Damit Kindern kein Flügel bricht - Kindliche Verhaltensauffälligkeiten verstehen und ein gutes Familienklima fördern
sondern was Sie wirklich glauben.« - »Ich glaube ganz fest an die Liebe zwischen Mann und Frau, Anna, nicht weil es schön ist, sich das vorzustellen, sondern weil wir Menschen dazu fähig sind. Sag mal, hast du diese Frage deinen Eltern auch gestellt?« - »Würde ich nie tun, wär mir peinlich und ihnen wahrscheinlich auch. Weiß auch nicht,
was die machen, manchmal denk ich, die mögen sich schon, dann wieder, sie mögen sich nicht wirklich. Mama erzählt gern, was der Papa früher für ein toller Typ war, aber sie sagt immer ›war‹.« - »Das ist doch schön, dass sie sich daran erinnert. Und wenn er mal ein toller Typ war, kann er es ja wieder werden, oder?« - »Der Papa sagt das aber nie über die Mama, der erinnert sich offenbar nicht so gut.« - »Frag ihn doch einfach mal, das hält er schon aus.«
Oft sind Eltern irritiert, wenn Kinder ihnen solche Fragen stellen. Glauben Eltern denn, ihre Kinder würden mit Scheuklappen am Elternpaar vorbeilaufen? Die Kinder sprechen meistens nur nicht darüber, weil sie zu Recht und intuitiv spüren, dass sie mit solchen Fragen ein etwas vermintes Gebiet betreten. Doch häufig regen die Kinder ihre Eltern, nach der ersten Überraschung, damit an, über ihre Paarbeziehung nachzudenken. Die Elternstunden danach haben oft eine andere Qualität. Die Elterngespräche werden persönlicher, rücken weg vom Fokus Kind und geben den Eltern Raum für ihre Paarträume. Und es soll keiner sagen, dass gestandene und lang verheiratete Eltern nicht noch Paarträume mit sich tragen!
Ohne Zweifel hat es vor dem Startschuss zum Familienprojekt viele »tolle Typen« und »Sie-hat-mir-einfach-supergefallen-Frauen« gegeben. Die Kinder sind der augenscheinliche Beweis für viel vorhandene Liebeskraft. Es spielt dabei keine große Rolle, ob die Kinder bewusste Wunschkinder oder ungeplant waren. Auch die ungeplanten Kinder, so mein Eindruck, haben von einem fruchtbaren Paarzustand profitiert. Die Natur arbeitet meistens sehr verlässlich und fügt nicht automatisch Samen und Eizelle zueinander. Wenn ein Paar trotz Kinderwunsch über mehrere Jahre nicht Eltern wird (und kein organisches Problem vorliegt), ist oft eine natürliche Bremse am Werk, welche die Fruchtbarkeit beeinträchtigt. Sei es, dass das Paar sich unbewusst die Elternschaft
(noch) nicht zutraut oder die Zeugung mit zu hohen Erwartungen besetzt wird. Irgendein seelisches Stressmoment verhindert dann das folgenreiche und fruchtbare Zusammensein, auch wenn die Paare, darauf angesprochen, von keinem bewussten Stress Kenntnis haben.
Es hat etwas Anrührendes, wenn Eltern vom Beginn ihrer Liebe erzählen. Die Vermutung und Hoffnung vieler Jugendlicher stimmt, dass auf jeden Fall vor ihrer Geburt (und vielleicht auch noch danach) zwischen den Eltern Liebe da war. Sicherlich gibt es auch Paare, die sich zur Heirat entschlossen haben, weil ein Baby unterwegs war. Doch selbst da entwickeln sich Liebesspuren. Wie viele Vorschulkinder und Erst- und Zweitklässler fantasieren in ihren Rollenspielen Liebesverhältnisse, Heirat und Kinderkriegen! Nur ein genetisches Programm, das sie da abspulen? Sicherlich nicht. Sie wandern nur in den Fantasieräumen herum, die ihr Alltag ihnen vorgegeben hat. Und wenn ein Geschwisterchen gezeugt und geboren worden ist, schwappen ihre Fantasie-Behälter fast über. »Du spielst jetzt den Papa und der gibt der Mama einen Kuss und dann ist das Baby da«, weiß eine Fünfjährige. Und ein Gleichaltriger legt eine Mutter- und eine Vaterfigur fünfmal ins Elternbett, »damit sie schmusen können«, und jedes Mal schlüpft ein weiteres Baby unter der Bettdecke hervor. »Toll, gell?« Ja, es ist wirklich ein toller Anblick, wie die Babys da so herauspurzeln. Und als er dann noch begeistert hinzufügt: »Die können das gut, gell?«, kennt auch meine Begeisterung kaum noch Grenzen.
Diese Vorschulkinder sind noch nahe am einstigen Liebesland dran, in welchem ihre Eltern einst heimisch waren. Ist es Zufall oder nur eine Alterserscheinung, dass Schulkinder etwa ab der 2., 3. Klasse kaum noch - natürlich auf ihre Altersstufe übertragene und mit ihrem Mehrwissen ausgestattete - Liebesspiele zwischen Mann und Frau inszenieren? Viele Kinderpsychologen würden wahrscheinlich sagen, dass
Kinder in diesem Alter mit der Bewältigung der äußeren Realität beschäftigt seien und mit ihrem Schulalltag zurechtkommen müssten und deswegen kein Interesse mehr an Sexualität, Fortpflanzung und der Frage, ob die Eltern
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