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Damon Knight's Collection 09 (FO 16)

Damon Knight's Collection 09 (FO 16)

Titel: Damon Knight's Collection 09 (FO 16) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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daß er sich kräuseln und zerfallen, sich blähen und zerspringen werde, zusammen mit dieser. Welt. Und Du behauptetest, daß es hier nichts von Wert gebe. Aber die Regierung und ich waren nicht der Meinung.
    Und vermag ich Dich jetzt zu widerlegen, indem ich sagen könnte, daß ich Frieden oder ein Ziel oder Einsicht gewonnen hätte? Nein, natürlich nicht, nicht in oder mit diesem Brief. Trotz meiner früheren Redekünste, mit denen ich, ebenso wie Du, noch vertraut bin, wäre ein solches Bemühen töricht und absurd. Was ich tun kann : Ich kann Dir diese Welt zeigen in der wahrscheinlich einzigen Weise, in der wir sie jemals sehen werden, ich kann Dir zeigen, wo sie über ihr Ufer tritt und meine Persönlichkeit berührt. Ich kann Dich aus meinem Fenster schauen lassen.
    Der Blaue Zwilling. Das war … vor drei Jahren? So ungefähr. („Zeit ist nur ein Mittel, um zu vermeiden, daß alles gleichzeitig geschieht.“ Ist das nicht wunderbar? Ich fand es in einem der Magazine, die ich mit herausgebracht habe, in einem Artikel über die Arbeit eines Künstlers, von dem mir nur noch der Name eines Gemäldes im Gedächtnis blieb. Eine romantische Sehnsucht, wissenschaftlich zu sein.) Drei Jahre …
    Ich vermisse die Erde, die dunkle Erde. Ich vermisse Vega. (Ich erinnere mich, daß Du kurz zuvor wieder nach Ginh versetzt wurdest, und ich frage mich, ob Dich dieser Brief dort zwischen den Türmen erreichen wird.)
    Der Blaue Zwilling, unserer festen Meinung nach die beste Bar im VERBAND, wahrscheinlich sogar der UNION (und habe ich Dir jemals gesagt, daß Bars das Emblem unserer Zivilisation sind? Ein Ort, wo man sich zurücklehnen kann, wo man die Füße hochlegen kann, ein Ort der Ruhe und der gemächlichen Gespräche: stille Zentren, Radnaben eines wirbelnden Universums. Und entschuldige meinen gezierten Ausdruck, bitte).
    Und wir beide saßen dort, sprachen über Karrieren und sonstiges. Ruhig, mit den farbenüberfluteten Wänden der himmelklaren Vega um uns herum, ohne die heftigen Drehungen. Du wolltest mich überreden. Und meine Argumente bröckelten ab. Wir redeten, nahmen uns die Zeit zum Reden. Meine Arbeit hat mich bitter gemacht, Deine trug Früchte, ich beneidete Dich (obwohl wir immer vorgaben, daß es anders herum wäre). Alle meine Gesichter waren ineinandergelaufen wie billige Wasserfarben. Mein Unterricht war für mich nichts anderes mehr als ein abstraktes Muster, das sich bildet, zerbrach, sich wieder bildete – während die Gesichter um Dich herum immer deutlicher wurden, sich definierten, Dir die Richtung wiesen.
    Ich beneidete Dich. Also machte ich Urlaub: „um ein Buch zu schreiben.“ Aber aus dem Urlaub wurde eine lange Beurlaubung, und dann die Entlassung. Aber kein Buch.
    Die Dinge lösen sich auf, das Zentrum hält nicht mehr zusammen … Gespräche über Meinungsverschiedenheiten und Revolution, Möglichkeiten der Veränderung, Dinge, die ganz beiläufig in sich zusammenfallen, und kein Samariter da – und Du erwähnst etwas, das Du in einem der Rundschreiben gelesen hast, die auf Deinen Schreibtisch flogen: was meine Einführung zu allem wurde, zu Ephemera. (Ephemera. Einer dieser blassen, poetischen Scherze, von der Art, die uns Byzanz und Eldorado und Limbo schenkten und alles andere, Namen für Planeten außerhalb der UNION, für weit entfernte Planeten. Man fragt, von was für Menschen sie herstammen.)
    Wie viele Wochen dann des Lesens, des Informationen Einholens, der plumpen ersten Versuche? Wie lange bis zu jener ersten Nacht, in der ich in meinem Bett zusammenbrach und mich wieder aufrichtete, mit dem Vers, „Halte fest diese uralten Minuten im Monat des Kuckucks“ auf meinen Lippen – Tage, Wochen? Es schienen Jahre. Die Zeit war für mich zusammengebrochen. Und ich kam nach Ephemera.
    Ephemera. Mein Fenster schaut auf eine ihrer größten Städte, mit Türmen versehen und großartig, diejenige, die ich Siva nenne. Es ist die mittlere Jahreszeit, das heißt, daß sie sich ausdehnen: gestern war die Stadt meilenweit entfernt, eine dunkle Linie am Horizont; morgen wird sie näher heranrücken, und ich werde meine Siedlerhütte aus dem Wege räumen müssen. Am nächsten Tag wird sie weiter in meine Richtung hin anschwellen, am Nachmittag dann zurückgehen – und der Zusammenbruch wird begonnen haben. Am nächsten Morgen werde ich dann nichts mehr von Siva sehen können, und für die Hütte wird ein neuer Platz gefunden werden müssen, muß herabgeschoben werden für die letzten

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