüben sein.«
    Der Reiter machte ein finsteres Gesicht.
    »Was? Ich kann dich nicht hören. Hörst du mich nicht, Mensch? Komm hierher.«
    Damiano wollte nicht schreien. Er wollte überhaupt nicht mit diesem Burschen sprechen. Er wendete sein Pferd und ritt wieder straßabwärts, wagte jedoch nicht, das Pferd an der Biegung traben zu lassen.
    Wieder gellte ein Schrei durch die Stille; der Angstschrei einer Frau. Damiano drehte sich auf seinem Pferd um. Im selben Moment traf ein Geschoß sein Brustbein. Der Aufprall war nicht stärker als von einem wohlgezielten Schneeball.
    Sein Schreck teilte sich augenblicklich dem schwarzen Wallach mit, so daß der in rasenden, rutschenden Galopp fiel und alsbald eine Granitwand zwischen Damiano und Pardos Soldaten brachte. Damiano ließ das Pferd laufen, während er auf den Pfeilschaft hinunterblinzelte, der aus seinen Kleidern herausragte. Mit einer Hand zügelte er schließlich das Pferd und zog mit der anderen ganz gelassen den Pfeil aus dem in Holz und Leder gebundenen Gedichtband Petrarcas. Bei näherem Hinsehen stellte er fest, daß der Pfeil gut die Hälfte der Pergamentseiten durchbohrt und ein ganzes Päckchen Briefe, die in einem unbekannten germanischen Dialekt geschrieben waren, durchdrungen hatte.
    »Wenn ich am Leben bleibe«, murmelte er, »werde ich viel berichten können.«
     
     
    Als Paolo Denezzi seinen edlen Rappen die Nordstraße hinuntergaloppieren sah wie von Furien gehetzt, begann er lauthals zu schimpfen. Doch ehe er Atem holen konnte, um seinem Zorn Luft zu machen, war Damiano schon neben ihm vom Pferd geglitten.
    »Alles absteigen«, rief er den Bürgern von Partestrada zu. »Jeder Mann auf seine eigenen zwei Beine und vorwärts mit mir.«
    »Kommt nicht in Frage«, brüllte Denezzi.
    Die Männer hielten inne, einen Fuß im Steigbügel, da sie nicht wußten, wem sie folgen sollten. Denezzi jedoch sprang aus dem Sattel und trat Damiano gegenüber.
    »Was soll das, Schleiereule?« Ohne zu überlegen, griff er nach der Kette an Damianos Umhang. Der silberne Knauf des Stabs fiel blitzend auf seine Knöchel, und er zog seine Hand blutend zurück.
    »Rühr das nicht an«, fuhr Damiano ihn an. »Wenn sie dir gehorchen, dann hilf mir, ihnen das Leben zu retten. Sorge dafür, daß die Pferde beiseite geschafft werden.«
    Denezzis Gesicht war puterrot angelaufen. Er saugte an seinen blutenden Fingern.
    »Warum? Was ist denn los? Kommen etwa die Soldaten, die du uns prophezeit hast?«
    »Ja, und entweder werden sie uns alle umbringen, oder das Entsetzen wird es tun. Sitzt ab, wenn ihr euer Leben retten wollt«, rief er so laut er konnte.
    »Gilt das auch für Esel?« brummte Aloisio, der Gerber, ließ sich aber noch während er sprach schon vom Rücken seines Tieres gleiten.
    Zehn Männer lachten, fünfzig sprangen von ihren Tieren. Belloc stieg von seinem Grauen.
    »Sie sind keine zwanzig Minuten Ritts entfernt«, verkündete Damiano. »Sie können kein Tempo machen, weil sie Gespanne anführen – Ochsengespanne, Belloc, und eines davon war Eures.«
    »Catarina?« stieß der Schmied entsetzt hervor, aber Damiano hob die Hand.
    »Es sind einige Bürgerinnen bei ihnen, aber auf die Entfernung konnte ich sie nicht erkennen. Hört zu, meine Freunde. Ich reite jetzt dort hinauf – « Er wies die Straße hinauf, die er heruntergekommen war – »und verstecke mich, wenn ich kann. Wenn die Soldaten vorüberreiten – überrasche ich sie. Haltet euch bereit, unsere Karren zurückzuerobern. Und haltet euch zur Flucht bereit.«
    Er wendete sein Pferd, und bald darauf war er ihren Blicken entschwunden.
    »Tun wir, was er sagt?« fragte Aloisio, der, die Zügel seines Esels in der Hand, hinter Denezzi stand. »Ich fürchte, der junge Signor Delstrego ist ein bißchen – äh – verwirrt.«
    »Ich tu’s jedenfalls«, erklärte Belloc. »Für die anderen kann ich nicht sprechen.«
    Denezzi ließ solche Eigenmächtigkeit nicht gelten.
    »Wir tun alle, was er sagt. Wenn diese Soldaten, von denen er ständig spricht, wirklich existieren – nun, er scheint einen Plan zu haben. Wenn nicht, so werde ich diesen zimperlichen Einfaltspinsel am Straßenrand verscharren, das schwöre ich.«
    Er ließ die Zügel seines Pferdes einfach fallen, dessen sicher, daß jemand sich um das Tier kümmern würde, und schritt voran. Wortlos nahm Aloisio sich des Tieres an.
    Damiano kauerte hinter einem kleinen Hügel, der sich aus den knorrigen Wurzeln eines Baums

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