Damit Dein Leben Freiheit Atmet
Verstrickung in ungeklärte Beziehungen. Der Unterbauch steht für Vitalität und Sexualität. Auch dahinein soll das reinigende Wasser der Liebe Gottes dringen, damit wir achtsam und keusch umgehen mit unserer Sexualität. Seine Sexualität keusch zu leben heißt, in ihr unsere Liebe auszudrücken und nicht unsere Gier oder Macht.
Die linke Schulter steht für das Unbewußte. Auch das Unbewußte soll von Gottes Geist gereinigt werden, damit es sich nicht störend in unser bewußtes Reden und Handeln einmischt. Die rechte Schulter repräsentiert die bewußte Seite.
Wenn wir sie mit dem Weihwasser berühren, drücken wir die Hoffnung aus, daß unser bewußtes Tun aus der inneren Quelle herausströmt und nicht zur bloßen Routine verkommt. Handeln aus der inneren Quelle heraus ist geprägt von Phantasie und Kreativität.
Was im Übergießen bei der Taufe geschieht, kann sich auch in ganz weltlichen Ritualen widerspiegeln. Für manche ist das morgendliche Duschen wie ein Taufritual. Sie erleben unter der Dusche nicht nur, daß der äußere Schmutz weggewaschen wird.
Sie fühlen sich erfrischt. Wenn das warme Wasser an ihnen hinunterrinnt, nimmt es all die Ängste mit, die sie vor dem Tag haben. Es wischt die Müdigkeit ab. Es löst den inneren Widerstand vor dem neuen Tag auf. Und unter der Dusche fühlen sich viele wie neugeboren. Sie haben eine Ahnung davon, was es heißt, nicht die alte Leier des Vortages weiterspielen zu müssen, sondern von neuem beginnen zu dürfen, mit neuen Voraussetzungen, mit neuem Mut, mit erneuertem Geist. Und sie fühlen sich von der Schuld reingewaschen. Das Wasser spült ihre Schuldgefühle weg, mit denen sie sich herumquälen, weil sie gestern einem Kollegen gegenüber nicht freundlich genug
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waren oder nicht ganz korrekt geantwortet haben.
Ein Manager von Daimler-Chrysler erzählte mir, daß er abends nach Arbeitsschluß zuerst unter die Dusche gehe und all den inneren und äußeren Schmutz von der Arbeit abwasche. Der innere Schmutz ist oft schwerer abzuwaschen. Das sind die Enttäuschungen, der Ärger, die Verletzungen, die der Arbeitstag mit sich gebracht hat. Er stellt sich bewußt mit seiner Frustration unter die Dusche, damit er es fertigbringt, sie loszulassen, wenn er dann in die Familie geht. Und er zieht sich nach der Dusche die bequeme Alltagskleidung an. Wenn er dann nach unten ins Wohnzimmer geht, versucht er, ganz gegenwärtig zu sein für seine Familie. Dieser Manager hatte keine Beziehung zur Kirche. Aber unbewußt hat er zwei Riten kopiert, die für die Taufe wesentlich sind: das Waschen und das Anziehen neuer Kleider.
Zur Taufe bekommt der Täufling ein neues Kleid als Zeichen dafür, daß er Christus gleichsam wie ein Gewand angezogen hat.
Das weiße Kleid drückt die Herrlichkeit aus, die im K ind aufleuchtet. In jedem Kind strahlt Gottes Schönheit auf. Viele erzählen mir, daß sie nach Arbeitsschluß bewußt ihre Arbeitskleider ablegen und andere Kleider anziehen. Bei Bankangestellten, die am Arbeitsplatz mit Krawatte erscheinen müssen, ist es verständlich, daß sie sich bequemer anziehen.
Aber ich kenne auch Menschen, die keine besondere
Arbeitskleidung tragen. Dennoch ist es für sie ein wichtiges Ritual, nach Arbeitsschluß etwas anderes anzuziehen. Mit den Kleidern legen sie auch die Arbeit ab und alles, was sie während der Arbeit belastet und vielleicht beschmutzt hat. Es ist wie ein Reinigungsritual. Sie denken dabei nicht an Gott. Dennoch geschieht in diesem Ritual etwas von der Qualität der Taufe. Sie legen Altes und Verbrauchtes ab, um sich ne u zu fühlen, befreit von dem, was sie tagsüber erlebt haben.
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Das reinigende Schauspiel der
Eucharistie
Bei den Griechen war das Theater ein wichtiger Ort, an dem Reinigung geschah. Indem die Zuschauer die Emotionen von Mitleid und Furcht erleben, werden ihre Affekte gereinigt. Der Evangelist Lukas hat das Leben Jesu als Schauspiel beschrieben, das im Tod am Kreuz gipfelt. »Alle, die zu diesem Schauspiel herbeigeströmt waren und sahen, was sich ereignet hatte, schlugen sich an die Brust und gingen betroffe n weg.« (Lk 23,48) Durch das Schauspiel des Todes Jesu kamen die Menschen mit ihrem wahren Selbst in Berührung. In Jesus sahen sie den gerechten Menschen, den in sich richtigen Menschen, ausgerichtet auf Gott, rechtschaffen. In Jesus leuchtete das reine und unverstellte Bild des wahren Menschen auf. Das Bild Jesu, der am Kreuz alle Gegensätze dieser Welt vereinigte und
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